Düsternis und Leidenschaft: Verdis Macbeth in der Deutschen Oper am Rhein
Giuseppe Verdis „Macbeth“ in Düsseldorf
von Simone Hamm
„Diese Tragödie ist eine der größten menschlichsten Schöpfungen“, schrieb Komponist Guiseppe Verdi über Shakespeares Macbeth, den er vertonen wollte.„Shakespeares Stücke haben etwas Universelles und Archetypisches. Macbeth ist eines der nihilistischsten Stücke“, die er kenne, sagt Regisseur Michael Thalheimer. Und genauso inszeniert er es: düster und schwarz.

Hrólfur Sæmundsson als Macbeth und Ewa Płonka als Lady Macbeth, Foto: Sandra Then
An der Oper am Rhein in Düsseldorf hatte dieses Drama von Macht und Schuld und Gier jetzt Premiere. Es ist eine Kooperation mit der Opera Ballet Vlaanderens Antwerpen und Gent.
Hendrik Ahr hat eine anthrazitfarbene, dunkle Bühne geschaffen. Eine Eisenwand. Davor eine Halfpipe, auf der Scater sich anmutig oder wild bewegen könnten. Die Schauspieler erklimmen den Rand mit den weit auseinander liegenden Trittstufen nur mühsam. In einer unglaublichen Szene klettern alle Könige, die Macbeth sich in seinem Albtraum vorstellt, von einer Seite zu anderen. Am Ende, wenn die Bühne in Blut getaucht sein wird, schliddern einige der Sänger.
Auf dem Rand der Halfpipe stehen die Hexen mit weißen Perücken. Sie prophezeien Macbeth die Krone, aber auch den Tod. Lady Macbeth sieht ihre Chance. Sie fordert Macbeth auf, König Duncan zu ermorden. Es wird der erste einer Reihe von blutigen Morden sein.
Die polnische Sopranistin Ewa Polka ist eine stimmgewaltige, ausdrucksstarke großartige Lady Macbeth: Aufbrausend, infam, herrisch, dämonisch, dann verzweifelt, irre werdend. Und dann singt sie einfach so ein fast fröhliches Trinklied, als sei nichts geschehen.
Manisch versucht sie, sich die blutigen Hände rein zu waschen.
Der isländische Bariton Hrólfur Saemundson ist der kalte König. Aber er ist auch ängstlich, zittert. Und ist eigentlich alles andere als ein würdiger König. Während eines Banketts wird er verrückt und beginnt mit dem Toten Banco zu sprechen. Es gelingt Hrólfur Saemundson, all diese Facetten des Machtmenschen – von der Introvertiertheit bis hin zum Wahn – auf die Bühne zu bringen.
Auch alle anderen Sänger begeistern. Es ist herzzerreißend, wenn Macduff (der spanische Tenor Eduardo Aladrèn) der sich als einziger aus der Familie retten konnte, den Tod seiner Kinder beklagt. Banco (der rumänische Bassist Bogdan Talos) versucht, gegen die Geister zu kämpfen, ist er stark und so ist seine Stimme.

Eduardo Aladrén (Macduff), David Fischer (Malcolm), Hrólfur Sæmundsson (Macbeth), Ewa Płonka (Lady Macbeth), Chor der Deutschen Oper am Rhein. Foto: Sandra Then
Antonio Fogliani dirigierte die Düsseldorfer Symphoniker. Großartig der Chor der Hexen., wie überhaupt der Chor der Deutschen Oper am Rhein.
Es war ein aufrührender, musikalisch herausragender Abend in Düsseldorf.