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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Preisträger des Rheingau-Musikpreises 2020: Das West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim 

Glaube an die Kunst

von Renate Feyerbacher

Bald beginnt die Weinlese und hier folgt die Nachlese zum Rheingau-Musikpreis 2020, der am 6. August 2021 m Wiesbadener Kurhaus zum 27. Mal der Musikpreis an Daniel Barenboim  und sein West-Eastern Divan Orchestra vergeben wurde. Dotiert ist der Preis mit 10.000 € , was vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zur Verfügung gestellt wurde.

Preisverleihung im Wiesbadener Kurhaus; Foto: Ansgar Klostermann /Rheingau Musik Festival

Der Zuschauerraum war quasi leer, aber Intendant Michael Herrmann sagte, dass die Veranstaltung coronabedingt trotzdem ausverkauft sei. 

Denn „Daniel Barenboim ist nicht nur einer der renommiertesten Dirigenten und Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit, sondern auch ein großer Humanist, Freidenker und Visionär von unschätzbarem gesellschaftlichem Wert. So ist die Mitbegründung und künstlerische Leitung des West-Eastern Divan Orchestra ein Zeugnis (s)eines beispiellosen Engagements für Frieden und Völkerverständigung,“ heißt es in der Begründung für die Auszeichnung.

Daniel Barenboim ist seit 1992 Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Er ist „Chefdirigent auf Lebenszeit“ ihres Orchesters, der Staatskapelle Berlin. Im Juni 2019 wurde nicht nur sein Vertrag mit der Staatsoper um weitere fünf Jahre sprich: von 2022 bis 2027 verlängert, sondern er wurde auch Ehrendirigent der Berliner Philharmoniker, die diesen Titel damit erstmals vergaben.

Die Philharmonie in Berlin, erbaut von den Architekten Hans Scharoun und Edgar Wisniewski, ist einer der schönsten Konzertsäle der Republik und die Heimstätte der Berliner Philharmoniker.

Auf der Bühne war es eng für das große Aufgebot an Musikern und Musikerinnen, Israelis und Palästinenser auch Mitglieder aus Spanien, der Türker und dem Iran, obwohl es zwei Konzerttermine gab, einen um 17 Uhr, einen weiteren um 20 Uhr.

Barenboim  widmet sich mit dem West-Eastern Divan Orchestra  immer wieder den Konzerten mal als Dirigent und wie am 6. August als Solist. Israelis und Araber sind im West-Eastern Divan vereint. Seite an Seite bilden sie einen Leuchtturm der Völkerverständigung. „Gerechtigkeit für die Palästinenser – Sicherheit für Israel“, so das Credo.

Sie begannen mit der Sinfonie Nr. 1 D-Dur op 25, der sogenannten Symphonie classique, von Sergei Prokofjew (1891-1953) beim späten Termin – markant, wuchtig, auch manchmal etwas ruppig, aber die Aufmerksamkeit mobilisierend. Ausgezeichnet die Holz- und Blechbläser. 

Lahav Shani, 1989 in Tel Aviv geboren, dirigierte. Eine Blitzkarriere: er wurde Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Rotterdam. Jetzt ist er, der 2013 den Internationalen Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb gewann, auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra, bei dem er bereits mit 16 Jahren als Pianist mit Tschaikowskis Klavierkonzert debütierte. Das heißt, er folgte nun Zubin Mehta, der diese Position 50 Jahre inne hatte.

Daniel Barenboim, Foto:Ansgar Klostermann /Rheingau Musik Festival

Zweimal spielte Daniel Barenboim an diesem Tag das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 von Johannes Brahms (1833-1897). Die Aufmerksamkeit galt natürlich ihm und nicht dem Dirigenten, der kaum zu sehen war.

Meines Erachtens ein Kraftakt für den 1942 in Buenos Aires geborenen Künstler. Es gab perfekte, virtuose und feine, leise Passagen, aber manchmal hämmerte er regelrecht auf der Tastatur und es gab kleine Fehler. Als er später direkt an mir vorbei ging, wirkte er angespannt und schien unzufrieden.

Zweifellos ein verdienter Preis für diesen wunderbaren Klangkörper und seinen Mentor Daniel Barenboim.

Das Rheingau Musik Festival, das noch bis 5. September dauert, präsentiert weiterhin Musikgrößen unterschiedlicher Genres.

www.rheingau-musik-festival.de

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