Vor dem Saisonstart: Finissage der Ausstellung „Franz Mon 95“
Neue Bilder aus Wörtern, Silben und Lettern
Nicht verpassen: Die Feier der visuellen Poesie
Franz Mon: Anlässlich seines 95. Geburtstags ehrt die Galerie Kai Middendorff einen Hauptvertreter der internationalen Visuellen Poesie und Teilnehmer der Venedig Biennale (1970) mit einer Auswahl von 30 neuen Collagen und einem großen Wandteppich. Einen Blick auf die dort ausgestellte Tapisserie wirft Petra Kammann
Der Galerist Kai Middendorff im Gespräch bei der Vernissage, Foto: Petra Kammann
Bislang kannte man vor allem die typographischen Experimente des Frankfurter Künstlers Franz Mon, die Text-und Bildcollagen, auch den Künstler als Literat und als Klang-Künstler, der allein für den WDR und den HR achtzehn Hörspiele realisiert hat. Nun kam ein weiteres Medium hinzu, ein riesiger Wandteppich.
So frei wie majestätisch hängt nun noch bis zum 28. August die von Franz Mon konzipierte Tapisserie mit ihren interessant verschlungenen Schriftzeichen im Raum der Galerie Kai Middendorff, wo sie erstmals überhaupt öffentlich zu sehen ist. Nach der Finissage nämlich wandert sie dann erst einmal ins Centre Pompidou nach Paris, wo sie vom 8. bis zum 14. September ausgestellt sein wird.
Hintergrund der Entstehung: vor drei Jahren wurde der Frankfurter Sprachkünstler Franz Mon mit dem renommierten Bernard-Heidsieck-Preis (Prix-Littéraire–Bernard-Heidsieck – Centre Pompidou Paris) im Pariser Musentempel für zeitgenössische Kunst geehrt. Der Preis gilt einer besonderen Literatur, die nicht unbedingt in Büchern publiziert sein muss, sondern die sich anderweitig manifestiert.
Das trifft auf das Oeuvre des einstigen Verlegers Franz Löffelhölz und Sprachkünstlers Franz Mon in besonderem Maße zu. Ihm ist jedes Mittel und Medium recht, denn er ist ein Meister seines Faches.
Der einstige Verleger Franz Mon alias Franz Löffelholz vor mehr als 30 Jahren vor seiner „Monica“-Schreibmaschine im Hirschgraben Verlag; Foto: Petra Kammann
Mit dem Preis verbunden war durch den italienischen Kunstsammler Bunotto, die Möglichkeit, einen Teppich nach eigenem Entwurf herstellen zu lassen. Zur Ausstellung in der Galerie in der Niddastraße wurde Franz Mons feine, nach seinem Entwurf gewebte Tapisserie fertig. Das Konzept geht zurück auf die „Wörter des Jahres“, die Franz Mon im Magazin der FAZ gestaltet hatte.
Mirakulös wirken die nach dem Jacquard-Prinzip (beidseitig) verwebten Buchstabenelemente, die bei genauerem Hinschauen jeweils wichtige Begriffe ergeben. Sie stehen für: „Aurora“, „Frieden“, „Europa“, „Olympia“, „Seele“ und „Orakel“. In dieser scheinbar festverwebten Form haben sie an Aktualität nichts eingebüßt , im Gegenteil. Man wünscht sich die Stabilität der „Europabalance“ in der aktuellen Lage ebenso herbei wie die qualitätvolle Manufakturarbeit.
‘Literatur außerhalb des Buches‘ – das Spiel mit Lettern geht konsequent in die Tapisserie von Franz Mon ein; Foto: Petra Kammann
Der kürzlich verstorbenen Dichterin Friederike Mayröcker widmet er sein Gedicht „Wörter voller Worte“. Da heißt es vielleicht an seine Verlagszeiten erinnernd: „bauchbinderwörter / …………………..füllen meinen darm „, / an das Leben und Liebe denkend: schluckaufwörter / ……………………fallen mir um den hals“ und ironisch auf Alter und Gesundheit bezugnehmend: „Schonkostwörter / ……………………lachen sich ins fäustchen“.
Wer das Spiel mit der Sprache in allen Variationen liebt, der sollte die Finissage auf keinen Fall verpassen.
Finissage: Samstag 28. Aug 12 – 20 Uhr
FRANZ MON. 95. GEBURTSTAG. VISUAL POETRY 2000 – 2021
KAI MIDDENDORFF GALERIE
Niddastraße 84 Halle
60329 Frankfurt am Main
––––––––––––––––––—–
galerie@kaimiddendorff.de
Tel. +49 (0)170 31 32 191
Tel. + 49 (0)69 74309035