Marion Poschmann ist die neue Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim
Der renommierte Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“
Die Schriftstellerin und Essayistin Marion Poschmann ist die 49. Inhaberin des Amts der Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim. Die Auszeichnung beinhaltet das Wohnrecht im Stadtschreiberhaus in Bergen und ein Preisgeld von 20.000 Euro. Poschmann tritt damit die Nachfolge der Schweizer Autorin Dorothee Elminger an.
Die neue Stadtschreiberin Marion Poschmann; Foto: Petra Kammann
Possmann zählt zu den seltenen Doppelbegabungen, die mühelos zwischen Lyrik und Prosa wechseln. Seit 2002 veröffentlichte sie mehrere Romane und Gedichtbände. Die studierte Germanistin, Philosophin und Slavistin wurde für ihre Werkevielfalt ausgezeichnet, u.a. 2021 mit dem ‚Wortmeldungen-Literaturpreis‘. Daneben lehrt sie Szenisches Schreiben an der Berliner Hochschule der Künste und ist seit 2016 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Der begehrte Literaturpreis wurde zum dritten Mal am 2. September 2022 auf dem Berger Markt verliehen. Musikalisch wurde die von Jury-Mitglied Charlotte Brombach moderierte Veranstaltung durch das Ensemble Perismon (Bridges) begleitet.
Zuletzt erschien Possmanns Essay ‚Laubwerk* (Verbrecher Verlag). „Die Natur ist bei Marion Poschmann tonangebend – in ihren Gedichten genauso wie in der Prosa. Die Autorin sieht sich einer ,Naturlyrik‘ verpflichtet, die zwangsläufig auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen reagieren muss. In ihrem Essay Laubwerk hat Marion Poschmann ein literarisches Manifest zur Klimaveränderung geschrieben – voller Verve und voller Nachdenklichkeit. In ihren Romanen bestechen die poetischen Worterkundungen und das Schaffen neuer imaginärer Räume, und sie spielt auffallend gern melancholisch, skurril und lustbetont mit romantischen Motiven. So begibt sich in Die Kieferninseln ein eheflüchtiger Privatdozent und Bartforscher unvorbereitet nach Japan. Detailkundig, zugleich schimmernd ironisch wird die Reise durch ein hochtechnologisiertes Land auf den Spuren eines Haikudichters geschildert. Je näher der Protagonist der bedeutungsaufgeladenenen Insel mit den wettergeformten Kiefern kommt, desto facettenreicher wird die Geschichte, Konturen lösen sich auf – wie sie die Bewegungen der Schatten, der Wolken, des Himmels einfängt, zeigt die große poetische Kraft dieser Autorin„, heißt es in der Begründung der Jury.
Marion Poschmann mit ihrer Vorgängerin Dorothee Elminger; Foto: Petra Kammann
Poschmanns Romane Die Sonnenposition und Die Kieferninseln standen schon auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Für ihr lyrisches Werk erhielt sie den Hölty-Preis. Auf das Jahr im Stadtschreiberhaus freue sie sich, besonders auf den dort Gingko-Baum, dessen Blätter sich in Kürze demnächst gelb verfärben, natürlich auch in der Stadt Goethes des Gingko biloba wegen „weil ich eins und doppelt bin“…
In ihrer amüsanten und nachdenklichen Eröffnungsrede widmete sich Marion Poschmann dem Thema „Kaugummi“ inklusive eines Fotos von einem Kaugummi-Automaten, welcher an der Schule am Landgraben in Bergen platziert ist. Bei Poschmann werden dabei Erinnerungen an ihre Kindheit im Ruhrgebiet wach.
Diese Antrittsrede ist in einer Broschüre ebenso nachzulesen wie auch die Abschiedsrede von Dorothee Elminger. Nicht nur sie wurde gedruckt, sondern auch der Mail-Briefwechsel zwischen den beiden Schriftstellerinnen, die außerdem jeweils eine Zeichnung bzw. Collage zur Broschüre beigesteuert haben wie auch ein Interview mit hr-Redakteur Ulrich Sonnenschein.
Außerdem erfährt man etwas über die spannende Geschichte des Stadtschreiberpreises mit einer Liste der bedeutenden Schreiber und Schreiberinnen bzw. Redner und Rednerinnen, angefangen von Wolfgang Köppen (1974/75), zu dessen Einführung kein Geringerer als Marcel Reich-Ranicki die Rede hielt und Max Frisch über Peter Bichsel bis hin zu Nobel-Preisträgerin Hertha Müller (1995/96), über die künftige Büchner-Preisträgerin Sevgi Eine Özdamar (2003/2004) bis hin zur Deutsche Buch-Preisträgerin Anne Weber (2020/21). pk
Die Broschüre ist in der Verlagsbuchhandlung Bergen erlesen erhältlich.
Buchhandlung Bergen erlesen
Schelmenburgplatz 2
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Das Stadtschreiberhaus in Bergen, in dem auch die Schlüsselübergabe stattfand, befindet sich:
An der Oberpforte 4, 60388 Frankfurt am Main