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PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Deutscher Buchpreis – Finale: Anne Weber bekommt mit „Heldinnenepos“ den Deutschen Buchpreis 2020

Vive le courage, Vive la liberté und Vive la parole! Es lebe der Mut, die Freiheit und das Wort!

Buchpreisgewinnerin ist Anne Weber 

von Petra Kammann

„Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin“, einer Resistance-Kämpferin, messen. Es sei „atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt und mit welcher Leichtigkeit Weber die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir zu einem Roman über Mut, Widerstandskraft und den Kampf um Freiheit verdichtet“, heißt es in der Jurybegründung zum Deutschen Buchpreis 2020.

Preisträgerin des deutschen Buchpreises 2020: Anne Weber für „Heldinnenepos“, Foto: Petra Kammann

In der Geschichte „Annette, ein Heldinnenepos“ (Matthes & Seitz Berlin) erzählt die seit vielen Jahren in Frankreichs Metropole lebende Autorin und Übersetzerin Anne Weber, die wechselweise auf Französisch und auf Deutsch schreibt, so skrupulös wie dezent die Geschichte der couragierten 97 Jahre alten Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir (Annette). „Wir sind dankbar, dass Anne Weber Annette sie für uns entdeckt hat und von ihr erzählt“, heißt es weiter in der Jury-Begründung.

Stupéféant. Ebenso dezent oder diskret (und somit sehr sympathisch) ist auch die Reaktion der Autorin Anne Weber auf die Preisentscheidung in der etwas surrealen Abstands-Szenerie der diesjährigen Preisverleihung unter Pandemie-Bedingungen im Frankfurter Römer. Offensichtlich hatte sie nicht mit einem Zuschlag gerechnet und sich innerlich eher eine „Trostrede“ zurechtgelegt, sobald der Preis verkündet werden würde.

Buchpreisverleihung im Kaisersaal des Römer unter hygienischen Bedingungen, Foto: Petra Kammann

Dann aber fasste sie sich und widmete den Preis in ihrer Dankesrede zumindest zur Hälfte der Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir und deren bemerkenswerter Biographie. Weber war ihr per Zufall auf einem Kongress in Südfrankreich am symbolischen Ort Dieulefit (auf Deutsch in etwa: „Gott hat es gewollt/getan“) begegnet.

Die 93-jährige Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir mit Anne Weber, fotografiert vom Bildschirm vor der Kulisse der Altstadt, Foto: Petra Kammann

Bei dieser Begegnung sei sie von einer Art „Coup de foudre“ von dieser außergewöhnliche Persönlichkeit ergriffen gewesen, die 1923 geboren und arm und in einfachen Verhältnissen in der Bretagne in Saint-Cast-le-Guildo aufgewachsen war, im kommunistischen Widerstand jüdische Kinder gerettet hatte und 1959 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, da sie im Algerienkrieg die Nationale Befreiungsfront unterstützt hatte, später wurde sie Neurophysiologin.

Weber habe sie in zahlreichen Gesprächen immer wieder getroffen und nach einer Form gesucht, ihr mit literarischen Mitteln gerecht zu werden. Und das sei nun mal das antike Epos gewesen. Das Neue daran: Dieses Mal sei das Epos im Gegensatz zu früher nicht Helden, sondern einer Heldin gewidmet. Herzlichen Glückwunsch beiden Heldinnen!

Die erste Preisverleihung unter Pandemie-Bedingungen durch Karin Schmidt-Fridrichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, an Anne Weber; Foto: Petra Kammann

Ein interessanter Jahrgang insgesamt: Und hier nochmal die hoffnungsvollen Finalisten im Frankfurter Römer:

v.l.n.r.: Dorothee Elminger, Deniz Ohde, Bob Bjerg, Anne Weber, Thomas Hettche; Foto: Petra Kammann

Die Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen erhalten jeweils 2.500 Euro. Auch Deniz Ohde ist zu gratulieren. Sie erhielt für ihr dichtes Erzählwerk „Streulicht“ ebenfalls verdient den „Aspekte“-Literaturpreis.

Weitere Infos unter:

https://www.deutscher-buchpreis.de/nominiert/#section-shortlist

Deutscher Buchpreis: Die Finalisten (6) Dorothee Elmingers Collagen-Roman „Aus der Zuckerfabrik“

Deutscher Buchpreis Finalisten(5): Bob Bjergs bedrückender Roman „Serpentinen“

Deutscher Buchpreis. Die Finalisten(4): Deniz Ohde, „Streulicht“

Deutscher Buchpreis: Die Finalisten (3) Anne Webers „Heldinnenepos“

Deutscher Buchpreis: Die Finalisten (2) Thomas Hettches Roman „Herzfaden“

Deutscher Buchpreis: Die Finalisten (1) Christine Wunnicke

 

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