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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Ursula Assmus wäre heute 100 geworden – Eine Frankfurter Institution, verknüpft mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Die legendäre UA: bescheiden und kämpferisch, wenn es um den Frieden ging… 

von Petra Kammann

UA – so lautete das Kürzel von Ursula Assmus beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels unter den Kurzmitteilungen, mit denen sie nach eingehender Prüfung einverstanden war. Sie war sich ihrer Verantwortung bewusst, denn sie hatte den heute renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels von der Mitte des 20. Jahrhunderts an mit aufgebaut und gut 30 Jahre lang in aller Bescheidenheit und mit äußerstem Taktgefühl betreut und begleitet – auch gegen alle Widerstände. Ihre Kriegserfahrungen hatten sie zur überzeugten Friedensbotschafterin gemacht –  keine Selbstverständlichkeit im Nachkriegs-Deutschland. Ihre beiden Brüder waren im Krieg geblieben, ein Teil ihrer Verwandten war während der Nazi-Zeit in die Schweiz emigriert.

Alfred Grosser (li) besuchte Ursula Assmus auch privat; Foto: Petra Kammann

Vor 4 Jahren ist Ursula Assmus am 26. Februar 2017 im Alter von 96 Jahren gestorben. Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels hat sie bis zu ihrem Tod beschäftigt. Ihre Wohnung war bis zuletzt gespickt mit sorgfältigst geordneten handschriftlichen Notizen und Verweiszetteln zu diversen Friedenspreisträgern, mit denen sie teils persönlich befreundet war wie zum Beispiel mit dem deutsch-französischen Publizisten und Politologieprofessor Alfred Grosser, der als kleiner Junge unter der Nazi-Herrschschaft mit seiner Mutter, seiner Schwester und seinem Vater, der bis 1933 das Frankfurter Clementinen Krankenhaus leitete, die Mainmetropole verlassen musste. 1975 wurde er als jüngster Vertreter „der Zunft“ mit dem Friedenspreis in der Paulskirche ausgezeichnet. Aus der Begegnung mit Ursula Assmus, der „Friedenspreisbetreuerin“, entstand eine Lebensfreundschaft…

Wann immer es bei seinen zahlreichen Deutschland-Besuchen möglich war, in seine Heimatstadt Frankfurt zurückzukehren, besuchte Grosser auch Ursula Assmus, weil sie ihm – der damals noch nicht so populär war – neben Verständnis auch viel menschliche Wärme entgegengebracht hatte. Deshalb nannte er sie später wohl auch die „Mutter Friedenspreis“.

Trotz zahlreich erhaltener Ehrungen in seinem späteren sehr erfolgreichen professionellen Leben, u.a. als Professor an der Pariser Universität und der berühmten „Science Po“, wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Frankfurt jedoch nicht zuteil, obwohl er und seine Familie viel Gutes für Frankfurt getan hatten. Die Familie lebte bis zu ihrer Emigration in der Mendelssohnstraße. Die reale Geschichte und Folgeschichte der Emigration lässt sich in seinen zahlreichen Büchern nachlesen.

Das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels veröffentlichte nach dem Tod von Ursula Asmuss, der stets diplomatisch im Hintergrund wirkenden „Generalsekretärin“ des Friedenspreises, einen würdigenden Nachruf von Alfred Grosser. Er hatte bis zuletzt den Kontakt zu ihr gepflegt und aufrecht erhalten.

Ich selbst nämlich hatte das Glück, Ursula Assmus für kurze Zeit in ihrer Arbeit beim Friedenspreis des Deutschen Buchhandels im Börsenverein zu unterstützen. Dabei habe ich ihr Vertrauen gewonnen, um zu erfahren, was ein Friedenspreis in all seinen Verästelungen und im Innersten bedeutet. Dafür danke ich ihr.

Gedenken an Ursula Asmuss auf dem Frankfurter Hauptfriedhof

Kennengelernt hatten wir uns 1978 anlässlich der Hundertjahrfeier des Friedenspreisträgers Martin Buber, der von 1924 bis 1933 zuletzt an der Universität Frankfurt am Main Honorarprofessor für jüdische Religionslehre und Ethik gewesen und dann nach Palästina ausgewandert war. In der Nachkriegszeit setzte Buber beispielhaft Zeichen des Verständnisses und machte auf die Möglichkeit konstruktiver Dialoge aufmerksam. Auch mahnte er schon zu Beginn der zionistischen Bewegung und der jüdischen Einwanderung nach Palästina eindringlich, gute Beziehungen zu den Arabern aufzubauen, was ihm damals viel Widerspruch und Feindschaft eintrug.

Er setzte auf Dialog, den auch wir immer wieder führten. Auch das sah und schätzte ich im Wirken von Ursula Assmus, dass sie nicht locker ließ in ihrem Bemühen um Verständigung.

Und hier nun Alfred Grossers Würdigung im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels:

https://www.boersenblatt.net/archiv/1292810.html

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