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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Salon kontrovers: Briefwechsel zwischen Gretel Adorno und Walter Benjamin, Lesung im Holzhausenschlösschen

„In anständiger Freundschaft, herzlicher denn je“

Den Briefwechsel in der von Hanne Kulessa konzipierten Reihe „Salon kontrovers Briefe – schreiben und lesen“ werde am kommenden Donnerstag, 28. April 2022 – 19.30 Uhr die Schauspieler Friederike Ott und Christian Wirmer im Holzhausenschlösschen lesen. 

Friederike Ott liest Gretel Adornos Briefe© Stefan Klüter / Bürgerstiftung

In dem Briefwechsel zwischen Gretel Adorno und Walter Benjamin kann man eine Frau entdecken, deren Verdienste bis heute nicht gewürdigt wurden. Gretel Karplus, 1902 in Berlin geboren, promovierte Chemikerin, lernte 1923 Theodor W. Adorno kennen, den sie 1937 heiratete. Bis zu ihrer Heirat hatte sie die elterliche Firma für Lederhandschuhe geleitet.

1923 lernte sie Theodor W. Adorno kennen, den sie 1937 im Londoner Exil heiratete. Nach der Heirat kümmerte sie sich intensiv um die Arbeit ihres Mannes. Sie las seine Manuskripte, tippte und lektorierte sie. 1938 übersiedelten beide in die Vereinigten Staaten. Gretel  unterhielt Briefwechsel zu zahlreichen Intellektuellen, u. a. zu Walter Benjamin, Ernst Bloch und Bertolt Brecht. 1953 kehrte das Paar nach Deutschland in Adornos Heimatstadt Frankfurt zurück. Gretel Adorno übernahm eine Assistenzstelle im Institut für Sozialforschung. Sie lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1993 in Frankfurt am Main.

Mit dem Schriftsteller, Philosophen, Kulturkritiker und Übersetzer Walter Benjamin stand sie ab 1930 in einem intensiven Briefaustausch. Ihre Korrespondenz ist nicht nur ein spätes Zeugnis des intellektuellen Berlin der zwanziger Jahre, sondern auch das Dokument einer großen Freundschaft, die unabhängig von der Beziehung Benjamins zu Theodor W. Adorno bestand.

Während Benjamin, neben seinen Alltagssorgen, insbesondere über jene Projekte schreibt, an denen er in den letzten Jahren seines Lebens mit Hochdruck gearbeitet hat – vor allem über Baudelaire –, versuchte Gretel Karplus-Adorno mit aller Macht, Benjamin in der Welt zu halten. Sie drängte ihn zur Emigration, berichtete von Adornos Plänen und Blochs Aufenthaltsorten und hielt so die Verbindung zwischen den alten Berliner Freunden und Bekannten aufrecht.

Sie half Benjamin außerdem durch regelmäßige Geldüberweisungen über die schlimmsten Zeiten hinweg und organisierte eine finanzielle Unterstützung aus dem anfänglich noch vom Deutschen Reich unabhängigen Saarland. In New York angekommen, versucht sie mit ihren Beschreibungen der Stadt und der Neuankömmlinge, Benjamin nach Amerika zu locken. Aber Benjamin schreibt im Frühjahr 1940: „Wir müssen sehen, unser Bestes in die Briefe zu legen; denn nichts deutet darauf hin, daß der Augenblick unseres Wiedersehens nahe ist.“

Christian Wirmer liest Walter Benjamins Briefe © privat

Benjamin, der ab 1933 in Paris im Exil lebte, hatte sich auf der Flucht vor den Deutschen 1940 in dem spanischen Grenzort Portbou das Leben genommen. Der Briefwechsel zwischen Gretel Adorno und Walter Benjamin ist ein zutiefst berührendes Dokument einer liebevollen Freundschaft zwischen einer sehr klugen, belesenen, stets hilfsbereiten Frau und einem rastlosen Intellektuellen, der in dieser Freundschaft immer wieder Halt und geistige wie auch materielle Zuwendung gefunden hat.

 

Der Briefwechsel zwischen
Gretel Adorno und Walter Benjamin
(1930-1940),
hrsg.v. Christoph Gödde und Henri Lonitz,
ist 2005  im Suhrkamp Verlag erschienen.

 

Friederike Ott hat an mehreren Theatern als Gast oder als Ensemblemitglied gearbeitet, u.a., in Frankfurt, Berlin, München, zudem hat sie in vielen Fernsehproduktionen, z.B. „Tatort“ oder in der ZDF-Reihe „Unter Verdacht“ mitgewirkt. Zuletzt war sie von 2017 bis 2020 festes Ensemblemitglied am Schauspiel Frankfurt und ist dort auch weiterhin als Gast beschäftigt.

Christian Wirmer hat als Schauspieler in Festengagements u.a. an den Theatern in Hannover, Basel und Darmstadt gearbeitet. Er lebt in Darmstadt und arbeitet inzwischen als freier Schauspieler und Regisseur mit vielen eigenen Produktionen.

Eintritt € 14,- (Parkett) / € 10,- (Empore, eingeschränkte Sicht)

Tickets erhalten Sie hier.

Darüber hinaus wird die Frankfurter Bürgerstiftung am Veranstaltungstag über die Mediathek der Website  einen kostenfreien Livestream der Veranstaltung anbieten. Zum Livestream gelangen Sie hier.

Aktuelle Informationen zu den Teilnahmebedingungen und zum Hygienekonzept finden Sie hier.

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