Ernst-Dietrich Haberland †
Zum Tod des langjährigen Ersten Vorsitzenden des Frankfurter Künstlerclubs
Von Erhard Metz
Der Frankfurter Künstlerclub e.V. und seine Mitglieder, eine große Gemeinde von Künstlerinnen und Künstlern in Frankfurt und Rhein-Main sowie zahlreiche Freunde und Weggefährten trauern um Ernst-Dietrich Haberland, den langjährigen Ersten Vorsitzenden dieses einzigartigen Zusammenschlusses von Künstlern und Literaten, Freunden und Unterstützern der bildenden und darstellenden Künste sowie der Musik und Literatur.
Ernst-Dietrich Haberland im Februar 2012 in seiner Ausstellung anläßlich seines 80. Geburtstags
Seit seiner Gründung durch die Schauspielerin Dodo van Doeren im Jahr 1955 (damals als Verein „Gebende Hände“ zur Unterstützung freischaffender Künstler) residiert der Frankfurter Künstlerclub im 1810 erbauten klassizistischen Nebbienschen Gartenhaus in der Bockenheimer Anlage. Ernst-Dietrich Haberland, gelernter Karosseriebauingenieur und schon damals leidenschaftlicher Zeichner, Maler und Aquarellist, trat ihm 1990 bei. Seine künstlerische Entwicklung beeinflußte maßgeblich der ihm freundschaftlich verbundene, „Monet von Frankfurt“ genannte Maler Hans-Ludwig Wucher. Vier Jahre später stellte Haberland im Gartenhaus zum ersten Mal seine Arbeiten aus; ein Jahr später wurde er in den Beirat berufen und 1996 zum Ersten Vorsitzendes des Vereins gewählt.
Ernst-Dietrich Haberland war es, der über 18 Jahre hinweg als Spiritus rector des Clubs dessen Geschicke durch Höhen und Tiefen lenkte, die Ausstellungs- und Veranstaltungspolitik maßgeblich prägte, die Verhandlungen mit der Stadt Frankfurt und insbesondere dem Grünflächen- und dem Kulturamt über den baulichen Unterhalt des Anwesens und die notwendigen finanziellen Zuwendungen führte. Er war es, der in all dieser Zeit auch zumeist höchstpersönlich das Nebbiensche Gartenhaus öffnete und verschloß, den Unrat liederlicher Zeitgenossen beseitigte, die Wege um das Haus herum kehrte, im Herbst das Laub einsammelte und im Winter die Zugänge von Schnee und Eis freihielt. Sein unermüdlicher ehrenamtlicher Einsatz für den Club füllte oft genug eine 40-Stunden-Arbeitswoche. Dem Club und den Künstlern sowie der Musik und Literatur in Gestalt zahlreicher Aufführungen und Lesungen in seinem „Häuschen“, wie er das klassizistische Kleinod liebevoll nannte, galten sein unermüdliches Engagement und seine selbstlose Hingabe, unterstützt von seiner die Musiksparte betreuenden Lebenspartnerin, der 2014 verstorbenen Ärztin und begabten Geigerin Hannelore Gwildis. Der Frankfurter Künstlerclub war Ernst-Dietrich Haberland „ans Herz gewachsen“ und wurde sein spätes Lebenswerk. In der Jahresversammlung im März 2014, wenige Tage nach dem Tod von Hannelore Gwildis, entschied Haberland, nunmehr 83-jährig, sich aus dem Vorstand des Vereins zurückzuziehen.
Mit dem Frankfurter Künstlerclub trauert der Autor dieser Zeilen, Ernst-Dietrich Haberland vorübergehend auch in gemeinsamer Arbeit im Vorstand verbunden, um einen großen Förderer der Kunst und der Kultur in Frankfurt am Main.
Ernst-Dietrich Haberland verabschiedet sich im März 2014 aus dem Vorstand
Ernst-Dietrich Haberland verstarb, wie am vergangenen Wochenende bekannt wurde, am 22. Juli 2020 im 89. Lebensjahr in Frankfurt am Main.
Fotos: Erhard Metz
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mit weiteren Hinweisen auf Beiträge zum Frankfurter Künstlerclub und zum Nebbienschen Gartenhaus