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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Türen öffnen mit Musik – Salonkonzerte der Frankfurter Museumsgesellschaft  

„Jedes Konzert ist Handarbeit“

Von Petra Kammann

Das Feuerbach-Quartett ist in der EZB zu hören

Eigentlich hat die Hausmusik in Deutschland Tradition. Wurde die weltliche Musik ursprünglich fast nur bei Hofe gepflegt, war es dann umso bahnbrechender, als sich im 19. Jahrhundert die Türen der europäischen Bürgerhäuser öffneten, um dort im Rahmen der Familie oder unter Freunden zu musizieren. Vor allem bei den Töchtern aus dem gehobenen Bürgertum gehörte das zur Selbstverständlichkeit einer guten Erziehung. Im beginnenden 20. Jahrhundert musizierte man dann vor allem im Kreise der Musikfreunde. Bedingt durch technisch immer besser werdende Plattenaufnahmen und CDs, sind die Ansprüche an Perfektion gestiegen und damit das gemeinsame Musizieren dann in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zunehmend zurückgegangen, klang die Musik von der Platte doch viel „professionneller“. Zweifellos hatten echte Musikprofis eben doch viel weniger mit der Technik zu kämpfen als musikalische Laien. So konnte man als dilettierender Musikliebhaber nur schlecht konkurrieren. Und doch blieb die Erinnerung an die unnachahmliche Atmosphäre, die entsteht, wenn man Musik in Gesellschaft und ganz unmittelbar in privaten Räumen erlebt, lebendig…

Ein „Hauskonzert“ mit Profis kann man u.a. mit Blick auf die Alte Oper und die Frankfurter Skyline erleben, Foto: Petra Kammann

So wuchs vor allem in Großstädten nach und nach der Wunsch, Musik im privaten kleineren Rahmen zu zelebrieren. Besonders attraktiv wurden dann die Konzerte mit echten Profi-Musikern, wo der Gastgeber seinen eigenen Raum zur Verfügung stellt. Er überlässt den Profis die Entscheidung über das Programm und die Wahl der für den Raum geeigneten Künstler. Der Gastgeber lädt die Zuhörer zu sich ein, die er bis dato nicht kannte, möchte aber gerne auch nach dem Gehörten mit ihnen sowie mit den Künstlern ins Gespräch kommen.

Programmleiterin Catharina Bürklin (links) im Gespräch mit Gastgeberin Martina Hübner (rechts) bei der Pressekonferenz, Foto: Petra Kammann

Um die Hemmschwelle zwischen den Gastgebern und den fremden Gästen zu lockern, werden dann häufig bei solchen Konzerten auch Getränke und kleine Snacks gereicht. Das erhöht die Chance, nach der musikalischen Darbietung auch noch mit den Musikern unkompliziert ins Gespräch zu kommen. Denn „wer die Begeisterung Musik teilt, ist kein Fremder“, sagt Burkhard Bastuck, Vorsitzender des ältesten Konzertveranstalters der RheinMain-Region, der Frankfurter Museumsgesellschaft, die auch etliche Konzerte in der Alten Oper organisiert. Da stimmt ihm die Programmleiterin der Salonkonzerte Catharina Bürklin zu. Beide Musikkenner haben auch schon die Türen in ihre eigenen privaten Räume geöffnet. In diesem Oktober lädt Catharina Bürklin am 16. 10. in ihre Westend- Wohnung zu traditioneller jüdischer Musik mit dem Duo Klezmorim ein.

   

Burkhard Bastuck, Vorsitzender der Frankfurter Museumsgesellschaft und Programmleiterin Catharina Bürklinder Salonlonzerte, Foto: Petra Kammann

Zum achten Mal schon organisieren in diesem Jahr die beiden Musik-Aficionados Bastuck und Bürklin im Oktober für circa zwei Wochen den „museumssalon“ in Frankfurt und Umgebung. Sie suchen die Privatiers, die bereits sind, ihre Privaträume zur Verfügung zu stellen und den Platz für eine kleine feine musikalische Gemeinde zu öffnen. Je nach Größe der Räumlichkeiten können zwischen 40 und 100 Personen die Konzerte besuchen. „Das Programm ist reine Handarbeit“, so Bastuck, „zugeschnitten auf die Räumlichkeiten“, die sie sich gemeinsam anschauen, die Akustik, die sie überprüfen und die jeweilige Atmosphäre, die kommunikationsfördernd und einladend wirken soll. Davon hängt auch die Wahl des Interpreten und des Instruments ab. Neben den renommierten Künstler engagieren sie auch immer wieder junge Künstler, um ihnen Auftrittsmöglichkeiten zu bieten.

Im Europäischen Jahr haben sie diesmal ein entsprechendes Gesamtprogramm entwickelt, das sich in seiner ganzen Vielfalt wie ein roter Faden durch sämtliche Veranstaltungen zieht, von alter, barocker und neuer, unbekannter und populärer, französischer, deutscher, osteuropäischer und jüdischer Musik.

Den Aufschlag mit Werken der Romantik macht in einer Villa in Königstein am 13. Oktober der Cellist Daniel Müller-Schott, Museumssolist der Frankfurter Museumsgesellschaft 2019/2020, der von der Pianistin Annika Treutler begleitet wird, während der Gitarrist Florian Brettschneider die ganze Bandbreite der Gitarrenmusik von Barock bis hin zu Jazz und Pop in einer Wohnung präsentiert, die den unmittelbaren Blick auf die erleuchtete Alte Oper und die Frankfurter Skyline freigibt.

Musikalisch Europa erleben in der EZB, Foto: Petra Kammann

Im Rahmen der Europa-Kulturtage wiederum ist am 23.10. auch die EZB als Partner einbezogen, wobei das Feuerbachquartett dort im Besucherzentrum zu einer besonderen europäischen Musikreise aufspielt. Neuer Gastgeber ist die Villa 102, Sitz des früheren Literaturhauses, das von der KfW frisch renoviert wurde, wo sich am 24.10. Mitglieder der Paul Hindemith-Orchesterakademie vorstellen.

Wer gerne beim Zuhören den Blick von oben auf die Mainmetrople genießen möchte, dem wiederum sei das Boulanger Trios mit Karla Haltenwanger (Klavier), Birgit Erz (Violine) und Ilona Kindt (Violoncell0) empfohlen, das am 22.10. in der 27. Etage des Parktowers bei Freshfields Bruckhaus Deringer stattfindet und auch eine Hommage an die Komponistin Clara Schumann, die in Frankfurt gewirkt hat, mit einbezieht, die in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden wäre. Ein paar Meter weiter im UBS-OpernTurm singt am 17.10. das A Capella-Ensemble Nobile im 38. Stock.

Am Sonntagmorgen, den 20.10. geht es im Darmstädter Hof in Nieder-Eschbach bei der traditionellen Jazzmatinee mit dem Jazztrio mitValentin Melvin (Klavier), Markus Allhenn (Kontrabass) und Eddy Sonnenschein (Schlagzeug)locker zu, wenn sie eigene Arrangements von Charlie Parker, Keith Jarrett und anderen Jazzgrößen spielen. Da kann man gleich auch noch brunchen und die ganze Familie mitbringen. Dies sind nur ein paar ausgesuchte Beispiele. Das gesamte Programm können Sie online unter: www.museumskonzerte.de einsehen.

Die Twiolins bringen frischen Wind in eine Kunstgalerie im Westend, Foto: Christoph Asmus

Die Mitglieder der Frankfurter Museums-Gesellschaft genießen bereits ab dem 16. September das Vorkaufsrecht für die Salonkonzerte, während der allgemeine Ticketverkauf am 23. September beginnt. Doch wer schnell bucht, hat die Chance, ein Ticket zu erlangen. Denn erst wer das Ticket erworben, seinen Namen und Adresse hinterlassen hat, erfährt die Adresse des jeweiligen Konzertgastgebers. Der darf dann voller Vorfreude auf die Räume, das Konzert, die Interpreten und auch auf die anderen Zuhörer gespannt sein. Ein Abenteuer, das man zweifellos nicht so schnell vergisst. Wo schließlich kann man den Künstlern näher sein als in einem privaten Ambiente?

Das komplette Programm finden Sie auch in dem beiliegenden Flyer:

museumssalon_2019

 

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