Das sind Aussichten: Osterspaziergang 2021
Erhard Metz, großer Goethe-Liebhaber, hat schon mal in die Zukunft geschaut auf den „Osterspaziergang“ des kommenden Jahres 2021, wenn wir Corona hoffentlich alle überwunden haben werden: Er erinnert mit seinem Gedicht an den berühmten Osterspaziergang aus dem „Faust“…
Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass die Menschen den Aufenthalt in heiterer Frühlingsnatur auch bald wieder gemeinsam genießen können, Foto: Petra Kammann
Vom Virus befreit sind Städte und Bäche
Durch der Ärzte und Forscher belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Das alte Corona, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet es, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauern von Husten und Schniefen
In Streifen über die grünende Flur.
Doch die Sonne duldet kein Niesen.
Überall regt sich Gesundung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt’s im Revier,
Sie nimmt genesene Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Zur einst verseuchten Stadt zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt nun ein gesundes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus intensivstationären Gemächern,
Aus Krankenhäusern und Virusbanden,
Aus häuslicher Quarantäne unter Dächern,
Aus der Straßen bemasketer Enge,
Aus der Kirchen gottesdienstloser Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß, in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und mit Genesenen überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Ich bin gesund, hier darf ich sein!