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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Jeux de création“ mit der Solo-Harfenistin Anne-Sophie Bertrand

Eine Hommage an die Harfe – Filigran und virtuos gespielt

Eine Empfehlung von Petra Kammann

Die Soloharfenistin Anne-Sophie Bertrand; Foto: Astrid Ackermann Fotografie, Harcourt Paris

Wer die Solo-Harfenistin Anne-Sophie Bertrand schon einmal live erlebt hat, kann meine Begeisterung vielleicht verstehen. König David, Poet und Musiker, mag an ihrer Wiege Pate gestanden haben, hatte er doch mit seinem berauschenden Spiel auf der Harfe nicht nur den zornigen König Saul besänftigt, wenn der vom bösen Geist befallen wurde. Mit seinen Psalmen brachte er das Geheimnis, das die Harfe in sich birgt, zum Klinge. Das Bild vom Harfe spielenden David prägte im Laufe der Kulturgeschichte auch Maler, Musiker und Dichter. Darin liegt wohl sein Geheimnis: „Ich selber neige mein Ohr der Spruchrede, löse selbst mir mit der Harfe mein Rätsel.“, heißt im 49. Psalm.

Oder war es vielleicht doch auch Undine, deren bezaubernder Gesang über dem Wasser zu vernehmen war, welche die in Paris geborene Solo-Harfenistin des Hessischen Rundfunk-Orchesters, Anne-Sophie Bertrand, inspirierte, das königliche Saiteninstrument perfekt zu beherrschen? Das würde sicher zu einem der Stücke auf ihrer neuen CD „Jeux de création“ (Naxos), nämlich zu  Maurice Ravels „Jeux d’eau“ („Wasserspiele“) passen. Der französische Komponist (1875–1937) hatte es 1901 zunächst für Klavier komponiert und dem anderen französischen Komponisten, Gabriel Fauré (1845–1924) gewidmet. Es ist außerdem von den Versen Henri de Régniers inspiriert: „Dieu fluvial riant de l’eau qui le chatouille‟ („Flussgott, der über das Wasser lacht, das ihn kitzelt“). Ravel verwandelte das Spiel des Wassers in schillernde Arpeggien-Klänge, welche an das gleitende Fließen erinnern.

Anne-Sophie Bertrand, Harfe, hier mit dem Querflötisten  Sebastian Wittiber;  Foto: Petra Kammann

Auf der neuen CD ist es nur eines der besonders ausgewählten Kompositionen, zumeist aus der Anfangszeit des 2o. Jahrhundert, bei der die französisch-amerikanische Harfenist Anne-Sophie Bertrand den Solopart übernimmt, auch wenn sie in einigen Stücken vom L’Ensemble d’Ondine, gegründet aus Mitgliedern des hr-Sinfonieorchesters, begleitet wird.

Ravels ursprüngliche Klavierkomposition hat sie allerdings selber für Harfe arrangiert. Diese Komposition ist eingebettet in eine Sammlung französischer Werke wie „Dance sacrée et Dance profane, L 113 “ von Claude Debussy (1862 – 1918) aus dem Jahr 1904, eines der Hauptwerke des Harfen-Repertoires überhaupt. Die Tänze für Harfe und Orchester werden von Anne-Sophie Bertrand ebenso souverän und überzeugend gespielt wie die übrigen Harfenkompositionen auch und werden von den Farben der anderen Kammermusiker bereichert.

Die Harfe, dieses besondere Instrument, entwickelt den schönsten Klang, wenn die Spielerin die Saiten mit dem Finger noch weiter zurückzieht, bevor sie sie loslässt, und ihre Finger dann mit hoher Selbstverständlichkeit und großer Eleganz über die fest gespannten Saiten ihres goldenen Instruments gleiten lässt wie es Bertrand mit Verve und mit Leichtigkeit gelingt.

Ebenso anmutig und virtuos variiert sie auch André Caplets „Divertissements“ von 1924 oder Gabriel Faurés „Une châtelaine en sa tour. op 110“ aus dem Jahre 1918 nach einem Gedicht des Dichters Paul Verlaine, einem der Vertreter des französischen Symbolismus.

Neben dem Schwerpunkt der Musik des Art Nouveau und des französischen Impressionismus kann man auf dieser CD zwei weitere Besonderheiten entdecken: eine Komposition von E.T.A. Hoffmann (1776–1822), der bei uns eher als phantastischer Erzähler gilt, als Komponist aber wenig bekannt ist. Er schrieb das „Quintett für Harfe und Streicher in c-Moll“, um seinerzeit die instrumentale Kammermusik als ein wesentliches Element auf den Konzertbühnen zu etablieren.

Außerdem ist auf der CD eine weitere komplexe und für die CD titelgebende Komposition „Jeux de Création“ des 1968 geborenen amerikanischen Komponisten Goeffrey Gordon enthalten, der in seinem Werk die Zwanziger Jahre als „goldenes Zeitalter der Harfe“ heraufbeschwört. Das komplex gesponnene Werk ist übrigens eigens durch die Solo-Harfenistin inspiriert und ihr auch gewidmet.

Mit Anne-Sophie Bertrands Harfen-Glissandi und Arpeggien und dem ihr Spiel einbettenden L’ensemble Ondine in Szene gesetzt, lässt sich, wenn schon das Herumschweifen in der beleuchteten Stadt eingeschränkt ist, die Vorweihnachtszeit mit den so anderen Sphärenklängen bestens überstehen.

 

 

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