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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Beste Beste Bilder – Die Cartoons des Jahrzehnts“ im Caricatura Museum

Höhen und Tiefen der letzten Dekade humorvoll und pointiert aufgespießt

Von Hans-Bernd Heier

Cartoonistinnen und Cartoonisten erweisen sich regelmäßig als scharfe Chronisten: Ihre Arbeiten spiegeln Höhe- und Tiefpunkte, Skandale sowie den herrschenden Zeitgeist wider – und das mit den Mitteln von Nonsens, pointierter Kritik und beißendem Humor. Unter dem Titel „Beste Bilder“ versammelt der Lappan-Verlag seit 2010 die treffsichersten Cartoons des Jahres von Deutschlands bekanntesten Cartoonisten in einer Buch-Reihe. Das Caricatura Museum Frankfurt würdigt dieses zehnjährige Jubiläum mit der großartigen Sonderschau „Beste Beste Bilder – Die Cartoons des Jahrzehnts“.

© Gerhard Haderer (aus: Beste Bilder – Band 7, 2016)

Das Jubiläum haben die Herausgeber des Lappan-Verlags, Dieter Schwalm und Wolfgang Kleinert, zum Anlass genommen, in einem dickleibigen Sammelband „10 JAHRE BESTE BILDER – Die Cartoons des Jahrzehnts“ zusammenzufassen. Im Caricatura Museum Frankfurt ist bis zum 14. Juni 2020 eine erlesene Auswahl dieser herausragenden Cartoons, Karikaturen und satirischen Zeichnungen zu sehen, die im letzten Jahrzehnts in deutschen Medien erschienen sind.

Cover; © 2020 Lappan-Verlag

„Die urkomische Dekaden-Rückschau ermöglicht einen Gang durch politische Umbrüche, gesellschaftsrelevante Themen, nie enden-wollende Diskussionen, permanente Lebensthemen – und das alles in Zeichnungen mit satirischer Perspektive und gekonnten Pointen. Der Cartoon als Witzzeichnung in einem Bild rückt in dieser Ausstellung in den Mittelpunkt und trifft die Ereignisse mit dem Nagel auf den Kopf“, sagt Museumsdirektor Achim Frenz. Das anfängliche Schmunzeln kann dem Betrachter allerdings bisweilen im Hals stecken bleiben, denn die ausgestellten Arbeiten beschreiben die Dekade anschaulich und tiefgründig, mit allen Abgründen, Merkwürdigkeiten und Skandalen – und das ohne große Worte, dafür aber mit viel Humor und satirischem Biss.

© Harm Bengen (aus: Beste Bilder – Band 6, 2015)

Die gerade eröffnete Schau im Museum für Komische Kunst am Weckmarkt ist die bisher größte Gruppenausstellung von Cartoonisten in Deutschland. Dabei werden jeweils die prägnantesten Ereignisse des Jahres herausgegriffen. Dass die Chronistinnen und Chronisten in Deutschland die Geschehnisse, Stimmungen und unbequeme Wahrheiten so schonungslos mit allen Mitteln der Satire einfangen können, Lügen demaskieren und uns allen gnadenlos einen Spiegel vorhalten können, verdanken sie nicht zuletzt der Pressefreiheit und der Freiheit der Kunst. Auf dieses „hohe Gut“ verweist der Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi im Vorwort der Zehnjahres-Chronik.

© Barbara Henniger (aus: Beste Bilder – Band 3, 2012)

Die von Rebecca Leudesdorff kuratierte Schau präsentiert das „Who‘s who“ der Cartoonistinnen und Cartoonisten Deutschlands, darunter: adam, Renate Alf, BECK, Harm Bengen, Bettina Bexte, Peter Gaymann, Gerhard Glück, Katharina Greve, Greser & Lenz, Gerhard Haderer, Barbara Henniger, Rudi Hurzlmeier, Ernst Kahl, Kriki, Mario Lars, Til Mette, Rattelschneck, Stephan Rürup, Schneckensteiff, Tetsche, Freimut Woessner und Miriam Wurster. In der Besten-Auslese sind insgesamt über 280 Exponate von 80 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, darunter auch die der Preisträger des „Deutschen Cartoonpreises“, der seit 2016 von der Frankfurter Buchmesse und dem Lappan-Verlag verliehen wird.

© Mario Lars (aus: Beste Bilder – Band 4, 2013)

Die äußerst kurzweilige Präsentation ist chronologisch strukturiert und jedem Jahrgang ist ein knapper Abriss der wichtigsten Ereignisse des jeweiligen Jahres vorangestellt, um den historischen Kontext herzustellen. Humorvoll, bissig, pointiert und scharfsinnig, bisweilen auch überspitzt werden die politischen, gesellschaftlichen und sportlichen Ereignisse der letzten Dekade aufgespießt: wie der Google-Überwachungswahn, nerv-tötende Vuvuzelas zur Fußball-WM in Südafrika, die Missbrauchsskandale der katholischen Kirche. Und es geht weiter mit Doktortitel-Plagiaten von Politikerinnen und Politikern, dem ewig unfertigen Hauptstadtflughafen BER, dem fahrlässigen Untergang der Costa Concordia, dem Problemfall Uli Hoeneß sowie dem aufwühlenden Terroranschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo bis hin zu der permanenten Klimadebatte, IS-Terror, Flüchtlingswelle, Brexit und schließlich bis zu den Politclowns Salvini, Johnson und Trump.

© Ruth Hebler (aus: Beste Bilder – Band 10, 2019)

Die Schau nimmt aber nicht nur „die Zeitläufte in ihren Absonderlichkeiten bis hin zum Wahnsinn aufs Korn“, wie Gregor Gysi schreibt, sondern bietet auch einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der komisch-satirischen Zeichenkunst im deutschsprachigen Raum. Die künstlerischen Stilmittel haben sich in letzten Jahren gravierend geändert. Immer mehr Zeichnerinnen und Zeichner nutzen die Möglichkeit, ihre Arbeiten mittels digitaler Mal- und Zeichenprogramme anzufertigen. Besonders in der kommerziellen Illustration, im Grafikdesign und der populären Kunst ist die Digitalisierung weit fortgeschritten. Die Zahl der digitalen Comics und Cartoons, die sogenannte „Digitalisate“, steigt kontinuierlich.

© Stephan Rürup (aus: Beste Bilder – Band 2, 2011)

„Beste Beste Bilder – Die Cartoons des Jahrzehnts“ sind bis zum 14. Juni 2020 im Caricatura Museum Frankfurt – Museum für Komische Kunst zu genießen. Das Buch zur Ausstellung „10 JAHRE BESTE BILDER – Die Cartoons des Jahrzehnts“, 384 Seiten, ist in der Caricatura Edition erschienen und für „sensationelle 20 Euro“, so Achim Frenz, zu haben. Weitere Informationen unter: www.caricatura-museum.de

Abbildungen: Caricatura Museum Frankfurt

 

 

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