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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Wie geht es jetzt weiter? Zwölf Erzählungen aktueller Kunst aus Spanien im Kunstverein

Die Ausstellung „Wie geht es weiter? im Frankfurter Kunstverein (14. Oktober 2022 — 29. Januar 2023)  umfasst zwölf Werke, zwölf visuelle Erzählungen spanischer Künstler:innen, die sich mit der(n) überlieferten Geschichte(n) befassen, die uns aus vergangenen Zeiten bis in die heutige ungewisse Gegenwart begleiten und bestimmen. Im Rahmen des Ehrengastlands Spanien der Frankfurter Buchmesse unter dem Motto: Sprühende Kreativität nehmen folgende Künstler:innen an der Ausstellung teil: María Alcaide, Noa und Lara Castro, Fito Conesa, Regina de Miguel, El Palomar, Antoni Hervàs, Momu & No Es, Andrea Muniáin, Paloma Polo, Juan Pérez Agirregoikoa, Putochinomaricón, Petrit Halilaj und Álvaro Urbano, kuratiert von Rosa Ferré und Ana Ara.

Vorhang zu und alle Fragen offen? Dahinter „Carne de mi carne“  (Das Fleisch meines Fleisches) von María Alcaide (*1992, Aracena, ES) , die als weiblicher und feministischer Körper in ihrem besonderen familiären und kulturellen Umfeld aufwuchs: Ihre Eltern sind Metzger in einem kleinen Dorf wenige Kilometer von Jabugo (Huelva) entfernt, bekannt als Wiege des iberischen Schweins und des besten Schinkens, Foto: Petra Kammann

Wie geht es jetzt weiter? Ein Thema, das uns alle interessiert. Grundlegende Veränderungen finden mit solcher Geschwindigkeit statt, dass wir diese kaum verarbeiten können. Und wo bleibt die Utopie, die ein Leitbild unserer Zukunft ist? Die Politik erweist sich als unfähig, mit einer Realität umzugehen, die zu komplex und vernetzt ist und von finanziellen Automatismen beherrscht wird. Einerseits müssen wir uns mit der ökologischen und ressourcenbezogenen Krise auseinandersetzen, die vor dem Hintergrund aller anderen Krisen wie denen des Krieges, eine zentrale Rolle spielt und die das Handeln der globalen Gesellschaften in entscheidender Weise bestimmt.

Nach einer globalen Pandemie, inmitten eines Europas mit schwindender Bedeutung, befinden wir uns in einem historischen Moment, in dem wir uns damit abfinden, dass die Welt, so wie wir sie kannten, nicht mehr existiert. Wo sind die technologische Utopie und die emanzipatorischen Möglichkeiten des Internets geblieben?

Weit davon entfernt, uns die Zukunft vorstellen zu können, versuchen wir, geeignete Ansätze zu finden, um uns neu zu verorten. Denn die aktuelle Krise ist nicht allein eine Umweltkrise, sondern auch eine Krise der Weltbilder, der Beziehungen, eine Krise der Sprache, des Bewusstseins, eine Krise der Erzählung.

Wer, wenn nicht die Kunst, bietet das Potenzial, unsere Gegenwart wiederzu(er)finden?  Die Ausstellung zeichnet eine kleine Reise durch das Werk unterschiedlicher Künstler:innen aus Spanien. In ihren Erzählstrukturen hallen tradierte Geschichte und Mythen nach. Sie haben Spuren in ihrer visuellen Sprache hinterlassen. Sie erzählen Geschichten, welche die kulturellen und sozialen Konstruktionen, Ideologien vielleicht, in Frage stellen.

Blick in das Treppenhaus auf das gestaltete vertikale Fenster des Frankfurter Kunstvereins mit der architektonischen Intervention „Calvary Chapel „des Künstlerinnenduos Momu & No Es (Lucía Moreno,*1982, Basel, CH & Eva Noguera, *1979, Barcelona, ES), Foto: Petra Kammann

Für den Parcours durch die zwölf Stationen sollten wir uns allerdings ein wenig Zeit nehmen.

Jede Geschichte hat eine unabhängige Einheit, sie öffnet und schließt sich, aber in der aufeinanderfolgenden Lesung im Raum treten die Geschichten miteinander in Dialog und bilden ein einziges Buch. Die präsentierten Geschichten werden im Raum wie in einer Anthologie von Geschichten in zwölf Kapiteln, gelesen, jeweils unter einem anderen Aspekt:

THEMEN DES AUSSTELLUNGSPRARCOURS

1. Eine moralische Erzählung, Künstlerinnenduos Momu & No Es

2. Eine Beschwörung der Apokalypse, Film Helicon von Fito Conesa

3. Eine Geschichte, die aus der Asche gerettet wurde, Antoni Hervás

4. Autofiktion: eine musikalische Erzählung über einen Basar im Jahr 3000, Chenta Tsai alias Putochinomaricón

5. Chroniken des Selbst. Eine Familiengeschichte (im doppelten Sinne), María Alcaide

6. Ein hyperrealistischer Bericht, Künstlerin, Architektin und Forscherin Andrea Muniáin

7. Umgeschriebene Erinnerungen an eine kranke Gesellschaft, Künstlerinnenduo El Palomar (Mariokissme, Mario Páez, ES & R.mMarcos Mota, Rafa Marcos

8. Eine Geschichte für die Revolution, Paloma Polo

9. Fabeln ohne Moral, Juan Pérez Agirregoikoa

10. Geträumte Erinnerungen, KünstlerduNoa und Lara Castro

11. Eine Liebesgeschichte in Briefen, Künstlerduo Petrit Halilajs und Álvaro Urbanos

12. Chroniken eines Mediums, Regina de Miguels

Sprühende Kreativität , ja – das Kulturprogramm zur Frankfurter Buchmesse 2022 im Rahmen des Ehrengastlands Spanien ist nicht nur brandneu , sondern teils auch für die Ausstellung eigens entwickelt worden. pk

 

 

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