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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Zum Tod von Michael Hohmann, dem universal gebildeten Leiter der Romanfabrik

Abschied von einem „Homme de lettres“

Am 5.1.2023  wird der am 25. Dezember im Alter von 68 Jahren verstorbene Michael Hohmann um 9.45 Uhr  auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben.

Hier ein Statement des Vorstands der Romanfabrik, Dr. Elettra De Salvo, Linda Reisch und Ruthard Stäblein.

So kennen ihn viele: Michael Hohmann, den belesenen Leiter der Romanfabrik, der dem eingeladenen Gast gezielte und kritische Fragen stellt, Foto: Petra Kammann

„Wir sind erschüttert. Es ist kaum zu begreifen. Unser Freund ist tot. Der Geschäftsführer und künstlerische Leiter der Romanfabrik, Dr. Michael Hohmann, ist plötzlich und unerwartet am 25.12.2022 gestorben.

Michael Hohmann ist am 13.09.1954 in Darmstadt geboren. Er studierte Romanistik und Philosophie in Mainz, Montpellier und an der Sorbonne in Paris. In Mannheim promovierte er über Alexandre Dumas, den Älteren. Von 1966 bis 1985 studierte er Querflöte an der Darmstädter Akademie für Tonkunst und spielte die Flöte bis zu seinem frühen Tod. Zwischen 1988 und 1992 ließ er sich zudem als Schauspieler ausbilden.

In drei Künsten bestens zuhause, der Musik, der Darstellenden Kunst und der Literatur, überzeugte er den damaligen Vorstand der Romanfabrik und wurde 1992 Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des ältesten Frankfurter Literaturhauses, das seit 1999 auf dem Union-Gelände in der Hanauer Landstraße Nr. 186 im Frankfurter Ostend ein Zuhause gefunden hat.

Dieser „uomo universale“ konnte durch seine vielseitigen künstlerischen Interessen und Sprachkenntnisse die Romanfabrik zu einem Dreispartenhaus mit Musik, philosophischen Debatten und Literaturabenden ausbauen. So gibt es hier seit knapp 20 Jahren das „Philosophische Café“. In den Jahren 2009, 2011 und 2013 initiierte Michael Hohmann dank seiner internationalen Vernetzung das an den urbanen Zentren der Welt ausgerichtete Lesefestival „Metropolitan – Die erzählte Stadt“.  Im Juni 2019 startete das „Café Europa“, das er in Kooperation mit dem „Institut Franco-Allemand“ ins Leben rief, aus dem eine wissenschaftliche Publikationsreihe hervorging. Durch seine „kommunikative Kompetenz“ (Jürgen Habermas) setzte er den Geist der „Frankfurter Schule“ von Adorno und Horkheimer im Sinne einer kritischen Aufklärung fort. Zuletzt noch gründete er in dieser Nachfolge eine Diskussionsreihe mit dem Titel „Frankfurter Debatten“.

Und er organisierte und moderierte unzählige Lesungen mit deutschsprachigen und internationalen Autorinnen und Autoren. Besonders hervorzuheben sind seine langjährigen, treuen Freundschaften mit hessischen Wortakrobaten wie Franz Mon und Michael Quast sowie mit seinem Lieblingsdichter Ror Wolf.

Michael Hohmann schaffte es, eine Verbindung herzustellen zwischen „Text – Ton – Thema“, so lautete auch der Titel dieses monatlichen „Kulturbriefes“. Durch seine Fähigkeit zur Vernetzung hat er in der Romanfabrik zusammen mit der „Jazzinitiative“, der „Jungen Deutschen Philharmonie“, dem „Mutare Ensemble“ und auch mit Chansons eine beachtenswerte Musikbühne aufgebaut. Der ‚Partnerschaftsmeister‘ multiplizierte mit seinen Fähigkeiten die Möglichkeiten der Romanfabrik. Er hat mit seinem Charisma, seiner Eleganz und Leidenschaft ein außergewöhnliches Programm zusammengestellt und in der Frankfurter Kultur über Frankfurt hinaus Marksteine gesetzt.

Wir trauern um unseren Geschäftsführer und künstlerischen Leiter der Romanfabrik, unseren frankophilen Freund, mit Michel de Montaigne gesprochen, den „homme de lettres“.: „Das sind die vorzüglichsten Seelen, welche die meiste Biegsamkeit haben und in den meisten Dingen sattelfest sind“. Zu ihnen gehörte Michael Hohmann.
Wir sind in unserer Trauer noch immer fassungslos.“

CV Michael Hohmann

Michael Hohmann wurde 1954 geboren und studierte Philosophie und Romanistik in Mainz, Montpellier, Paris und Mannheim. Der promovierte Literaturwissenschaftler publizierte zu Victor Hugo, Alexandre Dumas, Guillaume Apollinaire, den Romantikern an Rhein und Main. Seit 1992 war er Geschäftsführer und künstlerischer Leiter der 1985 gegründeten Romanfabrik. Er wurde am 2. Dezember 2022 mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet, die Laudatio hielt die frühere Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der Romanfabrik Linda Reisch.

Vertraute Szene in der Romanfabrik, wenn Michael Hohmann die Treppe hinunterkommt…, Foto: Petra Kammann

Das Programm der Romanfabrik wird im Sinne Michael Hohmanns erst einmal weitergehen.

SUSAN ARNDT & CHANTAL LOUIS | 16. JANUAR | 20.00 UHR

ARNO CAMENISCH | 17. JANUAR | 20.00 UHR

ALEXANDRU BULUCZ | 24. JANUAR | 20.00 UHR

ELETTRA DE SALVO ÜBER DIE FENOGLIOS | 31. JANUAR | 20.00 UHR

 

Die Reihe „Frankfurter Debatten“ wird gefördert von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, dem Kulturamt Frankfurt und dem Kulturfonds Frankfurt-RheinMain. In Kooperation mit hr2-kultur.

 

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