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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Hessischer Kulturpreis an Caricatura Museum Frankfurt und Galerie für Komische Kunst in Kassel

Talentschmieden für satirische Bildkunst ausgezeichnet

Von Hans-Bernd Heier

Mit dem Hessischen Kulturpreis 2020 werden das „Caricatura Museum Frankfurt – Museum für komische Kunst“ und die „Galerie für Komische Kunst“ in Kassel geehrt. Das herausragende Engagement der beiden Institutionen rund um das Genre der Karikatur wird mit dieser Auszeichnung gewürdigt, wie die Vorsitzenden des Kuratoriums Hessischer Kulturpreis, Ministerpräsident Volker Bouffier und Staatsministerin Angela Dorn, bekanntgeben. Der Hessische Kulturpreis ist mit 45.000 Euro dotiert. Aufgrund der derzeitigen Corona-Einschränkungen wird die Ehrung erst im kommenden Jahr überreicht.

Traxlers Elch-Skulptur ist das „Markenzeichen“ des Museums für Komische Kunst; © Hans Traxler; Foto: Hans-Bernd Heier

Das Land Hessen zeichnet mit dem diesjährigen Kulturpreis insbesondere die Einzigartigkeit der beiden Einrichtungen und den wichtigen Beitrag aus, den sie in der politischen Meinungs- und Willensbildung leisten. In der Presseerklärung charakterisiert der Ministerpräsident Museum und Galerie als „Talentschmieden für die satirische Bildkunst“ und hebt besonders deren Bedeutung hervor. „Das verdienstvolle Wirken hat eine Strahlkraft, die weit über die hessischen Landesgrenzen hinausgeht.“

Beheimatet im Leinwandhaus – das laut Frenz „schönste Museum der Welt“; Foto: Eva Kröcher

„Die Auszeichnung ehrt uns sehr. Die Ehrung würdigt einmal mehr die Auswirkung und den Einfluss unserer Arbeit auf Deutschland und Europa. Die Werke unserer Künstlerinnen und Künstler zeigen einen einzigartigen Blick auf die vergangenen wie aktuellen gesellschaftlichen und politischen Geschehnisse und lehren den Betrachtenden, Dinge kritisch zu hinterfragen“, so Achim Frenz, Museumsleiter des Caricatura Museums.

Das Caricatura Museum in Frankfurt sowie die Caricatura Galerie in Kassel bieten allerdings mehr als nur Ausstellungsflächen für Werke komischer KünstlerInnen. Das kulturelle und gesellschaftliche Engagement geht weit darüber hinaus und findet auf weiteren Feldern statt. So veranstalten das Caricatura Frankfurt und Kassel beispielweise zusammen mit dem Satiremagazin TITANIC seit 2007 jährlich die Sommerakademie für Komische Kunst. Das bundesweit einzigartige Projekt widmet sich der Aus- und Weiterbildung von Talenten aus den Bereichen Cartoon und Karikatur sowie komische Zeichnung und komische Malerei. In der Zwischenzeit hat eine ganze Generation von Zeichnerinnen und Zeichnern mit Erfolg die Sommerakademie absolviert.

Museumsleiter Achim Frenz mit dem Cellisten Frank Wolff  zur Eröffnung der Ausstellung komischer Zeichnungen zum 80. von Robert Gernhardt im Dezember 2017, Foto: Petra Kammann

Der selbstbewusste Frenz, der von 1986 bis 1993 auch die Galerie für Komische Kunst Kassel leitete, sieht in seinem Wirken einen klaren Bildungsauftrag und hofft, diesen mittelfristig ausbauen zu können. Ein wissenschaftliches Arbeiten an Komischer Kunst in Form einer Akademie wäre seiner Meinung nach nicht nur für Frankfurt eine Bereicherung. Die Auszeichnung mit dem Hessischen Kulturpreis könnte die Erreichbarkeit dieses Vorhabens in nähere Zukunft gerückt haben.

Auch bei Großveranstaltungen der „Museumsufer-Familie“ ist das im Jahr 2008 eröffnete Haus im historischen Leinwand-Haus aktiv dabei. Das Caricatura veranstaltet im Rahmen des jährlichen Museumsuferfests das „Festival der Komik“ und bietet damit der Komischen Kunst im wahrsten Sinne des Wortes eine Bühne.

Eine Auswahl der Arbeiten der fünf Zeichner der „Neuen Frankfurter Schule“ ist in wechselnden Hängungen in der Dauerausstellung im 1. Stockwerk zu sehen; Foto: © Caricatura Museum Frankfurt

Das Frankfurter Caricatura, das nach Ansicht des stolzen Museumsleiters „mutmaßlich den höchsten Humorgehalt der Weltmuseumslandschaft aufweist“, ist Hort für die Werke der „Neuen Frankfurter Schule“: Die fünf Zeichner F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, F.K. Waechter und Hans Traxler bilden zusammen mit den Autoren Bernd Eilert, Eckhard Henscheid und Peter Knorr diese international bekannte Gruppierung. Ihre Werke können die BesucherInnen dauerhaft in wechselnden Hängungen im ersten Obergeschoss genießen.

Die Dauerausstellung wird im halbjährlichen Turnus neu gehängt, um möglichst viele hochkarätige Werke aus der umfangreichen Sammlung zeigen zu können. In der aktuellen Schau werden Hans Traxlers Illustrationen zu Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen“ gezeigt. Heines lyrische Vers-Satire beschreibt in 500 Strophen die Diskrepanz zwischen sozialer Befreiung und nationaler Idee in einem Deutschland der Restaurationszeit. Parodistisch beschreibt bzw. kritisiert er die ihn erdrückende politische wie auch geistige Lage Deutschlands. Für jedes der 27 Kapitel von Heines Wintermärchens hat Traxler seine eigene humorvolle Interpretation des Geschriebenen gezeichnet.

Ausstellungsplakat©Hauk und Bauer

Neben der Dauerausstellung zeigt das Caricatura die große Werkschau „Hauck & Bauer: Cartoons“. Elias Hauck und Dominik Bauer sind bekannt durch ihre regelmäßigen Veröffentlichungen in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ und in dem Satire-Magazin TITANIC. In der kurzweiligen Schau sind ihre lustigsten Cartoons und besten Strips sowie eine Auswahl von Filmen zu sehen, die das Cartoon-Duo für Anke Engelkes Sendung „Anke hat Zeit“ entwickelt hat.

 

©Hauk und Bauer

Das Museum für Komische Kunst würdigt mit der sehenswerten Präsentation den groben Strich und den feinen Witz des Duos, das die einen als die „Geburtshelfer des extrovertierten Humors“ (Deutscher Karikaturenpreis) bezeichnen und die anderen als „Lithographen des gezeichneten Humors“ (Main-Echo). Bis heute arbeiten Hauck & Bauer nach dem Prinzip, das 2002 in der Berliner Kneipe „Zwiebelfisch“ entstanden ist: Dominik Bauer textet einen Witz, Elias Hauck testet und zeichnet ihn, anschließend werden Details wie Bildaufbau oder Mimik der Figuren gemeinsam besprochen.

Kommuniziert wird via E-Mail und am Telefon, denn inzwischen lebt Hauck in Berlin und Bauer in Frankfurt am Main. Mit dieser Arbeitsteilung erreicht das vielfach ausgezeichnete Duo eine eigentümliche Spannung zwischen roher, skizzenhafter Zeichentechnik und präzise gesetztem Text und Thema. Diese löst sich im Regelfall in einer komischen Pointe auf, die den Betrachter heiter, aber durchaus auch nachdenklich stimmt. Die unterhaltsame, vom Kutlturfonds Frankfurt RheinMain geförderte Schau, ist nach dem Lockdown bis zum 7. März 2021 zu sehen.

 

Weitere Informationen unter: www.caricatura-museum.de

 

Bildnachweis (soweit nicht anders bezeichnet): Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst

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