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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Der Fotograf Denis Dailleux – diesmal mit Motiven aus Ghana

Ghana – Ein anderer Kosmos

Sie erinnern sich? Vor zwei Jahren hatte der renommierte und vielfach ausgezeichnete Fotograf Denis Dailleux (2019 zuletzt mit dem Prix Roger Pic) schon einmal in der Galerie-Peter-Sillem ausgestellt und zwar mit seinen malerischen Fotos „Denis Dailleux. Egypte. Mère et fils“, darunter einige von geradezu altertümlich-biblischer Schönheit.

Von Petra Kammann

Dailleux, der mehr als ein Jahrzehnt in Kairo gelebt hat, hatte seinerzeit Szenen des in manchem archaisch wirkenden Ägyptens mit seiner Kamera umkreist, dabei alltägliche Szenen aber niemals ausgespart. Er näherte sich den Menschen, die im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen, immer mit einer gewissen Diskretion und mit viel Zeit . An seiner Form des Sich-Annäherns an die andere Kultur hat sich bis heute nichts geändert. Nur die Motive sind andere geworden.

Blick in die Ausstellung: „Denis Dailleux, Ghana“ in der Galerie-Peter-Sillem, Foto: Petra Kammann

Als der französische Fotograf die langjährige Arbeit mit Ägypten nach der Veröffentlichung seines Buches ‚Fils de Roi‘ („Söhne des Königs“) abgeschlossen hatte, begab er sich auf die Suche nach Neuem. Er hatte das Land fotografisch durchdrungen, seine Motive schienen verbraucht zu sein. Er sah das Leben in Ägypten, selbst auf dem Lande, durch die politischen Entwicklungen der letzten Jahre zunehmend bedroht.

Das Buch An African Portrait aus den 60er Jahren von Paul Strand über Ghana mit dessen fabelhaften Schwarz-Weiß-Porträts, hatte ihn fasziniert und ließ ihn nicht mehr los. Auch er wollte von nun an dieses Land mit der Kamera entdecken, erforschen, erobern, um gültige Bilder vom postkolonialen westafrikanischen Land Ghana zu schaffen, voller Optimismus und Würde.

Das Leben am Wasser in Ghana inspirierte u.a. den Fotografen, Foto: Petra Kammann 

„Ghana ist kein leicht zu zähmendes Land, und ich musste oft dahin zurückkehren. Während meiner letzten Reise stellte ich fest, dass sich meine Hartnäckigkeit ausgezahlt hatte. Damals entdeckte ich ein Dorf am Ufer des Volta-Sees, wo ich die anmutigsten Menschen traf… Ich liebe dieses Gefühl des Entdeckens, das mich an meine Kindheit erinnert. Deshalb versuche ich, in einem permanenten Zustand der Selbsterneuerung zu leben“,… sagt der Fotograf selbst.

Also fuhr er seit 2009 immer wieder erneut in das nicht leicht zu erkundende aufgewühlte Land Ghana, wo er dann vor allem am Ufer des Volta-Sees Ruhe fand und das Leben der einfachen Fischer fotografisch festhielt. Er war schlicht bezaubert von der Schönheit und Anmut der Menschen und ihrem Alltag, von ihren Bewegungen, die in manchem an frühe Höhlenzeichnungen erinnern, wenn man etwa den Sprung der beiden kleinen Schwestern am Strand von Apam („Deux soeurs sur la plage d’Apam“) aus dem Jahr 2012 betrachtet.

Immer wieder sind es die Kinder, die ihn faszinieren, die trotz ihrer ärmlichen Situation völlig unverdorben wirken, bisweilen melancholisch, und die ihn an seine eigene Kindheit erinnern, aber auch das Leben der Fischer vom Hafen in James Town, in der Altstadt der ghanischen Hauptstadt von Accra, wie die Netze und Segel feinste transparente Schleier über die Szene zu legen scheinen. Auf diesen Fotos herrscht ein völlig anderes Licht als in den ägyptischen Szenen. Man spürt hier förmlich die Nähe des Wassers mit den aufsteigenden Nebeln.

Die Stärke von Dailleux‘ Bildern entsteht aus der Mischung von Dokumentarismus und künstlerischer Reflexion. Die Aufnahmen sind nicht nur dokumentarisch, sondern auch kompromisslos in ihrer Wahrheitssuche und vermitteln in ihrer Komposition eine Spur von Poesie.

Auch in Ghana bleibt Dailleux bei aller Reportagearbeit seinem Anliegen treu. Immer wieder zeigt er die Menschen in ihrer Würde und ihrer klaren Haltung, die ihnen trotz aller widrigen Umstände nicht abhanden gekommen ist, und die Schönheit der Natur. Auf seinen Fotos bekommen selbst die Ziegenkadaver etwas Malerisches, ebenso wie die zum Markt gehenden Frauen, wenn sie, wie die „Dame aux Fleurs“, in geradezu königlicher Haltung ein buntes Bündel Blumen in einem Korb auf ihrem Kopf balancieren.

Der Galerist Peter Sillem vor einer Fischer-Szene aus James Town in Ghana, Foto: Petra Kammann

In der Frankfurter Galerie sehen wir Bilder fern jeglichen touristischen Blicks, in sich ruhende Szenen, die uns mit ihrem spezifischen Licht wie von weither kommend erscheinen.

Schade, dass man den Fotografen bei der Vernissage nicht mehr über seine persönlichen Eindrücke vom aktuellen Land Ghana befragen konnte, weil er wegen des Streiks in Frankreich im Zug steckengeblieben war. Aber die Motive seiner Fotoarbeiten, das unvergleichliche Licht, sie werden sich ebenso in unser kollektives Bildgedächntnis vom westafrikanischen Land eingraben wie Dailleux‘ Bilder-Gemälde aus Ägypten.

 

Denis Dailleux Ghana Fotografien in der Galerie-Peter-Sillem noch zu sehen bis zum 22. Februar 2020.

 

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