Gedenken der Synagogenzerstörungen am 9. November 1938 – Heute digital!
Die Zerstörungen, Vertreibungen und Morde am 9. November 1938 waren ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Schoa. Daran wollen wir erinnern. In diesem Jahr hätte es am 9. November an der Gedenkstätte Synagoge Friedberger Anlage eine Versammlung gegeben, wo einst die größte Synagoge Frankfurts stand. Doch haben die aktuellen Entwicklungen eine Verlagerung des Gedenkens in den digitalen Raum erfordert.
Erinnerung an den Brand der größten Synagoge an der Friedberg Anlage 1938, Abb. Jüdische Gemeinde Frankfurt
Heute um 18.00 Uhr streamt die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main daher eine Ansprache ihres Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Salomon Korn sowie eine Ansprache von Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier kann quarantänebedingt keine Botschaft beitragen.
Der Kantor Yoni Rose zeichnet aber eigens in Begleitung der Pianistin Tamar Halperin und des Opernsängers Andreas Scholl ein Gedächtnisgebet für die Verstorbenen als Märtyrer auf, ebenso Kaddisch und ein Glaubensbekenntnis (Ani Ma’Amin).
Zudem beteiligt sich die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main an der Aktion „Let there Be Light“ von March of the Living, einer Organisation, die jährlich den Gedenkmarsch vom Konzentrationslager Auschwitz zum Vernichtungslager Birkenau organisiert. Hierbei beleuchten Menschen aller Religionen weltweit ihre Privathäuser, Institutionen und Gotteshäuser als Symbol der Solidarität und des Engagements gegen Hass und Antisemitismus.
Die Westend-Synagoge während der Luminale 2018; Foto: Petra Kammann
Frankfurt macht mit der Westend-Synagoge den Auftakt; sie ist eine der wenigen Synagogen, die in der „Pogromnacht“ nicht zerstört wurden.
Die Jüdische Gemeinde freut sich über die internationale Vernetzung an diesem geschichtsträchtigen Tag, „da wir nur gemeinsam und in großer Zahl gegen tiefsitzende Vorurteile und Gewalt angehen können“.
Prof. Dr. Salomon Korn, seit 1999 Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt; Foto: Petra Kammann
Dass diese ein Problem für uns alle bedeuten, legt eindringlich Prof. Dr. Salomon Korn dar: „Antisemitismus und Rassismus bedrohen unsere Gesellschaft insgesamt, sie gefährden unsere Werte und Demokratie. Gemeinsam wollen wir ein Signal gegen die Zunahme von Antisemitismus und Hassreden weltweit senden. Wir wollen dafür eintreten, dass Diskriminierung und Intoleranz in unserer Gesellschaft nicht hinnehmbar werden.“
Der Link zum Stream wird auf https://jg-ffm.de und auf dem Facebook- und Instagramprofil der Gemeinde kommuniziert.
Über die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main:
Seit ihrer Neugründung im Jahr 1947 ist die Jüdische Gemeinde kulturell und gesellschaftlich fest in der Stadt Frankfurt am Main verankert.Die Jüdische Gemeinde Frankfurt zählt zu den vier größten Jüdischen Gemeinden Deutschlands. Ihren knapp 6.500 Mitgliedern bietet sie alles, was für das moderne jüdische Leben nötig ist: Sie unterhält ein Gemeindezentrum, in dem sich auch ein koscheres Restaurant befindet, zwei Kindergärten, Krippen, eine Kindertagesstätte, die I. E. Lichtigfeld-Schule, eine eigene Sozialabteilung, sowie ein Jugend- und ein Altenzentrum mit Tagespflege und einer Altenwohnanlage.
Seit 1982 finden in Frankfurt alljährlich Jüdische Kulturwochen statt, seit 2016 alternierend mit den Jüdischen Filmtagen. Sie werden von der Stadt Frankfurt gefördert und sind bei den Bürger*innen und Gemeindemitgliedern ebenso beliebt wie die zahlreichen anderen Veranstaltungen der Gemeinde oder anderer jüdischer Organisationen.