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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Impressionen von den Bayreuther Festspielen

Neuinszenierung „Der fliegende Holländer“, dirigiert von  Oksana Lyniv und mit Asmik Grigorian als Senta

von Renate Feyerbacher

Was für ein Jubel nach der zweiten Aufführung des „Fliegenden Holländers“, was für ein Getrampel auf den Holzböden des Festspielhauses, das zwischen 1872 und 1875 nach Entwürfen Richard Wagners gebaut wurde! Mit überschwänglichen Meldungen wurden zwei Ereignisse gefeiert: Zum ersten  Mal in der Geschichte der Festspiele dirigierte eine Frau: Oksana Lyniv, und Asmik Grigorian sang die Senta umwerfend.

Oksana Lyniv – Die erste Dirigentin in Bayreuth, Foto: Renate Feyerbacher

2016 bekam Asmik Grigorian den „Opera Award“, 2019 wurde sie „Sängerin des Jahres“, die sowohl in Salzburg, als auch an der Oper Frankfurt begeisterte. Auch Oksana Lyniv war bereits in Frankfurt und dirigierte die Wiederaufnahme von Vincenzo Bellinis „I puritani“.

Die aus der Ukraine stammende Oksana Lyniv war zunächst an der Lemberger Oper engagiert, bevor sie 2004 den 3. Preis beim Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb gewann. Nach einem Aufbaustudium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden wurde sie stellvertretende Chefdirigentin am Odessa National Academic Opera and Ballet Theater, 2013 dann Assistentin von Generalmusikdirektor Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper.

Das Festspielhaus in Bayreuth; Foto: Renate Feyerbacher

Als sie in Bayreuth vor den Vorhang trat, wurde Grigorian frenetisch gefeiert. Ihre Interpretation der wagnerschen Musik ist wuchtig, dynamisch, die Interpreten klug unterstützend. Überwältigend der Gesang und das Spiel von Asmik Grigorian als renitente, selbstbewusste Frau.

Die Inszenierung des in Moskau geborenen Dmitri Tscherniakov, der auch das Bühnenbild schuf, ist gewöhnungsbedürftig. Er machte aus der Oper einen Dorfkrimi mit mehreren Toten am Ende. Wenn man sich vorher nicht informiert hatte, blieb eine Szene beim Vorspiel der Romantischen Oper in drei Aufzügen erklärungsbedürftig. 

Eine Mutter und ein Kind, ein Mann, offensichtlich Daland, Sentas Vater, verstößt die Frau. Das Kind sieht es und erlebt danach den Suizid der Mutter, die sich selbst erhängt. Das Kind entpuppt sich als der spätere Holländer, der aus Rache ins Dorf zurückkommt.

Text und Regie sind oft weit auseinander. Interessant und überzeugend ist dagegen die Personenführung. Daland, ein egoistischer Vater (Georg Zeppenfeld), keine liebe, sondern eine widerborstige Senta, ein teils aggressiver Erik (Eric Cutler), Dalands Ehefrau Mary (Marina Prudenskaya), der Holländer (John Lundgren) und der Steuermann (Attilio Glaser). Die Stars wurden begeistert gefeiert. Stark der Chor.

Ein ideenreiches Szenenbild war die Nachmittagszusammenkunft im Wintergarten, eine Schlüsselszene, aber sie war nicht gut mitzubekommen, einzusehen. Schade.

Bayreuther Festspiele 2021/7, Probe zu Der fliegende Holländer – Inszenierung . Dmitri Tcherniakov; Musikalische Leitung: Oksana Lyniv© Bayreuther Festspiele, Enrico Nawrath

Die Bayreuther Festspiele finden noch bis zum 25. August statt.

Im Programm sind weiterhin die legendäre Inszenierung von Barrie Kosky Die Meistersinger von Nürnberg“ und der „Tannhäuser“, inszeniert von Tobias Kratzer.

www.bayreuther-festspiele.de

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