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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

10. Bonner Operngala für die Deutsche AIDS Stiftung

Bönnscher Glamour für die gute Sache

von Simone Hamm

Das Logo der Bonner Operngala, die rote Schleife gegen AIDS, ist in diesem Jahr verändert worden. Eine Seite ist rot geblieben, die andere blaugelb, in den Farben der Ukraine. Zum 10. Mal fand die Bonner Operngala statt, im letzten Jahr musste sie wegen Corona ausfallen, 2020 fand sie nur digital statt. 2022 wollten die Initiatoren der Gala, Arndt und Helmut Andreas Hartwig, nicht nur ein Zeichen gegen Aids setzten, sondern auch eines gegen Putins Angriffskrieg. Die Solidarität mit der Ukraine hatte sich auch aufs musikalische Programm ausgewirkt. Das Beethovenorchester unter der Leitung von Jaques Lacombe spielt zum Auftakt die Ouvertüre von Beethovens Fidelio, die der Komponist selbst als Rettungs- und Befreiungsoper bezeichnet hat.

10. Operngala Bonn, Foto: © Thilo Beu

Simone Kermes, Mendelsohn-, Bach-, und Echopreisträgerin sang das Antikriegslied „Lili Marleen“. Begleitet wurde sie vom Schirmherrn der Veranstaltung, dem Trompeter Till Brönner. Der zeigte seine herausragende Musikalität, in dem er sich zurücknahm. Sanft und einfühlsam und sehr leise spielte er die Trompete. Zuvor hatte er mit seiner Band, unterstützt vom Beethovenorchester den Jazzklassiker „Thermo“ von Freddy Hubbard gespielt, einer der Höhepunkte des Abends.

Till Brönner und Simone Kermes auf der 10. Operngala Bonn; Foto: © Thilo Beu

Ein weiterer war die Manuel Legris Choreografie „Sylvia“ von Léo Delibes, aus der die Solotänzer der Wiener Staatsoper Kiyoko Hashimoto und Masayu Kimoto das Adagio tanzten. Elegischer Spitzentanz in Perfektion.

Der Tenor Ioan Hotea sang „Pourquoi me réveiller“ aus „Werther“ von Jules Massenet,, Die Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina bot, begleitet vom Bonner Opernchor, „La Habanera“ aus Georges Bizets „Carmen“ dar, die Sopranistin Lidia Fridmann brillierte mit „Casta Diva“ aus Vincento Bellinis „Norma“. Bassist Johannes Kammler, der so kurzfristig eingesprungen war, dass er sich seinen Smoking aus dem Fundus der Oper Bonn gezogen hatte, präsentierte „Largo al factotum“ aus Rossini „Barbier von Sevilla“. Die Sopranistin Rocio Perez und der Bariton Giorgos Kanaris zeigten das Duett von Zerlina und Don Giovanni aus Mozarts gleichnamiger Oper dar. Der Tenor Raffaele Abete sang die Arie des Nemorino aus Caetano Donizetti „Liebestrank“: ein Potpourri beliebter Opernarien und  -melodien. Auf einer Leinwand liefen Filme der Foto und Videokünstlerin Gudrun Kremsas gestatten: Blumen, Bäume, Wiesen, ein Gang durch New York, durch eine italienische Kleinstadt.

Zum Schluss sangen Solisten, Chor und einige aus dem Publikum  zusammen den ABBA Song „Ode an die Freiheit“ . Ganz große Oper in Bonn.

Videogruß von Benny Anderson und Björn Ulvaeus auf der 10. Operngala Bonn

Mit seiner lockeren und munteren Moderation setzte Johannes B. Kerner in seiner schlecht sitzenden blauen Anzugshose ganz bewusst einen Gegensatz  zu allen anderen, die er im Laufe des Abends auf die Bühne bat. Die Herren trugen meist Smoking, die Damen Abendkleider.

Da war viel von Bonn die Rede, Kerner wurde hier geboren und saß als zwölfjähriger Steppke zum erstmal in der Bonner Oper, Schirmherr Till Brönner hatte zwölf Jahre lang das Aloysius Kolleg besucht, Bettina Böttinger hatte in Bonn gekellnert. Sie wurde, wie alle anderen, die die Operngala in den vergangenen Jahren moderiert hatten, auf die Bühne gebeten. Der Bonner Eckart von Hirschhausen sandte eine Videobotschaft, nicht ohne sein Buch im Hintergrund gut platziert zu haben und nicht, ohne auf seine kommende Veranstaltung hingewiesen zu haben.

Kerner bat den Virologen Hendrik Streek auf die Bühne. Er sei bekannt für sein einfachen Fragen. Und die einfache Frage sei: Wie könne es sein, dass binnen eines Jahres ein Impfstoff gegen Covid gefunden sei, aber in über vierzig Jahren noch keiner gegen AIDS? Das wäre schon möglich gewesen, antwortete Streek, wenn man das AIDS Problem mit ebensolcher Verve angegangen wäre. So sei AIDS immer noch unheilbar, man setzte auf Prävention und forsche unermüdlich weiter.

Weltweit sind  37,7 Millionen Menschen HIV positiv, darunter 1,7 Millionen Kinder. 91.400 Menschen sind in Deutschland erkrankt, fast 30.000 sind seit Beginn der Epidemie an AIDS gestorben. In der Ukraine sind 260.000 Menschen HIV positiv. Dort gibt es 63.000 AIDS Waisen. Ein Teil des Erlöses aus der Gala wird für die medizinische Versorgung von ukrainischen Flüchtlingen bereitgestellt. Ein anderer Teil der Spenden geht an das Zentrallager Sachspenden Bonn (ZeSaBo) für Menschen aus der Ukraine, die nach Bonn kommen.

Operngala-Initiatoren Arndt und Helmut Andreas Hartwig mit Bettina Böttinger und Martina Wziontek

Es wurde viel gedankt. Die Veranstalter, das Ehepaar Hartwig, dankten den Sponsoren, den Sängern und dem Moderator, der wiederum dem Ehepaar Hartwig dankte. Am Ende des Abends waren 295.000 € zusammengekommen, nach Abzug aller Kosten.

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