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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Neujahrsempfang der Frauen-Service-Clubs im Rhein Main Gebiet – Zusammenkunft von Powerfrauen

Ein Bericht von Renate Feyerbacher

Unentwegt strömen Frauen in den Ballsaal des Frankfurter Hofs. Es ist der 15. Januar. Vor hundert Jahren, am 19. Januar 1919, durften deutsche Frauen zum ersten Mal wählen.

Neujahrsempfang von links Katrin Lowitz, Birgitta Wolff, Thomas Feda, Dagmar Woodward, Foto: Renate Feyerbacher

Die Frauen Clubs Soroptimist International und Zonta Club Frankfurt II Rhein-Main hatten in diesem Jahr zum traditionellen Neujahrsempfang der Frauen-Service Clubs im Rhein-Main-Gebiet gebeten. Immer wieder war zu hören: „Schön Dich zu sehen“. Herzlich, fröhlich war die Atmosphäre.

Starke Netzwerke wurden vertieft, es wurde interessiert und offen auf unbekannte Besucherinnen zugegangen. Thomas Feda, Geschäftsführer Tourismus und Congress GmbH, überbrachte die Grußworte der Stadt.

Eingeladen hatte die Präsidentin Dagmar Woodward der Frauenvereinigung Soroptomist. Abgeleitet ist deren Name vom lateinischen sorores optimae (die besten Schwestern). 1921 in den USA gegründet, gab es bereits neun Jahre später den ersten deutschen Club berufstätiger Frauen in Berlin. Nach dem Krieg war ab 1952 Soroptimist in Frankfurt aktiv.

Eingeladen hatte auch Katrin Lowitz vom Zonta Club Frankfurt II Rhein-Main. Die Frauenrechtsorganisation Zonta. Deren Name wird aus der Sprache der Sioux abgeleitet und bedeutet soviel wie aufrichtig und vertrauenswürdig. Gegründet wurde er vor hundert Jahren, am 8. November 1919, in den USA . Den ersten deutschen Zonta Club gab es dann 1931 in Hamburg.

Es gibt zwei Zonta Clubs in Frankfurt. Der Zonta Club Frankfurt (jetzige Präsidentin Susan Georgijewitsch) wurde 1963 gegründet. Als er zu klein wurde, gründete vor 23 Jahren die damalige Kinderärztin Heidi von Leszczynski den Zonta Club Frankfurt II. Sie und die Soroptimistin Marita Häfele waren es übrigens, die 2005 auf die Idee kamen, dass alle Clubs im Rhein Main Gebiet das neue Jahr zusammen feiern sollten.

Heidi von Leszczynski und Marita Häfele, Foto: Renate Feyerbacher 

Fortan wurden alle Clubs eingeladen. Gekommen waren zum Beispiel auch Cornelia Klaus, die Präsidentin des von der Frankfurter Lehrerin Elisabeth Norgall 1946 gegründeten International Women’s Club of Frankfurt sowie Andrea von Bethmann vom Inner Wheel Club Frankfurt.

All diese Frauen-Clubs haben das Ziel, die Stellung der Frau rechtlich und wirtschaftlich zu stärken. Auch die kulturellen und gesundheitlichen Aspekte haben sie im Blick. Und sie fördern etwa Frauen und Mädchen, pflegen das soziale Engagement, die Freundschaft und die internationale Verständigung. Beim Neujahrsempfang gelingt es, Kontakte zu knüpfen und die Einheit der Clubs in der Vielfalt zu erfahren.

Prof. Dr. Birgitta Wolff, Foto: Petra Kammann

Vortrag von Universitätspräsidentin Birgitta Wollf

Diesmal gab es eine Besonderheit: einen Vortrag der Frankfurter Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff „Die Goethe -Universität Frankfurt am Main und ihre Powerfrauen“. Seit 2015 ist die ehemalige Kulturministerin und spätere Landesministerin für Wissenschaft und Wirtschaft von Sachsen-Anhalt, Präsidentin der Frankfurter Universität (Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft), die erste in diesem Amt.

Bevor sie in die Politik ging, war sie Professorin an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg. Seit kurzem ist sie auch Sprecherin sämtlicher hessischen Einrichtungen. Dazu gehören außer der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, die Technische Universität Darmstadt, die Universitäten Marburg, Gießen und Kassel. Zwar gehört die Frankfurter Universität,  –  die drittgrößte in Deutschland, wenn man einmal von der Fernuniversität Hagen absieht – nicht zu den Gewinnern der Exzellenz-Strategie, dennoch ist sie eine der forschungsstärksten in Deutschland, und in ihr lehren bedeutende Forscherpersönlichkeiten.

Verteilt auf fünf Standorte waren im letzten Studienjahr über 48.000 Studierende eingeschrieben, davon etwa 57 Prozent Frauen, von denen 61 Prozent das Studium und 52 Prozent ihre Promotion abschlossen. Bei den Habilitationen geht die Zahl schon kräftig zurück und auch Neuberufungen von Professorinnen hielten sich mit 37 Prozent in Grenzen. Gerade mal 27 Prozent macht der Frauenanteil unter den Professoren aus. Im führenden Gremium der Universität Frankfurt sind derzeit nur noch zwei Frau vertreten: die Präsidentin und eine Vizepräsidentin, vorher waren es schon einmal vier.

„Die Luft wird nach oben dünner“, sagt Birgitta Wolff. Und sie erläutert woran es liegt, dass die Frauen nicht weiterkommen. Zum einen an den inneren Barrieren von Frauen, die sich nicht trauten, überhaupt zu bescheiden seien. Frauen müssten anders als Männer gecoacht werden. Aber ohne Zweifel sei die Gläserne Decke, wie sie es nennt, die Umwelt, schuld. Andere Länder seien da schon weiter. Wolff gab eine typisch gestellte Frage zum besten: „Weiß Ihr Gatte, dass sie heute hier sind“, hatte in München ein älterer Kollege die Frauenbeauftragte gefragt.

Ein „Zentraler Aktionsplan Chancengleichheit 2019-2025 und Gleichstellungs-Aktionspläne der Fachbereiche“ und weitere Aktivitäten seien beschlossen worden. Individuelle Karriere-Förderung sei eine weitere wie zum Beispiel die Beteiligung am bundesweiten „Girl’s Day“, im Post Doc-Programm „Career Support-Trainings für Wissenschaftlerinnen“, Kinderbetreuung durch Kitas.

Derzeit gebe es 400 Plätze, flexible Betreuungsangebote, Beratung aller Hochschulmitglieder mit Familienverantwortung. Das Cornelia Goethe Center (CGC), das Zentrum für Geschlechterforschung, habe sich mit 50 Professoren und Professorinnen und wissenschaftlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus acht Fachbereichen, behauptet. Anfangs missttrauisch beäugt.

Natürlich wirbt Universitätspräsidentin Birgitta Wolff auch um private Förderer. Immerhin werden, unabhängig von ihrer Herkunft, 633 Stipendiaten und Stipediatinnen, die hervorragende Leistungen bringen und sich gleichzeitig gesellschaftlich engagieren, jährlich mit 3.600 Euro unterstützt. Es ist eine gemeinsame Förderung durch private Mittelgeber und den Bund. In diesem Zusammenhang erwähnte sie auch den Zonta-Club Bad Homburg, der gerade zwei Studentinnen fördert. Darüber hinaus finanziert ein Mitglied eigenständig noch zwei weitere Stipendien.

Blick auf einen Teil des Frankfurter Uni-Campus, Foto: Petra Kammann

Die Ziele der Gleichstellung haben Verfassungsrang. Aber es ist wenig Hoffnung, dass schnell etwas ändert. Schließlich mahlen die poltischen Mühlen langsam…

 

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