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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Verleihung des 9. Prix AbiBac des Deutsch-Französischen Kreises 2021 live im Düsseldorfer Rathaus

Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen

Von Petra Kammann

Für die Abiturienten mit dem deutsch-französischen Doppelabschluss war es nach einem für alle ungewohnten und außergewöhnlichen Pandemie-Schuljahr umso erstaunlicher und erfreulicher, dass sowohl die Prüfungen zum Prix AbiBac des Deutsch-Französischen Kreises (DFK) als auch die Preisverleihung live im Düsseldorfer Rathaus stattfinden konnten.

Die am Prix AbiBac Beteiligten: v.l.n.r.: Claire von Vaernewyck (nominiert), François Dillenschneider, Proviseur du Lycée français (LfdD), Margaux Schöppner (nominiert), Amélie Bolz (3. Preis), OB Dr. Christoph Keller, DFK-Präsidentin Ariane Bommers, Alexander Raßbach (1. Preis), Dr. Olivia Christmann-Berkley,  Generalkonsulin Frankreich, Philippe Rudolph (1.Preis), Ann-Kathrin Broser (3. Preis), Gabriele Patten (Direktorin Luisen Gymnasium), Christiane von der Groeben, Secrétaire Générale DFK, Petra Kammann, Präsidium DFK und Juryvorsitzende Prix AbiBac, Bruno Girardeau, Jurymitglied und Attaché de langue  für NRW und Hessen; Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf, Foto: Lars Heidrich

Im vergangenen Jahr fand pandemiebedingt weder die schriftliche Prüfung live statt, noch konnte der Preis im Sommer wie im Jahr zuvor mit einem Festakt im Düsseldorfer Rathaus feierlich begangen werden, weder begleitet vom Publikum noch vom deutsch-französischen Chor. Schließlich wurde er nach mehrfachem Verschieben in einer Art Zoomkonferenz im Dezember 2020 am Bildschirm vergeben, was immerhin den Vorzug hatte, dass die inzwischen an verschiedenen Orten lebenden Studierenden sich miteinander verbinden und noch einmal miteinander ins Gespräch kommen konnten. In diesem Jahr schien es kaum anders zu werden.

Aber dann machte es die Direktorin des Luisen Gymnasiums am letzten Tag der Pfingstferien doch noch möglich, trotz dort laufender Bauarbeiten leere Räume im Luisen Gymnasium anzubieten, damit dort die schriftliche Prüfung abgenommen werden konnte. Die bachelières (Abiturientinnen) des Lycée français und die Abiturienten des Luisen Gymnasiums schrieben unter Aufsicht der Jury in der jeweilig anderen Landessprache ihre 10 ganz persönlichen positivsten Erfahrungen aus dieser ungewöhnlichen Zeit nieder. Allein schon daran wurde deutlich, wie souverän sie sich im Franco-Allemand ausdrücken konnten.

Schriftliche Prüfung im Luisen Gymnasium: v.l.n.r.: Claire von Vaernewyck, Camille Bolz, Margaux Schöppner (Lycée français de Düsseldorf), Foto: Petra Kammann

Das machte es der unabhängigen Jury (Petra Kammann, Bruno Girardeau und Prof. Dr. Kortländer) nicht leicht, ein Urteil zu fällen. Sie wollte auch wissen, wie profund sich die Abiturienten und Abiturientinnen jeweils mit der anderen Kultur beschäftigt hatten und daraus auch zu eigenständigen Beurteilungen jenseits des schulisch Geforderten kommen konnten, wie ihr Engagement war, inklusive des Ehrenamtlichen, wie ihre Zukunftsvisionen aussehen, wie sie dies begründeten und ob sie auch als geeignete „Botschafter“ der jeweils anderen Kultur auftreten könnten.

So wurden zur anschließenden mündlichen „Prüfung“ sowohl die Präsidentin des DFK  wie auch die Sécrétaire Générale hinzugebeten, um ein zusätzliches Urteil abzugeben. Alle waren sich einig, dass nicht nur die sprachliche Leistung von Alexander Raßbach wie auch die von Philippe Rudolph herausragend waren, sondern auch ihre künftigen Perspektiven, ihre reife Beurteilung dessen, was den gesellschaftlichem Zusammenhalt ausmacht. Außerdem wurde in ihren Ausführungen ein breites Spektrum an Kenntnissen und Interessen deutlich, so dass sich die Jury gemeinsam mit den Vertreterinnen des DFK dafür aussprach, erstmalig zwei erste Preise (jeweils 300 Euro) zu vergeben.

Schriftliche Prüfung –  vorne: Alexander Raßbach, Mitte: Ann-Kathrin Broser, hinten: Philippe Rudolph; Foto: Petra Kammann

Nachdem sich also der Deutsch-Französische Kreis nolens volens zunächst auf eine digitale Verleihung im Rathaus eingestellt hatte, kam es zur Freude aller Beteiligten kurzfristig doch noch zu einer kleinen Live-Feier am 28. Juni im Rathaus, wenn auch mit eingeschränktem Publikum: mit ein oder zwei Angehörigen der Abiturenten, den verantwortlichen Lehrerinnen des Franco-Allemand und der Direktorin des Luisen Gymnasiums, Frau Gabriele Patten, sowie dem Schuldirektor des Lycée français, François Dillenschneider. Der Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, die französische Generalkonsulin und Leiterin des Institut français Dr. Olivia Christmann-Berkley sowie DFK-Präsidentin Ariane Bommers und die beiden Gewinner des ersten Preise konnten eine kurze Rede halten.

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller ermutigte die AbiBac-Absolventen und Preisträger, für Toleranz einzustehen, Foto: Petra Kammann

Diese kleine Feierstunde ließ den Empfang des neuen Oberbürgermeisters der Stadt Düsseldorfer, Dr. Stephan Keller, im „Jan-Wellem-Saal“ dann umso herzlicher werden. Empathisch ging Keller auf das für die Schüler so schwierige Jahr der „harten Lockdowns“ in seiner Rede ein und hob nicht ohne Stolz auf die traditionelle Frankophilie der Stadt Düsseldorf und auf die gewachsenen freundlichen Beziehungen zum Nachbarland Frankreich ab, die von großer Toleranz geprägt seien. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch den herausragenden Sohn der Stadt, den in Düsseldorf geborenen und im Pariser Exil gestorbenen Dichter Heinrich Heine, dem Freiheit und Toleranz stets ein großes Anliegen gewesen seien.

Dr. Olivia Berkeley-Christmann, Leiterin des Institut français und Generalkonsulin in NRW, Foto: Petra Kammann

Dr. Olivia Berkeley-Christmann, die französische Generalkonsulin in NRW und Leiterin des Institut français, bedankte sich bei der Stadt Düsseldorf für die Unterstützung etlicher deutsch-französischer Angelegenheiten sowie auch dem Deutsch-Französischen Kreis für die Stiftung dieses besonderen Preises, den  Prix AbiBac. Außerdem verwies sie auf die 70-jährige Tradition des Institut français, das seinen Sitz gleich gegenüber dem Heinrich-Heine-Institut habe, und bedauerte außerordentlich, dass das Institut sein Jubiläum – ebenfalls pandemiebedingt – in diesem Jahr leider nur im kleinen Kreise feiern könne. Dabei warb sie auch für das Erlernen der Sprache Französisch im Institut français, wo man beispielsweise Sprachdiplome wie das DELF absolvieren könne.

Ariane Bommers, die Präsidentin des Deutsch-Französischen Kreises Düsseldorf, Foto: Petra Kammann

DFK-Präsidentin Ariane Bommers dankte Herrn Dr. Keller für den wohlwollenden Empfang im „Schmuckkasten der Stadt“, im Rathaus. Der französischen Generalkonsulin, den Direktoren der beiden AbiBac Schulen, Frau Gabriele Patten vom Luisen Gymnasium und Herrn François Dillenschneider vom Lycée français stattete sie ebenfalls Dank ab für die gute Zusammenarbeit, vor allem Frau Patten, die trotz der Komplikationen die AbiBac-Prüfung „mit physischer Präsenz“ ermöglicht hat. Dankbar war sie auch der Jury unter Vorsitz von Präsidiumsmitglied, Petra Kammann, der Journalistin und Romanistin mit Lehrerfahrung, Bruno Girardeau, dem Attaché für Sprache und Bildung der französischen Botschaft für Hessen und NRW, und Prof. Dr. Bernd Kortländer, ebenfalls Romanist und ehemals stellvertretender Leiter des Heinrich Heine-Instituts, für ihr großes Engagement in schwierigen Zeiten.

Alexander Raßbach und Philippe Rudolph: die beiden Gewinner des Ersten Preises boten als Dankesrede eine deutsch-französische Performance; Foto: Petra Kammann

Dabei verwies sie auf die mehr als 20-jährige fabelhafte Tradition des zweisprachigen Abiturs und auf den Prix AbiBac, der vor 9 Jahren vom Deutsch-Französischen Kreis auf den Weg gebracht worden war, in dem sich das Interesse an der Jugend und ihrer bilingualen Ausbildung manifestiere, die auf diese Weise bessere Perspektiven für die berufliche Zukunft eröffnen würden. Dann rief sie die nominierten Abiturientinnen wie auch die Preisträger auf, die Preise entgegen zu nehmen. Die Nominierten Claire von Vaernewyck, und Margaux Schöppner erhielten als Anerkennung die dreisprachige Ausgabe von Stéphane Hessel, dem KZ-Überlebenden, Widerstandskämpfern und Diplomaten mit von ihm persönlich ausgewählten deutschen, französischen und englischen Gedichten aus dem Grupello Verlag, die beiden Preisträgerinnen Amélie Bolz und Ann-Kathrin Broser erhielten den 3. Preis ( je 100 Euro). Dann übergab sie nach der Auszeichnung das Wort an die beiden Preisträger Alexander Raßbach und Philippe Rudolph, die sich den ersten Preis (je 300 Euro) verdient hatten.

Der 3. Preis ging an Amélie Bolz vom Lycée français, neben OB Dr. Stephan Keller, Christiane von der Groeben und Ariane Bommers am Pult, Foto: Petra Kammann

Das stellten sie auch unter Beweis. Es war ein wirkliches Vergnügen, den beiden Preisträgern bei ihrer Dankesrede zuzuhören. Sie hielten ihre Rede gewissermaßen im Team nicht nur frei, sondern auch abwechselnd auf Deutsch und auf Französisch. Dass sie neben allem anderen sich auch als improvisatorisch begabte Rhetoriker erwiesen, gab der Veranstaltung etwas Unverwechselbares. Nachzulesen ist die Rede im PDF-Anhang, wo auch die Rede des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt angehängt ist. Trotz der Schwierigkeit, sich an einem heißen Tag unter Masken zu unterhalten, war die Stimmung bei einem anschließenden kleinen Umtrunk bestens. Alle waren froh, dabei zu sein.

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↑ Überglücklich und stolz: Fachleiterin AbiBac Anja Lützler (li) und Nina Schmelzer (re) vom Luisen Gymnasium mit den Gewinnern Ann-Kathrin Broser (3. Preis), Philippe Rudolph und Alexander Raßbach (beide 1. Preis), Foto: Petra Kammann

↓ Freudige Mutter Camille Bolz (re) mit Preisträger-Tochter Amélie Bolz, li (3.Preis), beide Fotos: Petra Kammann

Inzwischen unmaskiert, versprach man sich vor dem Rathaus gegenseitig im Sonnenschein, weiterhin in bestem Austausch zu bleiben, verbunden mit der Hoffnung, dass im kommenden Jahr der Preis wieder im Rahmen des Frankreichfestes und des Rathauses unter anderen Bedingungen vergeben werden könnte. Das böte außerdem die Gelegenheit, die Alumni-Preisträger zum 10-Jährigen nach Düsseldorf zu bitten und deren zwischenzeitliche Erfahrungen auszuwerten.

Austausch auf dem Marktplatz vor dem Rathaus mit Eltern und Schülern: Nathalie Buschhausen (grünes Kleid Mitte), AbiBac -Koordinatiorin am Lycée français, Foto: Petra Kammann

Gewinner des Prix AbiBac des Deutsch-Französischen Kreises Düsseldorf:

Philippe Rudolph 1. Preis (300 Euro) Luisen Gymnasium

Alexander Raßbach 1. Preis (300 Euro) Luisen Gymnasium

Amélie Bolz 3. Preis  (100 Euro) Lycée français

Ann-Kathrin Broser 3. Preis (100 Euro) Luisen Gymnasium

Nominiert: 

Margaux Schöppner (Buch: Stéphane Hessel, O ma mémoire, Grupello Verlag) Lycée français

Claire von Vaernewyck (Buch: Stéphane Hessel, O ma mémoire, Grupello Verlag) Lycée français

Jury fürs Foto ohne Maske: Bruno Girardeau und Petra Kammann, Foto: Christine Guha

Die Jury:

Petra Kammann, (Vorsitzende), Präsidium DFK, Romanistin, Dozentin und Publizistin 

Prof. Dr. Bernd Kortländer, Präsidium DFK, Romanist und stellv. Leiter Heinrich-Heine-Institut a.D.

Bruno Girardeau, Attaché de coopération pour le français pour la Hesse et la Rhénanie-du-Nord-Westphalie, (Attaché für Sprache und Bildung für Hessen und Nordrhein-Westfalen)

Dr.Keller Rede Prix AbiBac

Rede für den Prix AbiBac_finale Version

www.dfkdus.de

https://www.duesseldorf.de/aktuelles/news/detailansicht/newsdetail/prix-abibac-im-rathaus-an-besonders-erfolgreiche-schuelerinnen-und-schueler-verliehen.html

 

 

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