Der 9. November – Ein schwieriges Datum und ein besonderer Tag der Deutschen
Plädoyer für einen nationalen Gedenktag
9. November 1918: Beginn der Novemberrevolution, 1923: „Hitlerputsch“ in München; 1938: die Pogromnacht; 1989 schließlich der Fall der Berliner Mauer. Der Historiker und Journalist Wolfgang Niess widmet sich in seinem gerade erschienenen Buch „Der 9. November. Die Deutschen und ihr Schicksalstag“ (C.H.Beck) jedem dieser ambivalenten Ereignissen einzeln und das aus unterschiedlichen Gesichtswinkeln. Eine Lektüreempfehlung.
Der Historiker und Autor Wolfgang Niess auf der Frankfurter Buchmesse; Foto: Petra Kammann
Der Blick auf den 9. November veranschauliche, „dass Demokratie immer wieder hart erkämpft“ werden müsse, meint Wolfgang Niess im Gespräch. Aber dass „Demokraten den Sieg davontragen können, wenn sie sich für ihre Sache einsetzen. Und das gelte auch weit über Deutschland hinaus: Die Erinnerung an die Vergangenheit könne uns für Herausforderungen im Hier und Jetzt stärken, meint der Historiker. Anhand dieses Datums ließe sich eine Geschichte des so spannungsreichen wie widersprüchlichen 20. Jahrhunderts schreiben. Überzeugen Sie sich bei der Lektüre dieses Buchs, das diesen besonderen Tag in den jeweiligen Kontext stellt, selbst.
Der promovierte Historiker, viele Jahre Radiomoderator von „Autor im Gespräch“ und Redakteur beim SWR Fernsehen und Niess ist nicht nur von großer Klarheit, er schreibt nicht nur glänzend und überzeugend, sondern er ruft auch zu „Etwas mehr Mut, bitte…“ auf in seinem Kapitel: Der 9. November und die Stärkung der Demokratie. Deshalb fordert er: Der 9. November sollte ein Gedenktag werden.
Und in einem Interview im Deutschlandfunk sagte Niess: „In meinen Augen spiegelt sich im 9. November wie in keinem anderen Tag des Jahres der lange, von furchtbaren Rückfällen unterbrochene Kampf um die Demokratie in Deutschland. Hitler hatte nicht recht, als er den Putschisten in München aufs Denkmal schreiben ließ, und ihr habt doch gesiegt. Eben nicht! Die Demokraten haben gesiegt und das sollten wir uns jedes Jahr in Erinnerung rufen. Der 9. November könnte zu einem Tag werden, an dem sich Deutschland jedes Jahr seiner demokratischen Traditionen ebenso bewusst wird wie seiner historischen Verbrechen und an dem es sich, wenn ich es etwas pathetisch formuliere, zu Demokratie und Menschenrechten bekennt.“
Wolfang Niess: Der 9. November. Die Deutschen und ihr Schicksalstag. C.H. Beck, 2021