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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Hessens Museen sollen digitaler werden

Neue Stellen und drei Millionen Euro für Digitalisierungsstrategie

Während der coronabedingten Schließungen sind die Einrichtungen eher notgedrungen auf digitale Formate ausgewichen. Digitalisierung sei aber viel mehr, so die Meinung der hessischen Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. Sie sei eine komplexe und herausfordernde Daueraufgabe. Daher wurde nun mit den Landeseinrichtungen eine ganzheitliche digitale Strategie für die Museenlandschaft Hessen erarbeitet.

Pressekonferenz im Museum Wiesbaden mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und Jörg Daur, stellv. Direktor des Landesmuseum Wiesbaden, vor dem digital aufbereiteten 360-Grad-Panorama Beuys-Block auf dem Bildschirm; Alle Fotos: Petra Kammann

Zehn neue unbefristeten Stellen wird es in Hessen für die zusätzliche die Digitalisierung in den Museen, denkmalgeschützten Gebäuden und Gärten sowie den Archiven des Landes geben. Das ist eine Menge. Wiederum stehen wir auch vor einer Mammutaufgabe. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Dieser Valentin-Spruch lässt sich auch auf die sinnvolle Digitalisierung von Kunst, Architektur und vor allem auch von Archäologie machen. Da müssen unendlich viele kleinteilige Daten eingepflegt werden.

Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus, Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalschutz Hessen und Sprecher des Mandanten historisches Erbe im konstruktiven Dialog

Die in der Pressekonferenz vorgeführten Beispiele machen es etwa an der virtuellen Rekonstruktion der baulichen Entwicklung des Schlosses Bad Homburg oder der frühkeltischen Besiedlung des Glaubergs deutlich. „Es ist zukunftsweisend, wie die Landesregierung im Rahmen der gemeinsamen Digitalisierungsstrategie dazu beiträgt, das reiche kulturelle Erbe des Landes zeitgemäß digital zu erschließen und zugänglich zu machen“, betont daher Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalschutz Hessen und Sprecher des Mandanten historisches Erbe. „Damit werden aktuelle Präsentations- und Vermittlungsangebote für eine breite Öffentlichkeit ermöglicht und die Grundlagen für neue Formen der wissenschaftlichen Beschäftigung und Forschung geschaffen.“

Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus (CDU) und Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn („Grüne“) demonstrieren Einigkeit. Sie sehen die dringende Notwendigkeit der Digitalisierung und ziehen daher trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit  an einem Strang: Neue Formate würden helfen, Zusammenhänge zu erklären.

„Digitalisierung umfasst viele Bereiche von Infrastruktur, Verwaltung und Personal über die Erschließung der Sammlungen und das Erstellen digitaler Abbilder bis zu besseren Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Wir können nicht alles gleichzeitig angehen, deshalb setzen wir Prioritäten. Wir müssen stets die Bedeutung des Kulturguts, das öffentliche und wissenschaftliche Interesse, den Erhaltungszustand und Fragen der Provenienz abwägen,“ so die Digitalministerin.

Hinzu kämen neue Formate der Vermittlung, wie zum Beispiel eine virtuelle Rekonstruktion der keltischen Siedlung auf dem Glauberg. Apps können Besucherinnen und Besuchern sachkundig und individuell durch die Museen führen. Dadurch werde die Aura der ausgestellten Exponate nicht in Frage gestellt. Das habe man an dem starken Bedürfnis nach analoger und Wahrnehmung in erhöhten Museumsbesuchen nach dem Lockdown gesehen, was einen nicht dazu verleiten sollten, die notwendige Digitalisierung weiter zu verfolgen. Sie führt zu intensiverer Wahrnehmung, Denn man sieht mehr, wenn man etwas über die Sache weiß.

Insofern habe die Corona-Krise die digitale Transformation als Katalysator mit einem gewaltigen Schub beschleunigt, denn sie sei in Krisenzeiten „der Kitt der Gesellschaft“, da digitale Anwendungen Wissensaneignung zugänglicher und anschaulicher machten, wie Prof. Dr. Kristina Sinemus betonte. Auch sie sieht die Digitalisierung von musealem Sammlungsgut als eine zentrale Zukunftsaufgabe für die Einrichtungen. So könne eine gut ausgearbeitete Digitalstrategie eine Institution auch intern strukturell verbessern und Arbeitsprozesse reformieren. Für besonders wichtig halte sie die Digitalisierung im Bildungsbereich, gleich ob beim Digitalpakt Hochschulen, der Unterstützung für die Online-Ausleihe für öffentliche Bibliotheken oder dem Programm ,Digitale Schule Hessen‘.

Zwei neue Mitarbeiter des Museums Wiesbaden erläutern, wie man sich mit Hilfe einer App mit Museum orientieren, Objekte finden und auf einer „Schlendertour“ Hintergründe zu den Exponaten erläutern lassen kann

Aus den Haushaltsmitteln könnten die Einrichtungen ihr digitales Angebot ergänzen und ausweiten. So können etwa Sammlungen, die aus Platzgründen nur in Teilen in einer Ausstellung zu sehen sind, im Internet vollständig zugänglich werden. Für landesgeschichtlich interessierte Menschen sei es ebenso ebenso wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler attraktiv, wenn sie immer weitere historische Dokumente digital im Internet abrufen könnten, die das Landesarchiv und das Landesamt für geschichtliche Landeskunde zur Verfügung stellen.

Drei Millionen Euro stehen im Haushalt 2020 für die Digitalisierung der verschiedenen Kultureinrichtungen zur Verfügung, wozu auch die Schlösser und Gärten zählen. Auf diese Weise kann einem größeren Publikum zusätzliche Zugänge ermöglicht werden, durch das Internet, durch die Sozialen Medien, vor allem aber auch dank Apps und Virtual Reality vor Ort selbst…

Als Dauerstellen geschaffen werden je eine oder ein Digital-Manager oder -Managerin für die Landesmuseen in Darmstadt und Wiesbaden, die Museumslandschaft Hessen Kassel, das Landesamt für Denkmalpflege und die Staatlichen Schlösser und Gärten. Sie sollen die digitale Transformation in den Einrichtungen vorantreiben und koordinieren. Hinzu kommen vier Stellen am Landesarchiv, welche die Bereitstellung von Informationen über Archivgut und von Digitalisaten von Archivalien im Internet voranbringen sollen, sowie eine Stelle für wissenschaftliche Mitarbeit am Landesamt für geschichtliche Landeskunde zur Weiterentwicklung des digitalen Angebots. pk

 

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