home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Ein Blick zurück und voraus: Dieter Rams und Otl Aicher – Die Gestalter einer besseren Welt

Eine aktuelle Ausstellung im Museum Angewandte Kunst und ein Bildband zur Rotis-Entwicklung

Von Uwe Kammann

Einer der Design-Klassiker: Der „Schneewittchensarg“, Die radio-Phono-Kombination „SK 4” von Dieter Rams und Hans Gugelot; Foto: Dieter und Ingeborg Rams Stiftung

Erinnert sich noch jemand an die Radiowelt der 50er Jahre? An die Geräte mit üppigen Kurven und glänzendem Nussbaumfurnier, an die Zierleisten aus Messing, welche die Noppenstoffe einrahmten, hinter denen sich ein ovaler Lautsprecher leicht dunkel abzeichnete? An die Skalenfester mit Sendernamen wie Beromünster und Hilversum, und an das Nonplusultra der Feinjustierung, das magische Auge mit seinen hell- und tiefdunkelgrünen Feldern? Ja, das war der mit klangvollen Namen unterlegte Stolz in der Nachkriegswirtschaftswunderwelt, damals bestückt von Firmen wie Grundig, Kuba, Nordmende, Loewe Opta – Radioempfänger, die mit wachsendem Wohlstand aufgerüstet wurden zu Standmöbeln, die als Musik- oder Konzerttruhen firmierten, mit Spitzenpreisen bis um die 3000 Mark.

Und dann das: ein Gerät zum Radiohören und Plattenabspielen, das nichts war als ein schlichter Kasten, mit Seitenwangen aus hellem Holz, einer Front und Deckplatte aus hellem Kunststoff, mit Horizontalschlitzen für den Tonaustritt, und – der offensichtliche Clou – mit einem Plexiglasdeckel, der die liegende Bedienplatte und den daneben angeordneten Plattenspieler schützte. Und dieser Kasten hieß nicht Sinfonia oder Jubilate wie bei Graetz oder Telefunken, sondern schlicht SK 4. Der dazugehörige Firmenname signalisierte als 1952 gestaltetes Logo mit seinem großen A in der Mitte und der strengen Buchstabensymmetrie auf den ersten Blick, dass hier eine Firma einen ganz eigenen Weg suchte: BRAUN.

1956 war das. Und dieses so demonstrativ andere Gerät, das schon wegen seiner relativ bescheidenen Maße nichts mit der Status-Herrlichkeit der furnierten Truhen zu tun hatte, war keineswegs eine Eintagsfliege oder ein Versuchskaninchen (auch wenn der so genannte Volksmund ihm angeblich den Namen „Schneewittchensarg“ andichtete). Sondern es war prominenter erster Baustein einer Strategie, welche die Firma bereits ein Jahr zuvor bei der Funkausstellung in Düsseldorf auch baulich gezeigt hatte: mit einem Messestand, dessen Architektur all die Merkmale aufwies, welche dann in den folgenden Jahrzehnten die Produkte des Unternehmens prägte und unverwechselbar machte: Reduktion der Linien, Klarheit, Einfachheit, konstruktive Transparenz, Besinnung auf Bauhaus-Prinzipien.

Dieter Rams; Foto: Dieter und Ingeborg Rams Stiftung

An der Konzeption dieses Standes hatte ein damals blutjunger Mann wesentlich mitgewirkt, der gerade neu zum Unternehmen gestoßen war, als studierter Architekt und Innenarchitekt (Werkkunstschule Wiesbaden), zudem als gelernter Tischler: Dieter Rams. Er war gerade einmal 23 Jahre alt, als er zu dem Unternehmen stieß, das schon zu Beginn der 50er Jahre Ingenieure, Künstler und ‚Kreative’ versammelte, um eine besondere ‚Philosophie’ der Produktentwicklung und Gestaltung zum Mittelpunkt seiner Arbeit zu machen. Zu diesem Kreis gehörten der Kommunikationsdesigner Otl Aicher, der Industriedesigner Hans Gugelot, weiter der schon früh berühmte, dem Bauhaus verpflichtete Industriedesigner Wilhelm Wagenfeld, der Kommunikations- und Grafikdesigner Wolfgang Schmittel und, als zentraler intellektueller  Inspirator, der Kunsthistoriker Fritz Eichler.

Zu verdanken war diese klare neue Ausrichtung des 1921 von Max Braun gegründeten Unternehmens (das damals elektronische Komponenten und Haushaltsgeräte herstellte) dessen Söhnen Artur und Erwin Braun. Aber auch sie bauten auf Grundsätzen auf, welche schon dem Vater wichtig waren: Die Produkte sollten nützlich sein, intuitiv zu bedienen und, nicht zuletzt, langlebig sein. Dass aus der Konzentration auf diese Prinzipien einmal ein Werk werden würde, das weltweit Beachtung und Achtung gewann, das hätte damals, Mitte der 50er Jahre, sicher niemand geahnt. Dass es so kam – dass also in der Produktgestaltung die Wortfolge Braun-Design zu einem Sinnbild für ein neues, weltoffenes, zivilisiertes und zivilisierendes Deutschland wurde (genauso wie die von Willy Fleckhaus grafisch gestaltete Suhrkamp-Kultur, die als Synonym für zeitgenössische Literatur und Aufklärung der Moderne galt), das war dann über Jahrzehnte mit dem Namen Dieter Rams verbunden. Denn: Von 1961 bis 1995 leitete er bei Braun die Formgebung, wie es intern hieß.

Einer der Klassiker von Dieter Rams: Der „Weltempfänger“ (T 1000); Foto: Dieter und Ingeborg Rams Stiftung

Tatsächlich war der Begriff Design anfangs eher noch ein Fremdwort. So wie er später zerfaserte, auf alles Mögliche und Unmögliche angewendet wurde und es auf der Karriereleiter zum Unwort brachte (missbraucht in allen möglichen Kombinationen, vom Designerschuh bis zum Designerbier). Rams selbst sprach lieber von Produktgestaltung. Was vieles an Eigenschaften einschloss und einschließt, an das viele beim Stichwort Design heute zuallerletzt denken. Ihm ging und geht es nicht um vordergründigen Augenkitzel, um verfängliches Bling-Bling, um pure Effekthascherei und optischen Moderummel. Sondern um Funktionalität, um Gebrauchstüchtigkeit und -tugend, um Langlebigkeit, um Zeitlosigkeit.

Auch allerdings – was oft vergessen wird – um eine ganz eigene Schönheit der von ihm gestalteten Dinge; eine Schönheit, die sich aus den Proportionen, den Materialien, den Farben, den grafischen Elementen der Beschriftung ergibt. „Gutes Design“, so sein Credo, „ist so wenig Design wie möglich“. Die knappste Formel seiner zehn Gebote der Gestaltung lautet: „Weniger, aber besser“. Zu seinem Urkatalog gehören: ‚echte’ Innovationen, Brauchbarkeit, Ästhetik, Verständlichkeit, Ehrlichkeit, Unaufdringlichkeit, Konsequenz, Langlebigkeit und Umweltfreundlichkeit.

Dass diese Prinzipien theoretisch und auch in der praktischen Realisierung nicht wenige Designer international inspiriert haben – am berühmtesten: die von Jonathan Ive gestalteten Apple-Produkte (die manchmal wie Braun-Zwillinge aussehen) –, dass Dieter Rams zur Legende wurde wie vergleichbar in der Architektur Mies van der Rohe, das ist natürlich für das Museum Angewandte Kunst (MAK) in Frankfurt ein ‚Muss’ in seiner Ausstellungsarbeit. So gibt es dort, kurz vor dem Übergang zur Villa Metzler, einen ständigen ‚Stilraum’, in welchem in stetem Wechsel von Dieter Rams gestaltete Produkte gezeigt werden. Mithin: alles im Spektrum von Audiogeräten, Uhren, Küchenmaschinen, Feuerzeugen, Rasierern, Pflegegeräten; und auch gezeigt in den Schaustücken zweier langlebiger Möbelserien: einem Aluminium-Regalsystem sowie Sesseln und Beistelltischen (sie finden sich unter anderem im Bundeskanzleramt), die heute noch von der Firma Vitsoe (inzwischen in England) hergestellt werden.

Die von Dieter Rams designte Produktpalette bei Braun, Abb.: Dieter und Ingeborg Rams Stiftung

Jetzt, im Rahmen des 100jährigen Bestehens der Firma Braun und des 90. Geburtstags Dieter Rams’ im kommenden Jahr, ehrt das MAK den großen Gestalter und Lehrer (so war er lange Professor für Industriedesign an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, präsidierte auch zehn Jahre dem Rat für Formgebung) mit einer bis zum 8. August terminierten zusätzlichen Ausstellung. Die, wie es in Corona-Zeiten eben ist, derzeit ohne Zugang bleiben muss. Allerdings, sie soll, wie es der Kurator Klaus Klemp bei einer Online-Pressekonferenz betonte, eher eine „Leseausstellung“ sein: mit vielen Texten, Skizzen, visuellen festgehaltenen Arbeitsschritten auf dem Weg zu einem Produkt, das den Prinzipien des Gestalters (der natürlich gerade bei Braun auch eng im Team arbeitete) entspricht. Von den Dingen selbst – gut 350 hat Rams leitend gestaltet – sind lediglich wenig mehr als zwei Dutzend zu sehen. Begründet wird dies auch damit, dass die Ausstellung „kompatibel und flexibel“ sein sollte, um dann auch international auf Reisen gehen zu können; Anfragen, so heißt es, gebe es bereits.

Als Hauptstichworte der jetzigen, in enger Zusammenarbeit mit Rams konzipierten Ausstellung unterstreichen MAK-Direktor Matthias Wagner K. und Kurator Klaus Klemp Langlebigkeit und Nachhaltigkeit. „Ein Blick zurück und voraus“ (so der Titel der Ausstellung ), das signalisiere: Die frühen Prinzipien der Gestaltungsarbeit von Dieter Rams seien auch heute und morgen tauglich, ja dringend notwendig für die künftigen Ziele: gegen Verschwendung anzugehen, sich gegen die Vermüllung der Welt (verstanden in jeglichem Sinne, auch im visuellen) einzusetzen, für sinnvolle Ordnung auch im Gefüge alltäglichen Gebrauchsdinge einzutreten („Chaos lichten“, so drückt es Rams im weitesten Rahmen aus). In diesem Sinne, so Klemp, sei die jetzige Ausstellung auch „ein Weckruf an uns alle“.

Als Begleit-‚Produkt’ der jetzigen Arbeit des Kurators Klaus Klemp ist im Phaidon-Verlag ein knapp 350-seitiges, großformatiges Buch mit orangefarbenem Cover erschienen: „Dieter Rams: Werkverzeichnis eines Industriedesigners“. (An der Museumskasse kostet es 45, im Buchhandel 49,95 Euro.) Eine sinnvolle Anschaffung für alle Liebhaber der Rams-Ding- und Denkwelt ist dieser Band schon deshalb, weil er die bislang umfangreichste Darstellung seines Werks enthält – ein Werk, das von der Dieter- und Ingeborg-Rams-Stiftung betreut wird, zu deren Vorstand Kemp gehört. Dass es in vielen berühmten Museen der Welt Anschauungsbeispiele für die bestechende kulturelle Leistung des immer noch in Kronberg lebenden Gestalters gibt, dass in Kronberg selbst ein Förderkreis eine umfangreiche Sammlung mit Braun-Geräten unterhält (auch sie ist derzeit geschlossen), ermöglicht vielfältige, eben auch sehr direkte Zugänge.

Zoom-Konferenz mit Pressesprecherin Natali-Lina Pitzer, Museumsdirektor Prof. Mathias Wagner K und Prof. Dr. Klaus Klemp

„Dieter Rams. Ein Blick zurück und voraus“
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main
T +49 69 212 31286 F +49 69 212 30703
info.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de www.museumangewandtekunst.de
Öffnungszeiten: Di 12–18 Uhr, Mi 12–20 Uhr, Do–So 10–18 Uhr

 

Otl Aicher – Der Gestalter der Schrift Rotis

Otl Aicher, Foto: Timm Rautert/ Verlag Steidl

Wenn Dieter Rams ohne Einschränkung als der wichtigste deutsche Produktgestalter bezeichnet werden kann, dann gilt dieser Rang im selben Maße für Otl Aicher auf dem benachbarten Gebiet: des Kommunikations- und Grafikdesigns. Aicher – der als Mitbegründer der Hochschule für Gestaltung in Ulm auch in der Anfangszeit der neuen Braun-Gestaltungsphase eine wichtige Rolle spielte – ist vielen Menschen sicherlich nicht namentlich bekannt. Aber einen zentralen Bereich seines Schaffens kennen wahrscheinlich alle, und zwar in vielen Ländern der Welt: nämlich die Piktogramme, die er für die Olympischen Spiele in München entworfen hat. Es sind Bildzeichen, welche sich leicht erfassen und verstehen lassen und zur schnellen Orientierung dienen: von Ortsfunktionen bis zu den Hilfsdiensten in vielfältiger Art – seien es die Verkehrsmittel oder, ganz simpel, die Toiletten. Das Besondere an diesen in Quadratfeldern eingefassten Bildzeichen: ihre geometrische Strenge, ihre Klarheit, ihre Leichtigkeit, ihr modularer Aufbau mit wenigen Elementen.

Diese eingängige Zeichensprache – wegen der Internationalität des Reisens inzwischen unerlässlich – ist noch heute, fünf Jahrzehnte nach den Münchner Spielen, an vielen Orten zu sehen, von Flughäfen bis zu öffentlichen Räumen jeglicher Art, in denen sich Menschen orientieren müssen. Aicher war die zentrale Figur bei der Gestaltung des Außenbildes dieses großen Sportfestes (Motto „Die heiteren Spiele“), für die er in fünfjähriger Arbeit ein Gesamtbild entwarf und durchsetzte. Dessen unzählige Einzelelemente – vom Fahnenschmuck über die Uniformen der Helfer bis zu den Eintrittskarten und Trinkbechern – unterwarf er seinen strikten Vorgaben.

Die Gesamtkomposition ließ sich in der Verbindung sofort erkennen, nicht zuletzt wegen des hellgrundierten Farbspektrums mit Abtönungen von blau, grün, silber, weiß, grau, orange – in allem fernab jeglicher pompösen oder konventionell feierlichen Gesamtstimmung. Und damit ergänzte die visuelle Erscheinung perfekt die noch immer atemberaubend kühne Architektur des transparenten Zeltdaches über der weit ausschwingenden Landschaft des Olympiaparks.

Seine Meisterschaft in der einheitlichen Gestaltung von Unternehmens-‚Bildern’ in all’ ihren Ausprägungen, von der Schrift bis zu den Grundfarben – später wurde das schick ‚corporate design’ genannt – bewies Aicher bei Großen der Branche wie Lufthansa, Bulthaup, Erco, Flughafen Frankfurt, Sparkasse. Auch für das Medienunternehmen ZDF hatte er in den 1970er Jahren ein einheitliches Erscheinungsbild bis hin zu den Studioeinrichtungen entworfen – ein Bild, das in seiner Klarheit und durchgehenden Einfachheit rein gar nichts mit dem späteren krampfigen Kampf um Aufmerksamkeit in schriller Konkurrenzlage zu tun hatte.

Otl Aicher vor der von ihm entwickelten Rotis-Schrift; Foto: Timm Rautert/ Verlag Steidl

Noch heute sind beeindruckende Alltagsdinge von der visionären Gestaltungskraft Aichers geprägt. Einem Medium widmete er mit großer Ausdauer und Energie eine ganz besondere Sorgfalt: der Schrift. Er schuf einen Typus, der noch heute weltweit in vielen Publikationen zu finden ist, einen Typus, der eine auf den ersten Blick rätselhafte Bezeichnung trägt: Rotis. Das ist nichts anderes als der Name eines Ortes im Allgäu, den Aicher als Lebensmittelpunkt gewählt hat: mit einem Hof, den er um einen selbstentworfenen Atelierbau ergänzte, als Denk- und Arbeitsstätte seines Instituts für analoge Studien. Ein ländlicher Ort für ein ganz eigenständiges Leben, das er ganzheitlich verstand und verwirklichte, mit eigener Wasser- und Energieversorgung, mit einer eigenständigen Gärtnerei.

Rotis, die Schrift, ist ein Musterbeispiel für die Kraft, die von einem zentralen Element der visuellen Kommunikation ausgehen kann. Es ist eine im Charakter eher leichte Schrift, ohne Serifen, also ohne kleine An- und Abstriche an den Buchstaben. Gleichwohl ist sie mit einer geschmeidigen Körperlichkeit verbunden, mit einer gleichsam federnden Spannung in den Umrissen.

In einem bei Steidl erschienenen Buch unter dem schlichten Titel „otl aicher / rotis“ ist jetzt nachzulesen, welche Rolle die Entwicklung der Schriftfamilie im Schaffen des Kommunikations- und Grafikdesigners einnahm, auf welchen Grundüberlegungen sie fußte und in welchen Stufen sie ihre endgültige Form fand. Zugleich bietet das Buch einen höchst aufschlussreichen Einblick in die Denkwelt und das Alltagsleben eines Mannes, der Ganzheitliches anstrebte und in vielen Phasen auch lebte, zu einer Zeit (er starb 1991 durch einen tragischen Unfall), als die damit verbundenen Prinzipien und Regeln noch nicht zum Party-Small-Talk gehörten.

Otl Aichers Denk- und Arbeitsstätte seines Instituts für analoge Studien in Rotis; Foto: Timm Rautert/ Verlag Steidl

Die Möglichkeiten der lesenden (deutsch / englisch) und sehenden Annäherungen an diesen äußerlich eher etwas knorzigen Mann sind auch deshalb so intensiv, weil der Fotograf Timm Rautert (lange ein Hauptmitarbeiter des „Zeit-Magazins“) ihn über Jahre immer wieder mit der Kamera besuchen und begleiten durfte. So ist, im besten Sinne des Wortes, ein Zeit-Dokument entstanden, in einer Serie von ganz unaufdringlichen Schwarz-Weiß-Fotografien, die viele Aspekte zeigen: von der schlichten bäuerlichen Umgebung über die ebenso schlichten Arbeitsräume bis hin zu den Studien und Skizzen bei der Schriftgestaltung. Natürlich versammelt der Band (gesetzt selbstverständlich in der Rotis) eine Reihe von eindrucksvollen Porträts. Nie in Szene gesetzt, sondern einfach aus der jeweiligen Situation heraus entstanden.

Es ist tatsächlich eine Hommage an den großen Gestalter, welche die Herausgeber Ute Eskildsen und Gerhard Steidl hier vorlegen, ein Jahr, bevor Aichers Geburtstag sich zum 100. Mal gejährt hätte. Es ist eine Lust zu lesen, wie Timm Rautert seine auch bei anderen Projekten intensive Zusammenarbeit mit Aicher schildert. Und höchst aufschlussreich ist es, wie Oliver Klimpel die Lebens- und Arbeitswelt in Rotis beschreibt und wie Dan Reynolds die Entwicklung der Schrift Rotis selbst in einen spezifischen gestalterischen Rahmen einspannt.

Dieter Rams und Otl Aicher: zwei Menschen, die mit ihrem visionären Vermögen und ihrer so wegweisenden wie akribischen Arbeit viel – ach: unglaublich viel – zum Bild einer Welt beigetragen haben, die nicht vor lauter visuellem Müll unkenntlich wird. Es sind in der Zeit und in der Wirkung begrenzte Beiträge, ja. Aber ohne sie fehlten uns Modelle und Vorstellungen, wie wir angemessener und bewusster leben könnten. Ganz nach dem Grundsatz: Weniger, aber besser.

otl aicher / rotis, Fotos: Timm Rautert
Herausgegeben von
Ute Eskildsen und Gerhard Steidl

Verlag Steidl
160 Seiten, 72 Abbildungen
Englisch / Deutsch
35 Euro

 

Comments are closed.