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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Ein Novum: Ankauf eines Zeichnungskonvoluts von Greser & Lenz für das Caricatura

Anders als im Falle des Nachlass-Erwerbs von F. K. Waechter hat sich die Stadt Frankfurt diesmal nicht lumpen lassen. Der Kultur- und Freizeitausschuss der Stadtverordneten-versammlung hat dem Kauf eines Konvoluts von rund 400 Zeichnungen von Greser & Lenz mit den thematischen Schwerpunkten Tagespolitik und deutsche Geschichte zugestimmt. Das ist für die Sammlung des Caricatura Museums Frankfurt insofern von Bedeutung, da beide Zeichner noch mit den Mitgliedern der Neuen Frankfurter Schule zusammengearbeitet haben. Dem Museum Caricatura ist es durch den von Kulturdezernentin Hartwig neu geschaffenen Ankaufsetat somit erstmals ermöglicht worden, Kunstwerke für die eigene Sammlung zu erwerben und diese so zu erweitern.

In den politischen Tageszeitungskarikaturen von Greser & Lenz, die seit einem Vierteljahrhundert regelmäßig in der Frankfurter Allgemeine Zeitung erschienen, werden weniger die Politiker selbst karikiert, als vielmehr die Politik mit einer Geschichte aus dem Alltag einfacher Leute kommentiert. Dass die Sammlungen das kulturelle Gedächtnis der Stadt sind, wie Ina Hartwig betonte, hat das Zeichner-Duo nicht nur dazu herausgefordert, die Kulturdezernentin mit diesem Coup zeichnerisch zu verewigen, sondern in einem persönlichen Statement dankbar auch das Loblied auf den liberalen Geistes der Stadt Frankfurt anzustimmen:

Als Grafikstudenten haben wir die Arbeiten der Neuen Frankfurter Schule verehrt. Persönliche Begegnungen mit den Protagonisten waren so aufregend wie der Papstbesuch für einen jungen Ministranten oder das erste Petting-Date für einen Teenie. Glückliche Umstände führten dazu, dass wir in die Titanic-Redaktion eintraten und neben unserer Tätigkeit als Grafiker eine Art Zweitstudium in Sachen Satire, Witz und Ironie absolvieren konnten unter der Aufsicht und Anleitung unserer Helden, allen voran F.K. Waechter.

Dass wir mit dem Ankauf unserer Bilder für das Caricatura-Museum nun unter das Dach des Tempels geraten, der das Andenken an die Zeichner der NFS hochhält, ist ein tränentreibendes Glück für uns und erfüllt uns mit unermesslichem Stolz. Das ist kein Witz. Wir kommen aus Unterfranken, Frankfurt ist also unsere natürliche Hauptstadt. Eine weitere persönliche Nähe liegt auch darin begründet, dass die F.A.Z., die bedeutendste und international repräsentativste Tageszeitung Deutschlands, und die Titanic, das maßgebliche Satiremagazin des Landes in Frankfurt erscheinen – unsere beiden beruflichen Glücksfälle.

Die Koexistenz dieser beiden Publikationen in einer Stadt verrät den weitgespannten freien Geist Frankfurts, seine liberale, demokratische Gesinnung. Gepaart mit der Lässischkeit, Witzischkeit und von Schönfärberei freien Direktheit seiner Bewohner bildete dies den fruchtbaren Humus, auf dem unsere Witzeplantage gedeihen und ihre Früchte unter die Leute bringen konnte.

Wir haben Frankfurt alles zu verdanken. Das sagen wir in deutlicher Abgrenzung zum politischen Bayern, in dem wir sozialisiert wurden: einem staatlichen Verbund, der seit drei Generationen clanartig von einer Partei regiert wird, der seine monarchistische Vergangenheit bis heute nicht ganz überwunden hat und der in seiner zentralistisch führenden Kernregion mit der Lederhose und dem Alphorn folkloristische Gegenstände verehrt, die aus der Steinzeit stammen. Dass Frankfurt unsere Liebe erwidert und uns beschenkt mit dieser Form der Anerkennung, dem Ankauf von Bildern für sein Caricatura-Museum , stimmt uns glückselig und unendlich dankbar.“  pk

 

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