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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Kommunikationsmuseum Frankfurt trumpft mit hochaktuellen Ausstellungen auf

Riesen-Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln beim Klimaschutz

Von Hans-Bernd Heier

Corona hat auch die Museen arg gebeutelt. Die Besucherzahler gingen pandemiebedingt drastisch zurück, so auch beim Museum für Kommunikation Frankfurt. Immerhin gelang es der Museumsleitung, durch neue Ausstellungen und Veranstaltungsangebote die Besucherzahler im letzten Jahr wieder auf rund 77.700 zu steigern. „Damit sind wir bei ca. 70 Prozent des Vor-Corona-Niveaus von 2019 und auf gutem Weg“, erklärte Direktor Dr. Helmut Gold beim Pressegespräch zum Jahresauftakt. In seinem Optimismus bestärkt wird er durch den erfolgreichen Auftakt der großen Sonderausstellung „KLIMA_X“, die Mitte Oktober 2022 eröffnet wurde und noch bis zum 27. August 2023 zu sehen ist.

Mahnende Plakate für Umweltschutz

Eine der größten Herausforderungen für die Menschheit ist die Bewältigung der Klimakrise: Wie wir auch weiterhin auf unserem blauen Planeten mit einer klimagerechten Zukunft leben können, welche Menschen Mut machen und wie die dringend notwenigen tiefgreifenden Veränderungen gelingen können, das zeigt die hochaktuelle Sonderschau „KLIMA_X“. Die interaktive Ausstellung informiert sehr eindrücklich über die Kommunikation der Klimakrise und verdeutlicht die Riesen-Diskrepanz, die zwischen Wissen und Handeln besteht.

Eisbär bald ohne Eis? Foto: Hans-Bernd Heier

Wer kennt nicht die Last der guten Vorsätze? Wir wollen weniger Zucker essen, unseren Fleischkonsum reduzieren, uns mehr bewegen, nicht mehr rauchen oder das Fahrrad statt des Autos nehmen. Meist wissen wir, was gesund und gut für uns wäre, doch die Umsetzung fällt uns schwer. Das gilt auch in Bezug auf die mit der Klimakrise verbundenen Gefahren.

Starkregen, Hitzeperioden oder Dürren haben wir schon erlebt und Klimawissenschaftler/innen auf der ganzen Welt haben valide Klimadaten vorgelegt. Wir wissen, dass wir die CO2 Emissionen deutlich reduzieren müssen, um unseren Lebensraum zu erhalten. Wir sind uns bewusst, dass wir unsere Mobilität, Ernährung und unseren Konsum verändern müssen.

Und wir wissen, dass das Thema uns alle angeht – im Großen die Politik und Wirtschaft und im Kleinen jeden einzelnen in der persönlichen Lebensführung. Doch warum tun wir nicht, was wir wissen? An interaktiven Stationen können Besucherinnen und Besucher ihre eigene Bereitschaft zu Veränderungen angesichts von Klimaszenarien erkunden.

Klimaschutz ja, aber…

Kooperationspartner dieser Ausstellung sind u.a. das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie die LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) und das Umweltamt Frankfurt.

In Vorbereitung auf das Projekt hat das Museum selbst verschiedene Veränderungsaktionen auf den Weg gebracht: So gedeiht seit Mai 2022 zwischen dem modernen Behnisch-Bau und der historischen Villa eine Blühwiese, um die Vielfalt an Insekten, Vögeln und Kleinstlebewesen zu fördern. Um diese Wiese weiter zum Leben zu erwecken, wird ein kleiner Skulpturenpark angelegt: Vier Skulpturen aus der Sammlung der Museumsstiftung werden um Ostern auf der Wiese aufgestellt: zwei Skulpturen des Götterboten Hermes, der „Lauschende“ aus der Übersee-Funkempfangsstelle Beelitz bei Berlin und „Elektron“.

Blühwiese neben dem Behnisch-Bau

Das wechselvolle Verhältnis von Mensch und Tier thematisiert ab dem 2. März 2023 die Ausstellung „HumANimal. Das Tier und Wir“. Die Schau gibt einen kulturgeschichtlichen Überblick über die von zahlreichen Widersprüchen geprägte Mensch-Tier-Beziehung von der Antike bis heute. Sehen wir in den tierischen Lebewesen eher beste Freunde oder ertragreiches Schlachtvieh, zugkräftige Arbeitstiere oder modische Luxusgeschöpfe? Wie halten wir es mit dem Fleischkonsum? Seit wann leben Hund und Katze mit uns unter einem Dach? Unter Berücksichtigung neuester tierethischer Perspektiven will die Schau zum Nachdenken anregen.

Das Tier und wir, die Winkekatze, ARTIS-Uli Deck

Den 175. Jahrestag des Zusammentretens der Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt nimmt das Kommunikationsmuseum zum Anlass, um sich mit einer großen Ausstellung dem Thema Streit zu widmen: Denn Streit ist Teil der menschlichen Kommunikation. Streit ist wichtig, denn er gibt uns die Chance uns zu verstehen, uns auszutauschen und anzunähern. Er begegnet uns täglich: in den Medien, in politischen oder gesellschaftlichen Debatten, in der Familie oder in Beziehungen. Die breitgefächerte Präsentation „STREIT. Eine Annäherung“ (vom 6.10.2023 bis zum 25.08.2024) zeichnet die Entwicklungen, Herausforderungen und die Relevanz von „Streit“ aus historischer, kommunikativer, politischer und persönlicher Perspektive nach.

„Streit“ um Meinungsfreiheit

Im Zuge der Corona-Pandemie rückten öffentliche Gesundheitsinstitutionen und ihre Krisenkommunikation in den medialen Fokus. Die Ausstellung #KRISENALLTAG (vom 10.11.2023 bis Frühjahr 2024) zeichnet die kommunikativen Herausforderungen nach und zeigt, wie die Bevölkerung auf die jeweiligen Informationen, Warnungen, Handlungsempfehlungen und -anweisungen reagierte. Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

In diesem Jahr ist Slowenien Gastland der Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Anlass kooperiert das Frankfurter Kommunikationsmuseum mit dem slowenischen Museum für Post und Telekommunikation. Die Ausstellung „Hello! Where are you? – Hallo! Wer da?“ (vom 17.9.2023 bis Frühjahr 2024) erzählt slowenisch-deutsche Handygeschichte(n) und zeigt, wie sich die Mobiltelefonie-Technologie in beiden Ländern nach dem Ende des Kalten Krieges entwickelt hat.

Beschwingte Stimmung beim letztjährigen Museumsuferfest im Kommunikationsmuseum

Das Kommunikationsmuseum Frankfurt beteiligt sich auch in diesem Jahr wieder an den musealen Großveranstaltungen: an der „Nacht der Museen“ und am „Museumsuferfest“. Dabei ist „Grün“ das Motto für die Nacht der Museen 2023 am 13. Mai 2023. Ein buntes Programm im Lichthof des Museums wird ergänzt mit Kurzführungen in den Ausstellungen.

Beim Museumsuferfest vom 25. bis 27. August 2023 dreht sich das gesamte Programm – begleitet von der Bigband der Deutschen Telekom – um die Ausstellung „HumANimal“.

Weitere Informationen unter: www.museumsstiftung.de

Alle Abbildungen, soweit nicht anders benannt: Museum für Kommunikation Frankfurt

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