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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Salvete! Zu Gast bei den Römern – Internationales Freundschaftsfest des International Women’s Club am Limes

Feierlicher Abschluss eines Spendenprojektes des International Women’s Club im Landgasthof Saalburg

von Petra Kammann

Mit Blick auf die weltweit einmalige kulturgeschichtliche Bedeutung der Saalburg bei Bad Homburg entschied sich die koreanische Präsidentin des International Women’s Club (2021-2022) Yong-Hi Yim-Siegels, Spenden für ein gemeinnütziges Projekt, ein Tastmodell des Römerkastells Saalburg für Blinde und Sehende, beim traditionellen Internationalen Freundschaftsfest zu sammeln. Es soll am Standort des Römerkastells errichtet werden, denn die Saalburg, zur Römerzeit ein Kastell mit Lagerdorf an der Grenze des römischen Reiches zu den germanischen Stammesgebieten, wurde zwar auf Initiative Kaiser Wilhelms II. um 1900 wieder aufgebaut und besitzt auch seit 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes, ist aber nicht für jederman und jedefrau barrierefrei zugänglich. Mit einem Tastmodell aus Bronze sollen nun alle Besucher einen neuen Zugang zu den zentralen Inhalten der Museumsarbeit bekommen.

Empfang auf der Saalburg v.l.n.r.: durch Béatrice Portoff, Saalburg-Direktor Dr. Carsten Amrhein und IWC-Präsidentin (2021-2022) Yong-Hi Yim-Siegels; Foto: Petra Kammann

Aber wie es nun mal zu den Höhepunkten eines jeden Clubjahres des International Women’s Club (IWC) gehört, wird nicht nur gespendet, sondern auch getafelt, gefeiert und man tauscht sich aus. Diesmal fand das Fest in romantischer Atmosphäre mit abwechslungsreicher Musik und beziehungsreich-regionaler Gastronomie im Landgasthof Saalburg bei Bad Homburg im Taunus statt, mit „Kräuterschaumsuppe „Kaiser Wilhelm“ oder Römischem Kräuterkäse „Moretum“. Über 100 Mitglieder und Gäste waren der Einladung des IWC gefolgt, um die Feier zu genießen. Alles war bestens vorbereitet worden mit einem privatissime Besuch der Anlage unter Führung des Direktors des Römerkastells Saalburg, Dr. Carsten Amrhein. Das Fest stand wie das gesamte Clubjahr unter dem Motto: „Begegnungen“, was sich auch im Ablauf des lauen Sommerabends widerspiegelte.

Heitere Atmosphäre im Landgasthof Saalburg; Foto: Petra Kammann

Es war gleichzeitig der Abschluss eines Clubjahres für die Präsidentin Yong-Hi Yim-Siegels. Sie war 1976 aus dem südkoreanischen Seoul nach Deutschland gekommen, verbrachte in Deutschland ihre Schulzeit und absolvierte auch hier ihr Studium, bevor sie 1990 ihren deutschen Mann heiratete. Von Anfang an waren es für sie immer wieder Begegnungen, die ihr Leben bereicherten. Als sie dann im vergangenen Jahr zur Präsidentin des International Women’s Club Frankfurt gewählt wurde, machte sie die Begegnungen gewissermaßen als Dankeschön zum Jahresthema der 75 Jahre alten internationalen Vereinigung. Dass der multikulturelle Austausch in einem Club, in dem rund 500 ausländische und deutsche Frauen aus insgesamt  54 Nationen vertreten sind, besonders groß ist, erscheint geradezu folgerichtig.

Die Stimmung unter den Gästen war bestens; Foto: Petra Kammann

Die Kompetenz, die freundliche Ausstrahlung und Begeisterungsfähigheit der zierlichen IWC-Präsidentin, die in ihrer koreanischen Tracht auftrat, bestimmten dann auch das internationale Freundschaftsfest, das regelmäßig am Ende eines Clubjahres gefeiert wird und jeweils mit einer Spendenaktion verbunden ist. Für Yong-Hi Yim-Siegels war die Wahl auf die Unterstützung der Vermittlungsarbeit in der Saalburg gefallen. Die Anlage am römischen Grenzwall Limes war für sie schon immer ein attraktiver historischer Ort, den sie Freunden und Verwandten aus Korea nahebringen wollte. Denn anders als die Grenze in ihrem Heimatland Korea, wo zwischen Nord- und Südkorea die Grenze verläuft, sei dieser Ort im Taunus durchlässig und eben keine Sperrzone, betonte sie in ihrer Begrüßungsrede bewegt und fast wehmütig.

Sorgten für Unterhaltung und Schwung – die drei Jazz-Musiker aus der Gruppe TriLogie; Foto: Petra Kammann

Es wurde jedenfalls am gesamten Abend spürbar, wie sehr ihr daran gelegen war, deutsche, europäische und koreanische Traditionen miteinander zu verbinden, Gemeinsamkeiten und Besonderheiten zu unterstreichen und zu betonen, dass sie sich in beiden Kulturen zu Hause fühle. Das spiegelte sich auch in der Auswahl des musikalischen Programms wieder, das einerseits bestimmt war durch die Jazz-Gruppe TriLogie mit Gudrun Lang Eurisch (Bass), Matthias Schubert (Piano) und Matthias Butzlaff (Saxofon), die ansonsten auf zahlreichen Kulturveranstaltungen im RheinMain-Gebiet auftreten, und durch zwei koreanische Musikerinnen, eine Pianistin und eine Sängerin.

Die südkoreanische Sopranistin Hanna Kim Koo, die nach Abschluss ihres Masterstudiengangs den ersten Preis beim Hyun Festival in Korea gewonnen hatte, bot einen lebhaften Ausschnitt ihres breiten Repertoires aus Oper und Operette dar, aber sie interpretierte auch europäische Chansons wie zum Beispiel das durch Juliette Gréco bekannte Chanson „La vie en rose“ oder „O Sole mio“. Begleitet wurde sie von ihrer Landsmännin, der Pianistin und Korrepetitorin Seung-Jo Cha, die auf zahlreichen Festivals und Musikwettbewerben in Korea und Deutschland auftritt, derzeit an der Universität Mainz sowie an der internationalen Opernakademie Bad Schwalbach unterrichtet und außerdem Kammermusikleiterin am Frankfurter Papageno-Theater ist.

Musikalisches Rahmenprogramm mit der koreanischen Pianistin Seung-Jo Cha und der südkoreanische Sopranistin Hanna Kim Koo; Foto: Petra Kammann

Das Entdecken der Saalburg hatte zuvor aber schon mit einem sehr kurzweiligen Vortrag „Römische Tradition und Preußens Gloria“ des Saalburgdirektors Dr. Amrhein begonnen, der den Gästen die Konstruktion der Saalburg von den Römern aus der Zeit des Kaisers Trajan zu Beginn des 2. Jahrhunderts bis hin zu der Rekonstruktion um 1900 unter dem ruhmsüchtigen Kaiser Wilhelm II., dem die Aufenthalte im Taunus sehr vertraut waren, nahebrachte. Sein Wunsch war es, das durch Zeit und Archäologie „Zerstörte“ der römischen Geschichte wiederherzustellen. Das passierte auf eine so solide Art und Weise, das heut als Gesamtensemble in seiner zweiten historischen Schicht unter Denkmalschutz steht und damit unantastbar ist.

Empfang durch den römischen Soldaten; Foto: Petra Kammann

Zu sehen sind heute die binnenbewährte Mauer, die komplette Umwehrung, das zentrale Stabsgebäude, die Principia, verschiedene Gebäude aus Stein und Holz, Nachbauten römischer Heiligtümer und Dorfhäuser und rekonstruierte Backöfen sowie faszinierende Grabungsfunde in einer Art Landschaftspark unter alten Bäumen. Inszenierte Räume, Modelle und archäologische Funde machen die Wohn- und Arbeitswelt der römischen Soldaten und der Bevölkerung im Dorf vor den Toren anschaulich. Insofern bekommen Besucher bei einem Rundgang durch die Saalburg einen guten Einblick in die Geschichte, Kultur und Lebensart der Römer. Manche Dinge, die der heutigen Zeit angepasst und renoviert werden müssten, sind jedoch nicht möglich. So wurde deutlich, warum es sinnvoll ist, durch ein Tastmodell aus Bronze den Besuchern den grundsätzlichen Aufbau und die Architektur des Römerkastells auf dem Saalburg-Pass bei Bad Homburg v.d.H. zu zeigen.

Saalburgdirektor Dr. Carsten Amrhein führte durch die Saalburg; Foto: Petra Kammann

Durch Fühlen, Sehen und Begreifen soll nun ein Tast-Modell aus Bronze beispielhaft für alle römischen Kastelle am Limes entstehen und die besonderen Charakteristika solcher Anlagen und ihre Bedeutung für die Architekturgeschichte unmittelbar mit den Sinnen erfahrbar werden lassen. Es soll den grundsätzlichen Aufbau und die Architektur des Römerkastells auf dem Saalburg-Pass bei Bad Homburg v.d.H. zeigen. Beispielhaft für alle römischen Kastelle am Limes sollen die besonderen Charakteristika solcher Anlagen und ihre Bedeutung für die Architekturgeschichte daher unmittelbar mit den Sinnen erfahrbar werden.

Die Bronzestatue des Praeceptors als Bezug; Foto: Petra Kammann

Dazu ist das Material Bronze besonders geeignet, nicht nur im Hinblick auf die Möglichkeit, etwas zu ertasten. Das Metall Bronze spielte schon in der antiken Kunst, in Handwerk und Technik eine herausragende Rolle. Am geplanten Standort des Modells vor dem Haupttor der Saalburg soll das nachhaltige Material dann einen ersten Anknüpfungspunkt z. B. zu der bekannten Kaiserstatue liefern, welche die Besucher begrüßt. Die Patina wird im Laufe der Zeit etwas Unverwechselbares hinzufügen. Bronze hat nämlich – je nach Herstellungsverfahren und Zusammensetzung – durchaus verschiedene Erscheinungsformen. Im Zusammenspiel mit unterschiedlichen Witterungseinflüssen verändert sich zwar die Farbigkeit des Bronzemodells, die ihm eine gewisse Authentizität verleiht, es bleibt aber in seiner Grundform beständig und wertig.

Das Modell wird bei der Ankunft auch die erste Sichtbeziehung zur Anlage herstellen; Foto: Petra Kammann

Eine erste Annäherung nimmt die charakteristische Form des Grundrisses in Form einer Spielkarte auf und wird zur äußeren Begrenzung des Modells. Die Ausrichtung auf das Tasten erfordert eine deutliche Reduzierung der dargestellten Architektur und gleichzeitig eine Übertreibung kleinteiliger Aspekte, damit sie für die Finger wahrnehmbar sind. Am Modell sind Boden, Gräben und Architektur der Rauigkeit nach unterschieden. Denn was Sehende nur als unterschiedliche Rauigkeit wahrnehmen, hilft Blinden, besondere Merkmale zu unterscheiden.

Erläuterung des Tastmodells, das entstehen soll; Foto: Petra Kammann

Auf der Legende außerhalb des Tastmodells sind Erläuterungen zur Architektur zusammengestellt und dazu bildliche Darstellungen mit Sprache kombiniert. Die Architektur wird in schematisch flacher, grundrissartiger Darstellung wiedergegeben und die verschiedenen Gebäude sind mit Klar- und Blindenschrift (Braille) bezeichnet. Insgesamt eröffnet ein solches Tastmodell neue Möglichkeiten für die museumspädagogische Arbeit in allen Bevölkerungsgruppen. Daher sind bereits zahlreiche zielgruppenspezifische Angebote verfügbar. Für alle Zielgruppen wird es der ideale Ausgangspunkt für Führungen durch das Römerkastell sein und Einzelbesuchern einen willkommenen ersten Anlauf- und Orientierungspunkt bieten.

Die Veranstaltung war rundherum gelungen. Für die Realisierung dieses Projektes haben die Mitglieder des IWC die stattliche Spendensumme von 15.000 Euro aufgebracht. Mit großer Freude überreichte die Präsidentin den symbolischen Scheck an den Direktor des Römerkastells Saalburg, der sich nun sich nun darauf freuen kann, am Haupteingang der Saalburg die Besucher anders und auf neue orientierende Weise zu einer Besichtigung animieren kann.

Überreichung des Spendenschecks an den Museumsdirektor; Foto: Petra Kammann

Der International Women‘ s Club e.V. (IWC) ist eine politisch und religiös unabhängige Vereinigung, der ca. 500 Frauen aus über 50 Nationen angehören. Neben der Pflege freundschaftlicher Beziehungen und des kulturellen Austauschs ist die Unterstützung sozialer Projekte ein Hauptanliegen des Clubs.

www.iwc-frankfurt.de

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