Frankfurt und der Nationalsozialismus. Eine gemeinsame digitale Gedächtnisplattform
In einer gemeinsamen Pressekonferenz wurde heute die digitale Gedächtnisplattform vorgestellt, mit der das Historische Museum Frankfurt, das Jüdische Museum Frankfurt und das Institut für Stadtgeschichte eine zentrale Anlaufstelle für alle zur Verfügung stellen, die sich mit NS-Geschichte befassen möchten.
Die Stolpersteine vor den Häusern erinnern an die dramatische Geschichte der einstigen Bewohner, Foto: Petra Kammann
In Frankfurt engagieren sich viele Institutionen und Personen für eine aktive Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus. Zahlreiche Museen, Archive, Forscher*innen und zivilgesellschaftliche Initiativen machen Angebote zu verschiedenen Themen und für unterschiedliche Zielgruppen. Die Plattform möchte ihre Angebote bündeln und Nutzer*innen einen zentralen Zugang zu seriösen Quellen anbieten. Sie ist offen für weitere Vernetzungen.
Gerade wurde eine App gelauncht, in der über 1.000 Orte zur nationalsozialistischen Vergangenheit zusammengetragen wurden durch das Historische Museum Frankfurt das Institut für Stadtgeschichte und durch zivilgesellschaftliche Initiativen. All diese Orte sind auf einer Stadtkarte verortet.
Schon auf den ersten Blick ist zu sehen, wie sehr sich der Nationalsozialismus in die Stadtgeschichte eingeschrieben hat. Auf der Karte werden Orte der Verfolgung, Orte des Widerstands und der „Volksgemeinschaft“ unterschieden. Auch Stolpersteine und Denkmale sind in der App sichtbar.
Die Inhalte zeigen verschiedene Perspektiven von Betroffenen auf: Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti, Zwangsarbeiter*innen, Menschen mit Behinderung, queeren Personen. Sie erzählen Geschichten von politischem und religiösem Widerstand oder von unangepasstem Verhalten wie im Fall der Swing-Jugend.
Auch die Webseite www.frankfurt1933-1945.de zur Geschichte der Stadt im Nationalsozialismus ist über diese neue Gedächtnisplattform erreichbar. Die Informationen zu Orten und Rundgängen wurden von verschiedenen Kooperationspartner*innen erarbeitet.
Jüdisches Museum Frankfurt launcht Shoah Memorial Frankfurt
Das neue Shoah Memorial Frankfurt umfasst mehr als 12.000 Namen, Lebensdaten und Kurzbiografien von jüdischen Frauen, Männern und Kindern, die in Frankfurt lebten und während der nationalsozialistischen Herrschaft gewaltsam zu Tode kamen. Mussten Nachkommen und Verwandte, Historikerinnen und Historiker oder Schülerinnen und Schüler bislang Kontakt mit dem Jüdischen Museum aufnehmen, um Näheres über die Ermordeten zu erfahren, können sie fortan selbst recherchieren. Die neue Website ist seit Donnerstag, 10. November, online unter shoah-memorial-frankfurt.de.
Wichtig ist ebenfalls die partizipative Grundhaltung der Projekte: Sie verstehen sich als technische Infrastruktur, durch die Erinnerungskultur lebendig gehalten wird und für individuelle Erinnerungsarbeit genutzt und auch erweitert werden kann. Ausdrücklich zur Präsenz auf der Plattform eingeladen sind, neben etablierten Geschichtsinstitutionen, auch Geschichtsinitiativen, die sich durch ihre Recherchen fundierte Expertise über NS-Geschichte in Frankfurt erworben haben.
Das Projekt wurde im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert. Unterstützt vom Kulturdezernat der Stadt Frankfurt am Main.