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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Premiere Live: Sasha Waltz‘ Choreografie zur Musik von Terry Riley “In C“ im Kölner Staatenhaus

Befreiter Minimalismus

Von Simone Hamm

Am fußballfreien Donnerstag hatte Sasha Waltz Choreografie “In C“ im Kölner Staatenhaus Premiere. Live. Köln /Tanz hatte dazu eingeladen. Zuvor hatte man das Stück nur im Stream  sehen können. Bei einer Einführung zu diesem Stream verglich Sasha Waltz ihre Choreografie mit einem Fu0ballspiel. Ihre Mannschaft habe vor der Premiere sehr hart trainiert, verschiedene Strategien ausprobiert, verschiedene Formationen erarbeitet.

In C, komponiert von Terry Riley, Choreographie: Sasha Waltz, Tänzer Sasha Waltz Compagnie, Foto: ©Johannes Glinka (www.jo-glinka.com)

Rechtzeitig zur Fußball WM hatten die glücklichen Kölner jetzt die Gelegenheit, wirkliche Tänzer zu sehen. Auf der Bühne, nicht auf der Leinwand. Es war ein wunderbar leichter Tanzabend. In ihren einfarbigen Kostümen (Hosen und Shirts) von Jasmin Lepore brachten die Tänzer den Sommer ins Kölner Staatenhaus.

Dieser Eindruck  wurde verstärkt durch den Hintergrund  Die eigentlich weiße Wand war stets in anderes Licht getaucht.

Sie tanzen zur Musik von Terry Riley „In C“, die 1964 entstanden ist, eines der ersten Minimal-Musikstücke. Sasha Waltz hat sich für die Aufnahme des New Yorker Coolectivs „Bang on a Can“entschieden. Wir hören Instrumente aus aller Welt: Streicher, Schlaginstrumente, Gitarre, Saxophon und chinesische Pipa. Riley hatte 53 verschiedene musikalische Formen vorgegeben.

Die Tänzer beziehen sich auf diese 53 Formen.

Sie tanzen intime Pas de deux und finden in großen Gruppen zusammen. Anfangs heben alle Tänzer einen Arm, dann die Schultern, heben den Kopf. Sie machen alle dieselben Bewegungen. Dann hält einer inne, wird langsamer. Aber niemand tanzt aus der Reihe. Stets ist auf der gesamten Bühne viel fließende Bewegung. Alles passt wunderbar ineinander. Mal ist es nur eine kleine Bewegung mit der Hand, dann ein weiter Sprung, ein Zu Boden Gehen. Es sind abstrakte Bewegungen. Sie gehen einher mit der minimalistischen, tranceartigen Musik.

Minimalistische Musik in Variationen getanzt, Choreographie: Sasha Waltz, Foto: ©Johannes Glinka (www.jo-glinka.com)

Terry Riley hat es den Musikern überlassen, wie oft sie eine Phrase wiederholen.

Sasha Waltz überließ es jedem Tänzer, jeder Tänzerin, wie oft sie eine Figur wiederholen. Bei dieser strukturierten Improvisation muss jeder die anderen genau im Blick haben. Jeder setzt eigene Akzente, nur zusammen wird es ein großartiges Ganzes. Sie tanzen nicht nur Sasha Waltz Choreografie, sondern auch deren Philosophie: Die Freiheit des Einzelnen endet da, wo er die anderen begrenzt. Das kommt alles ganz entspannt daher, ohne Rigidität. Und hat sehr viel mit den gegenwärtigen Corona-Zeiten zu tun.

Phantastische Tänzer, mehr als zufriedene Zuschauer, eine befreite Sasha Walz, kurz ein überaus gelungener Abend!

https://www.oper.koeln/de

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