Wanda Pratschkes „Unbesiegbare“ auf dem Theodor W. Adorno-Platz der Frankfurter Goethe-Universität
Von Erhard Metz
Keiner anderen im Kreis prominenter Bildhauerinnen ist es beschieden, mit einem Werk auf einem der renommiertesten Plätze der Stadt Frankfurt am Main vertreten zu sein: dem Theodor W. Adorno-Platz im Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität, noch dazu in Blickweite zu dem Glaskubus des Adorno-Denkmals, geschaffen von dem russischen Universalkünstler Vadim Zakharov, das bereits zuvor im Jahr 2016 sozusagen gegenüber seinen Standort gefunden hat.
Die Unbesiegbare von Wanda Pratschke an ihrem erhabenen Ort, dem Theodor W. Adorno-Platz
Leserinnen und Leser von FeuilletonFrankfurt kennen bereits das Werk, von dem wir handeln: Damals hieß die in Bronze gegossene heutige „Unbesiegbare“ noch „Unbesiegte“ – eine auf den ersten Blick scheinbar kleine, aber doch höchst bedeutsame Umbenennung. Die überlebensgroße Darstellung einer liegenden Frau mit gen Himmel erhobenem Antlitz begeisterte uns bereits in Gestalt des originalen, für den Bronzeguß vorbereiteten Gipsmodells im Atelier der Künstlerin. Wir dürfen an dieser Stelle auf unseren damaligen Beitrag zu Entstehung und Wertschätzung der Skulptur verweisen.
Nun liegt sie, in wunderbar patinierter Bronze, unter freiem Himmel am Rande der von hohen, altem Baumbestand geprägten parkähnlichen Rasenfläche, vis-à-vis dem nachempfundenen Arbeitsplatz des großen deutschen Philosophen, Soziologen, Musikphilosophen, Komponisten und Frankfurter Sohnes, einem der Hauptvertreter der unter dem Begriff Frankfurter Schule bekannten „Kritischen Therie“. Was für eine Nachbarschaft! Und was für ein Ambiente: eine Oase des Innehaltens, der Ruhe und Kontemplation inmitten des universitären Betriebs zwischen den umgebenden Gebäuden des Campus – dem Hörsaalzentrum und den Einrichtungen für Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften, für Psychologie und Humangeografie.
Nachvollziehbar, ja überzeugend der in Stille, Würde und Weisheit vollzogene Übergang der „Unbesiegten“ in die gesteigerte Form der nun in erhabene Bronze gegossenen „Unbesiegbaren“. Diese „Unbesiegbare“ ist keine andere als die Künstlerin selbst. Ein Vorbild zugleich für Künstlerinnen, für Frauen, in Corona- und künstlerischer Krise, in Selbstzweifel und Seelennot.
Fotos: Erhard Metz; © VG Bild-Kunst, Bonn
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