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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Tod der Ehrenbürgerin Frankfurt: Trude Simonsohn

Eine humane Zeitzeugin und beeindruckende Persönlichkeit

Trude Simonsohn in der Goethe-Universität, wo 2016 ein Raum nach ihr benannt wurde; Foto: Petra Kammann

Jahrzehnte lang erzählte die in Frankfurt lebende Trude Simonsohn in Schulen und Institutionen aus ihrem Leben, das sie zu einer Zeugin der großen politischen Verwerfungen im zwanzigsten Jahrhundert werden ließ. Dabei machte sie auch immer Mut.

1921 in Olmütz geboren, wuchs sie zweisprachig auf, besuchte das deutsche Gymnasium, durfte aber nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht als Jüdin keine Berufsausbildung absolvieren. Sie verlor ihren Vater im KZ Dachau, ihre Mutter in Auschwitz. Sie selbst wurde 1942 nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich des Hochverrats angeklagt, in Einzelhaft genommen und in verschiedene Konzentrationslager verschleppt. Nach 1945 arbeitete sie für die jüdische Flüchtlingshilfe in der Schweiz und betreute tuberkulosekranke und traumatisierte Kinder, die durch den Holocaust zu Waisen geworden waren. 1955 kam sie nach Frankfurt, wo sie in der jüdischen Gemeinde die Stelle für Sozialarbeit und Erziehungsberatung übernahm. 1993 erhielt Trude Simonsohn die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt, 1996 die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen, 2010 wurde sie mit dem Ignaz-Bubis-Preis für Verständigung gewürdigt. 2016 wurde sie Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt. Nun verstarb sie in Frankfurt.

Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main reagiert mit großer Bestürzung darauf, dass die Shoa-Überlebende und erste Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt, heute verstorben ist. 

Dazu erklärt der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Salomon Korn: 

Wir sind fassungslos und voller Trauer über diesen großen Verlust. Trude Simonsohn, seligen Angedenkens, war eine bemerkenswerte, herausragende Frau, die stets zum Wohle ihrer Mitmenschen gehandelt hat. Zu Recht wurde sie für ihr Wirken zur ersten Ehrenbürgerin unserer Stadt ernannt. 

Als Shoa-Überlebende hat sie sich für Versöhnung und ein respektvolles Miteinander in unserem Land eingesetzt. Durch ihr unermüdliches Engagement, insbesondere jungen Menschen in Schulen vom Erlebten zu berichten, wirkte sie für eine friedlichere Gesellschaft. Trude hat ihren Lebensweg auch stets voller Hoffnung und Mut gestaltet und glaubte an eine bessere Welt, die aus ihrer Vergangenheit gelernt hat. 

Trude Simonsohn prägte auch ganz entscheidend die Jüdische Gemeinde Frankfurt, für die sie sich ihr Leben lang eingesetzt hat. Nicht nur als Gemeinderatsvorsitzende, sondern auch lange danach blieb sie der Gemeinde auf das Engste verbunden. 

Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr wir Trude vermissen werden. In diesen schweren Stunden, sind unsere Gedanken bei ihrer Familie, der wir viel Kraft und Trost wünschen. 

Wir werden Trude ein ehrendes Andenken bewahren und sie immer in unseren Herzen tragen. 

 

Für Feuilletonfrankfurt schrieb Renate Feyerbacher 2013 ein größeres Porträt von Trude Simonsohn.

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