„Die Vögel“ – Eine Oper von Walter von Braunfels
Ein lyrisch-phantastisches Spiel in zwei Aufzügen nach Aristophanes
Von Simone Hamm
Dichtung und Musik von Walter Braunfels (1882 – 1954). Die Oper „Die Vögel“ war der erste große Erfolg des jüdischen Komponisten Walter Braunfels, der nach dem Ersten Weltkrieg zum Katholizismus konvertierte. Unter den Nazis wurden seine Opern nicht aufgeführt, lange führten sie ein Schattendasein. Nun gibt es eine Aufführung in Köln.
Statisterie der Oper Köln, Chor der Oper Köln, Seung Jick Kim; Foto: © Paul Leclaire / Oper Köln
Es ist duster. Auf einem grauen, felsigen Schlachtfeld schleichen sich Soldaten heran, die Gewehre im Anschlag. Dann ein Donner, eine Bombe. Sie fallen zu Boden. So beginnt die Kölner Aufführung der Oper „Die Vögel“ von Walter Braunfels‘ nach Aristophanes, entstanden zwischen 1913 und 1919.
Nadja Loschky hat ihre Inszenierung eng mit der Biografie Walter Braunfels verknüpft.
Männer wie Hoffegut, ein gutmütiger, vom Leben enttäuschter Kerl und Ratefreund, ein Zyniker, der die „Entartung“ der Kunst nicht mehr aushalten kann, waren Braunfels‘ Zeitgenossen. Wandervögel und Machtmenschen.
Sie leben im Reich der Phantasie, im Reich der Vögel. Deren König, der Wiedehopf, ist kahl und läuft an Krücken, aber es gibt auch die schöne Nachtigall, in die sich Hoffegut verliebt.
Statisterie der Oper Köln mit Samuel Youn als Prometheus; Foto: © Paul Leclaire / Oper Köln
Ratefreund hat anderes vor. Er stachelt die Vögel auf, sich zu den Herrschern der Lüfte aufzuschwingen, den Göttern zu trotzen.
Die schwarzweißen Vögel mit den dunklen Augenringen in ihren wippenden Röcken sind Krankenschwestern und Ärzte, die eine Massenproduktion von Eiern überwachen.
Ihre Vogelmasken könnten auch Gasmasken sein. Irina Spreckelmeyer hat phantasievolle Kostüme, Ulrich Leiter ein opulentes Bühnenbild geschaffen: riesige Eier in riesigen Regalen. Die Nachtigall im weißem Gewand mit Blumenkranz ist umgeben von gleichgekleideten Frauen – das soll an Parzifals Blumenmädchen erinnern.
Die Vögel hören nicht auf Prometheus, der sie warnt. Zeus ist unerbittlich und zerstört ihre Welt in den Wolken.
Das ist ganz große Oper in Köln mit herausragenden Sängern: Young Woo Kim (Tenor) gibt den naiven Träumer, der auch dann nicht verzweifelt, als die Vogelwelt untergeht: er hat ja gelebt.
Samuel Youn als Ratefreund , Foto: © Paul Leclaire / Oper Köln
Joshua Bloom (Bass) singt satt und kraftvoll und zugleich sehr variationsreich, ist smart und fühlt sich überlegen. Gesungene Hybris.
Gloria Rehm ist eine überragende Koloratursopranistin. Sie gibt die Nachtigall fein und nachdenklich.
Samuel Youn (Bass) singt den Prometheus klar und schnörkellos.
Gabriel Felds leitet das Gürzenich Orchester, das sich nie in den Vordergrund spielt, es bleibt zart und zurückhaltend, sehr nuanciert.
Ein wunderbarer Opernabend!
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