Museumskonzerte der Frankfurter Museumsgesellschaft 2022/2023
Die Abschiedssaison des Sebastian Weigle
von Petra Kammann
Es waren coronabedingt schwierige Jahre für alle Musiker und Konzertveranstalter mit den sich ständig ändernden Sonderregelungen. Nun, nach über zwei Jahren, fand endlich die erste Pressekonferenz der Frankfurter Museumsgesellschaft unter dem Vorsitz von Burkard Bastuck wieder live statt. Die Themen Abschied und Aufbruch waren wegen der durch die Fenster blitzenden Sonne von einem Hoffnungsschimmer beseelt. Die fulminanten symphonischen Zyklen mit dem Dirigenten Sebastian Weigle gehörten dann auch zu den Highlights des Programms. „Der Zug fährt weiter“, sagte der Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt unpathetisch und sichtlich vergnügt. Seine Ära endet nach 15 Jahren mit der Saison 2022/23. Die Pandemie hat der begehrte Dirigent u.a. in Japan und den USA erlebt. In Tokio läuft sein Vertrag noch bis 2025… Und von seinem Domizil in Berlin aus, wo ihm auch in Zukunft das ein oder andere Konzert sicher sein dürfte, seien es auch nur noch vier Zug-Stunden bis Frankfurt, merkte er an. Soviel Optimismus, gepaart mit Weitblick, ist selten. Wir können daher weiter mit seinen Gastauftritten rechnen und wir dürfen auf den neuen Shooting-Star Kit Armstrong, gespannt sein, der auch für Weigle kein Fremder ist…
GMD Sebastian Weigle verströmte Optimismus; Foto: Petra Kammann
Der 1961 in Berlin geborene Sebastian Weigle war zunächst Solohornist der Berliner Staatskapelle, bevor er sich in den 90er Jahren aufs Dirigieren konzentrierte und von 1997 bis 2002 Staatskapellmeister in Berlin wurde. In der Spielzeit 2008/09 kam er dann als Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt in die Mainmetropole. Zuvor hatte er die gleiche Position am Gran Teatre del Liceu in Barcelona gehabt. 2019 wurde er außerdem Chefdirigent des Yomiuri Nippon Symphony Orchestra Tokio. Ende der Spielzeit 2022/23 läuft sein Vertrag in Frankfurt aus, wo ihm der aktuelle Staatskapellmeister in Berlin, Thomas Guggeis, nachfolgt.
Auf fünf Museumskonzerte mit „seinem“ Orchester können sich die Frankfurter nun freuen, und zwar auf Werke, welche die Zeit von Sebastian Weigle am Main geprägt haben: den Abschluss des Mahler-Zyklus am 23./24.10. 2022 mit der neunten, der sogenannten Abschiedsymphonie. Vor allem hatte Weigle in seiner Frankfurter Zeit aber auch das Werk von Richard Strauss erarbeitet. Beim 7. Museumskonzert stehen daher am 26./27.3.23 Strauss‘ letzte Lieder auf dem Programm, gesungen von der ausdrucksvollen Sopranistin Anne Schwanewilms. Den Abschluss wird dann Bruckners 9. Sinfonie spielen.
Die Sopranistin Anne Schwanewilms, Foto: Javier del Real
Mit dem diesjährigen Residenzkünstler, dem Pianisten und Organisten Kit Armstrong, wird es am 21./22.5. 2023 einen gemeinsamen Auftritt mit Werken von Wagner, Liszt und Saint-Saëns geben. Begeistert erzählt Weigle von früheren Begegnungen mit dem Universalgenie, der sich nicht nur in Sachen Künstliche Intelligenz und Mathematik hervorragend auskenne, sondern auch einen unschlagbaren Witz habe, er sei einer, der die Musikgeschichte bestens beherrsche, so dass er souverän und teils ironisch auf sie zurückgreifen und über viele Werke improvisieren könne. Neben dem Konzert unter der Leitung von Sebastian Weigle wird Armstrong in der Kammermusikreihe mit dem Aris-Quintett ein selbstkomponiertes Klavierquintett uraufführen. Und im Frankfurter Familienkonzert werden von Lessing-Schülern gedichtete StruwwelpeterGeschichten zu hören sein, welche Kit Armstrong vertont.
Neu als Residenzkünstler in Frankfurt: Das Universalgenie Kit Armstrong
Im Museumssalon zwischen dem 9. und 21. Oktober 2023 wird das Universalgenie sich dann dem Frankfurter Publikum ganz persönlich vorstellen. Das verspricht, spannend zu werden.
Im großen Abschiedskonzert mit dem Museumsorchester, den Gesangssolisten sowie den vier großen Frankfurter Chören, dem Cäcilienchor, dem Frankfurter Figuralchor, der Frankfurter Kantorei und der Frankfurter Singakademie, die er als seine „musikalische Familie“ empfindet, wird Weigle dann mit dem Te Deum seinen Bruckner-Zyklus und damit auch seine Frankfurter Zeit beschließen, was ihn voraussichtlich doch etwas wehmütig stimmen wird, auch wenn der Zug für ihn weiterfährt.
Die aus Kanada, Russland und Deutschland stammenden Musiker des Sitkovetsky Trios, die sich an der hiesigen Msuikhochschule gegründet haben, werden am 24.11.2022 zu erleben sein.
Den jungen vielversprechenden Musikern bietet die Museums-Gesellschaft aber immer auch eine Bühne in ihrer Kammermusikreihe, am 31.10.22 mit dem Quatuor Agata aus Südafrika mit Werken von Haydn, Bartók und Brahms und den 2019 in Berlin gegründeten Shootingstars, dem Leonkoro Quartett, das sich am 9.2.2023 mit Werken von Schulhoff, Haydn, Beethoven präsentiert.
Der Cellist Leonhard Elschenbroich, Foto: Felix Broede
Zum Abschluss der Kammermusikreihe wird am 9.3.2023 der aus Frankfurt stammende international anerkannte Cellist Leonhard Elschenbroich mit seinem ukrainischen Klavierpartner Alexei Grynyuk seinen Auftritt haben. Und am 30.3. ist das Leipziger Streichquartett in neuer Besetzung zu erleben. Am 27.4.2023 wird das Hagen Quartett die Reihe mit Mozarts „Preußische Quartette“ zum Abschluss bringen, welches gleich auch die Überleitung zum neuen Musikfestival „Mainly Mozart“ schafft, zu dem sich verschiedene Institutionen zusammengeschlossen haben wie die Alte Oper, die Frankfurter Oper, die Frankfurter Museums-Gesellschaft, die hr-Bigband Frankfurt und das hr Sinfonieorchester, ein Projekt, das dem Schaffen Mozarts gewidmet ist (doch darüber später).
Trotz der schwierigen Zeiten, die in manchem vernünftige Planungen unmöglich machen, und in denen es auch einen nennenswerten Abonenntenschwund schätzungsweise um die 30 Prozent) gegeben hat – vermutlich wegen etlicher ausgefallener Konzerte – ist es dem Museumsverein gelungen, ein beachtliches Programm auf die Beine zu stellen. Als Gastdirigenten von fünf weiteren Doppelkonzerten werden Jader Bihnamini, Giancarlo Guerrero, Dennis Russen Davies und Christian Zacharias zu erleben sein. Und natürlich werden auch manche abgesagten Konzerten der nachgeholt werden wie das von der letztjährigen Museumssolistin Anna Vinnitskaya oder der Pianistin Claire Huangci. Und zu entdecken sind junge Talente wie der belgische Geiger Marc Bouchkov, der Cellist Alban Gerhardt oder die belgische Klarinettistin Annelie van Wauwe.
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