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FeuilletonFrankfurt

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PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Hessischer Denkmalschutzpreis ehrt engagierten Einsatz für Kulturschätze

Leuchtturmprojekte ausgezeichnet – Preise im Wert von insgesamt 32.000 Euro im Biebricher Schloss vergeben

Von Hans-Bernd Heier

Denkmalschutz wäre ohne den leidenschaftlichen und aufwendigen Einsatz vieler Menschen nicht möglich. Dieses Engagement ist keineswegs selbstverständlich und verdient deshalb gesellschaftliche Anerkennung. Aus diesem Grunde wird seit 1986 jährlich der Hessische Denkmalschutzpreis für Leistungen auf den Gebieten der archäologischen Denkmalpflege, der Bau- und Kunstdenkmalpflege oder der Gartendenkmalpflege vergeben.

Alle ausgezeichneten Preisträger versammelten sich nach der Ehrung auf der Schlosstreppe zur Rotunde; Foto: Hans-Bernd Heier

Ministerin Angela Dorn schwärmte bei ihrer Festansprache von der großartigen Qualität der Bewerbungen; Foto: Hans-Bernd Heier

In einer feierlichen Veranstaltung, musikalisch umrahmt vom Streichquartett des Landesjugendsinfonieorchesters, hat Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn am 20. August den Hessischen Denkmalschutzpreis 2019 überreicht.

„Denkmalschutz und Denkmalpflege dienen der Bewahrung unseres Kulturerbes. Es geht um nichts Geringeres als um unser Lebensumfeld, um unsere kulturell und geschichtlich gewachsene Umwelt“, sagte Ministerin Angela Dorn. Zur Wahrung des Reichtums und der Vielfalt unseres gebauten Erbes hätten die Preisträger einen erheblichen Beitrag geleistet.

Dabei sind Denkmalschutz und Denkmalpflege zwei Seiten einer Medaille. Denkmalschutz verfolgt das Ziel, Denkmale dauerhaft zu erhalten, und wird durch die Denkmalschutzbehörden sichergestellt. Diese kümmern sich um die Einhaltung des Denkmalschutzgesetzes und treffen alle rechtlichen Maßnahmen, Anordnungen, Verfügungen, Genehmigungen, Auflagen und Untersagungen, um die Erhaltung der Baudenkmale sicherzustellen. Als Denkmalpflege werden alle Tätigkeiten unmittelbar um das Baudenkmal bezeichnet, die zur Er- und zur Unterhaltung erforderlich sind. Die Denkmalpflege, die festlegt, was ein Baudenkmal ist, begleitet die Baudenkmalbesitzer bei ihren baulichen Maßnahmen.

Mit dem ersten Preis wurde Achim Karn (2. von links) für die Sanierung des Wambolt’schen Schlosses in Groß-Umstadt ausgezeichnet; der Preisträger wird eingerahmt von Dr. Heinz-Georg Sundermann, Ministerin Angela Dorn und Dr. Markus Harzenetter; Foto: Hans-Bernd Heier

„Gelungene Sanierungen haben immer eine wichtige Gemeinsamkeit: Die am Projekt beteiligten Partner aus dem Bereich des Handwerks, der Denkmalpflege, der Architektur und der Statik berichten übereinstimmend von der gelungenen Kommunikation zwischen allen beteiligten Gewerken und Partnern, ohne die die Sanierung in dieser Qualität nicht möglich gewesen wäre“, so Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. Und die Qualität der Bewerbungen war diesmal besonders hoch: Denn in diesem Jahr haben sich so viele Eigentümer mit hochwertigen Projekten beworben, so dass es nur erste und zweite Preise gab und das Preisgeld infolgedessen aufgestockt wurde: Die Lotto Hessen GmbH, die den Hessischen Denkmalschutzpreis seit 1986 finanziert, stiftet in diesem Jahr erstmals 24.500 Euro statt bisher 20.000 Euro. Insgesamt sind die Preise mit 32.000 Euro dotiert. Denn es kommen noch drei Ehrenamtspreise von zusammen 7.500 Euro seitens der Hessischen Staatskanzlei hinzu.

Der Nordflügel des Wambolt’schen Schloss in Groß-Umstadt gehört zu den besterhaltenen Renaissance-Fassaden in Hessen

Für die Wahl der großartig sanierten Denkmäler musste die elfköpfige Jury durch ganz Hessen reisen, da die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger aus den Landkreisen Waldeck-Frankenberg, Darmstadt-Dieburg, dem Vogelsbergkreis, dem Werra-Meißner-Kreis sowie aus Frankfurt, Offenbach am Main, Gießen und Limburg kommen.

In ihrer Laudatio merkte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn die Ministerin mit einem Augenzwinkern an: „Die Jury des Hessischen Denkmalschutzpreises hat eine beneidenswerte Aufgabe: Sie reist quer durch Hessen, um sich Denkmäler anzuschauen, in die Menschen viel Arbeit, Herzblut und natürlich auch Geld gesteckt haben, um sie wieder zum Strahlen zu bringen“. Das sei eine wunderbare Entwicklung und zeige, wie der Denkmalschutz immer mehr an Bedeutung gewonnen habe. „Baudenkmäler und ganze Ensembles, historische Stadtkerne und neu genutzte Bauten der Industriegeschichte tragen zur Urbanität und Lebensqualität in unserem Land bei. Das Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger erhält diese Schätze für uns alle – dafür danke ich Ihnen herzlich und wünsche weiterhin viel Schaffenskraft bei der Pflege Ihrer historischen Schätze.“

„Heidbergkapelle“ in Sickendorf

Für die gelungene Sanierung der „Heidbergkapelle“ in Sickendorf nahm Klaus Rockel den undotierten* Preis entgegen (*undotiert, weil gemäß der Satzung des Hessischen Denkmalschutzpreises Geldpreise nur an private Eigentümer und Initiativen verliehen werden können). Die schlichte Kapelle beeindruckt durch eine prachtvolle Innenausstattung mit Ausmalungen, Stuckarbeiten, einem kunstvoll gearbeiteten Leuchter und prächtigen Buntglasfenstern.

Der mit dem ersten Preis in Höhe von 6.500 Euro für eine Privatperson ausgezeichnete Achim Karn habe, so Laudator Dr. Markus Harzenetter, das Wambolt’sche Schloss in Groß-Umstadt vor dem Verfall bewahrt, indem er es saniert und ihm seine städtebauliche Bedeutung zurückgegeben habe. Durch eine Gastronomie ist das Wamboltsche Schloss wieder in das Alltagsleben der Stadt eingebunden. Den ersten Preis für Institutionen gewann die Kirchengemeinde Sickendorf (Vogelsbergkreis) für die sensible und zurückhaltende Sanierung der „Heidbergkapelle“. Mit Hilfe eines Spendenkomitees gelang es der Gemeinde, die idyllisch am Waldrand gelegene kleine Kirche mit ihren prächtigen bunten Glasfenstern instand zu setzen.

Ehemalige Dorfschule in Herleshausen-Markershausen

Die Sanierung der ehemaligen Dorfschule in Herleshausen-Markershausen ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung des historischen Ortskerns.

Das Weinhaus Schultes in Limburg, schon seit 1836 als Gaststätte genutzt wird, erstrahlt nun in neuem Glanz

Der zweite Preis wurde gleich viermal vergeben: Horst und Lutz von Buttlar haben mit der Sanierung der alten Dorfschule in Herleshausen-Markershausen dazu beigetragen, den historischen Ortskern zu erhalten. Für die behutsame und liebevolle Sanierung des Weinhauses Schultes in Limburg wurde Achim Kramb ausgezeichnet.

Liebevoll saniertes Fachwerkhaus in der Höchster Bolongarostraße 

Anton Schreibweis bekam die Auszeichnung für sein gelungenes Vorhaben, ein Stück historisches Frankfurt-Höchst wieder aufleben zu lassen: Er hat sein Fachwerkhaus in der Bolongarostraße in Höchst liebevoll saniert.

Und Wolfgang Lust hat den Alten Schlachthof in Gießen saniert, den Jugendstilcharakter des Industriedenkmals wieder zum Vorschein gebracht und es zum Teil für die Öffentlichkeit geöffnet.

Der Jugendstilcharakter des „Alten Schlachthofs“ in Gießen ist wieder sichtbar

Zudem wurden drei Ehrenamtspreise verliehen: „Der Arbeitskreis Rückblende – Gegen das Vergessen“ e.V. hat das Gustav-Hüneberg-Haus in Volkmarsen (Waldeck-Frankenberg) zu einem außerschulischen Lernort über die regionale deutsch-jüdische Geschichte ausgebaut. Für die Jugendbauhütte der Jugendburg Ludwigstein wurden Dirk Osmers und Jule Stiebing ausgezeichnet. Mit der Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer gaben sie der Burg Ludwigstein in Witzenhausen (Werra-Meißner-Kreis) eine neue Bestimmung als Ort der Begegnung und des Lernens.

Henning Hehner und Bruno Schmück sowie der Bürgerinitiative Rumpenheim ist es zu verdanken, dass das Uhrwerk der historischen Turmuhr in der evangelischen Schlosskirche in Offenbach-Rumpenheim wieder funktionstüchtig ist und besichtigt werden kann.

„In Zeiten von Globalisierung und Klimawandel ist die Auszeichnung der Preisträger mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis auch ein Statement für das ressourcenschonende Wieder- und Weiterverwenden historischer Baumaterialien“, betonte der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, und weiter: „Ausgezeichnet werden Menschen, die sich leidenschaftlich für den Erhalt von Kulturdenkmälern eingesetzt und sich so mit dem Ort und seiner Geschichte verbunden haben. Dies tut nicht nur den Gebäuden, sondern auch den Orten, der Region und ihren Bewohnern gut. Die ausgezeichneten Projekte sollen Mut machen, Ähnliches zu wagen“.

Der Hessische Denkmalschutzpreis ist eine Erfolgsstory: „238 Objekte konnten im Zuge der Verleihung des Hessischen Denkmalschutzpreises seit 1986 bereits ausgezeichnet werden, weitere kommen heute hinzu. Der Preis soll Engagement belohnen, Leuchtturmobjekte ehren und zukünftige Denkmalinhaber anspornen“, betonte Dr. Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH.

 

Weitere Informationen unter: www.hmwk.hessen.de

 

Bildnachweis (soweit nicht anders bezeichnet): Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst

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