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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Mit dem „Romantik-Quiz“ auf der Suche nach der sagenumwobenen „Blauen Blume“

Das Romantik-Quiz“ von Petra Kammann erläutert in 100 Fragen und Antworten auf unterhaltsame und informative Weise eine historisch bedeutsame Bewegung, deren Spuren noch heute nachwirken.

Eine Besprechung von Hans-Bernd Heier

Was ist Romantik? Seit ihren Anfängen ist diese Sehnsuchtsbewegung heftiger Kritik ausgesetzt und wurde wegen ihrer schillernden Klischees immer wieder äußerst kontrovers diskutiert. Auf jeden Fall umfasst die Romantik eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hineinreicht. Sie entfaltete sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik, aber ebenso auf Gebieten wie Geschichte, Theologie und Philosophie, Naturwissenschaften und Medizin. Etliche Erkenntnisse bestimmen noch heute unser Denken.

So sieht die Box des Romantik-Ratespiels aus dem Grupello Verlag aus

Die Geistesbewegung faszinierte aber auch die Menschen wegen ihrer neuen Ideen und Utopien. Denn in jener Zeit hatten sie mit großen historischen Umwälzungen wie auch mit der Industrialisierung und den Folgen der Französischen Revolution zu kämpfen. Als Reaktion darauf und als Protest gegen die vernunftbetonten Ideale der Klassik beschäftigten sich die Romantiker mit dem Inneren des Menschen, mit seinen Gefühlen und seiner Beziehung zur Natur. Märchen, Mythen und Mittelalter bekamen einen neuen Stellenwert.

All diese Themen assoziativ aufgreifend, geht die Kulturjournalistin Petra Kammann in dem soeben erschienenen „Romantik-Quiz“ (Grupello Verlag) dieser Epoche, die halb Europa erfasste, auf den Grund – in einzelnen Fragen wie nach den zentralen Motiven der Bewegung inklusive des Schaurigen, Unterbewussten, Fantastischen, Leidenschaftlichen, Individuellen, Gefühlvollen und Abenteuerlichen.

Legendär ist die Suche nach der „blauen Blume“, Foto: Petra Kammann

Die Fragen und Antworten führen aber auch immer wieder zu den Dichtern, Musiker, Malern und Gelehrten jener Epoche und zu den Romantikern, die sich von Träumen, Sehnsüchten und fernen Ländern leiten lassen, zu denen, die Märchen sammeln, die den Mond besingen und zu jenen, die stets unterwegs auf der Suche nach dem „Zauberwort“ oder der sagenumwobenen „Blauen Blume“ sind: Dichter wie Novalis , E.T.A. Hoffmann, Joseph von Eichendorff, Bettina von Arnim, die Brüder Grimm, Clemens Brentano, Ludwig Tieck oder die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel.

Natürlich geht es auch zu Malern wie Caspar David Friedrich, Johann Heinrich Füssli, Carl Gustav Carus oder Otto Runge. Auch um deren Werke drehen sich die 100 Fragen und ebenso vielen informativen Antworten wie im Falle der  Musiker, von Franz Schubert über Felix Mendelsohn Bartholdy, bis hin zu Clara und Robert Schumann. In allen Fällen gilt: Hauptsache, die Grenzen des Verstandes werden gesprengt und das Bewusstsein wird erweitert.

Wartende und sinnierende Besucher und Besucherinnen am Eingang des Deutschen Romantik Museums, Foto: Petra Kammann

Die spielerische Ratetour führt außerdem von Frankfurt über Bacharach nach Düsseldorf, von Tübingen nach Heidelberg, von Weimar über Jena und Halle bis hin nach Dresden und Berlin, sogar nach Paris und St. Petersburg. Auf dem anspruchsvollen Quiz-Parcours stellen sich den Mitspielern u. a. Fragen wie: „Der Wanderer über dem Meer“ gilt als Bild-Ikone dieser Epoche. Wer hat’s gemalt? Oder Der „Taugenichts“ gilt als naiver Tagträumer. Wer war der Schöpfer dieses romantischen Helden?“ oder „Freiheit und Liebe“ war ihr Lebensmotto. Wer war’s? oder: Welche Universitätsstadt wurde um 1800 zu einem „Hotspot“ der Frühromantik? oder: In dem idyllischen Häuschen an der Nidda fühlten sich Bettina von Arnims Töchter „wie im Zauberreich“. Wie heißt das romantische Schweizerhäuschen? Oder: Welche romantische Oper gilt als erste deutsche Nationaloper? schließlich: Hat ein Autor der Epoche der großen Gefühle tatsächlich ein Gedicht über die Eisenbahn geschrieben? Manchmal wird man auch bewusst in die Irre geleitet. Da ist Köpfchen gefragt.

Die Spielregeln hingegen sind ganz einfach: An dem Quiz können zwei, aber auch mehrere Mitspieler teilnehmen. Die Fragen werden reihum dem Nachbar vorgelesen. Wer die Frage richtig beantwortet hat, darf die Spielkarte behalten. Wer am Ende die meisten Kärtchen gesammelt hat, hat nicht nur das Quiz gewonnen, sondern spielerisch auch eine Reihe neuer Erkenntnisse über die vielseitige Geistesbewegung hinzugewonnen, weil die Autorin in die Antworten erhellende Hintergrund- und Zusatz-Informationen gepackt hat.

Mit der Zeichnungsausstellung wurde auch dieser Raum des Deutschen Romantik Museums 2022 eröffnet; Foto: Petra Kammann

Als krönenden Abschluss des Spielgenusses empfiehlt der Rezensent einen Besuch des vor gut einem Jahr eröffneten Deutschen Romantik Museums in Frankfurt am Main mit seinen exquisiten Exponaten. Das Museum direkt neben dem Goethe-Haus ist das weltweit erste Museum, das sich der Epoche der deutschsprachigen Romantik als Ganzes widmet.

Zu sehen ist dort übrigens derzeit auch noch bis zum 6. Nov. 2022 die erste große Sonderausstellung mit originalen Handzeichnungen, die das Freie Deutsche Hochstift seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit einem spezifischen Bezug zu Goethe und seiner Zeit zusammengeführt hat. Gezeigt werden Zeichnungen und Aquarelle von über 60 Künstlern und Künstlerinnen, die den beeindruckenden Ideenreichtum sowie die technische und motivische Vielfalt der Zeichenkunst um 1800 offenbaren.

„ROMANTIK-QUIZ – 100 Fragen und Antworten“
von Petra Kammann
Grupello Verlag; 1. Aufl., September 2022; ISBN 978-3-89978-426-8; Preis: 12,90 €
www.grupello-verlag.de

 

Die Quiz-Autorin

Petra Kammann, Publizistin, Kulturjournalistin, Dozentin, Übersetzerin, Hörbuch- und Sachbuch-Jurorin sowie Herausgeberin und Chefredakteurin von FeuilletonFrankfurt, hat zuvor in Düsseldorf Romanistik, Germanistik und Philosophie studiert, in Aix-en Provence (Frankreich) „Lettres Modernes“ und Philosophie, und in Perugia (Italien) Italienische Literatur und Kunstgeschichte. In Marseille arbeitete sie als Deutschlehrerin, im Taunus als Studienrätin, im Börsenverein des Deutschen Buchhandels zunächst im Sekretariat „Friedenspreis“. Dort betreute sie Astrid Lindgren und Lew Kopelew und wirkte 15 Jahre lang als Chefredakteurin des BuchJournal, entwickelte Supplements zur Süddeutschen Zeitung und zum Zürcher TagesAnzeiger, bevor sie sich selbständig machte, ein freies Redaktionsbüro in Frankfurt aufbaute, eine Dozentur an der Philipps-Universität Marburg wahrnahm, für knapp zehn Jahre nach Düsseldorf übersiedelte und dort als Herausgeberin die Zeitschrift …IN RHEINKULTUR entwickelte und als Chefredakteurin verantwortete. Nach ihrer Rückkehr in die Mainmetropole Frankfurt arbeitete sie an verschiedenen Print- und Online-Magazinen mit, bis sie 2017 das Kulturportal FeuilletonFrankfurt von Erhard Metz übernahm.

 

 

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