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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Frankfurts Braubachstraße – weltläufig, lässig und cool

Die Mischung macht’s

Wie erlebt Dagmar Priepke, Leiterin der Galerie Heussenstamm, ihre Straße?

Ein Plädoyer

Das Museum für Moderne Kunst im Zollamt – schräg gegenüber vom Haupthaus;
Alle Fotos: Petra Kammann

Wer die Frankfurter neue Altstadt besuchen will, muss durch die Braubachstraße oder diese zumindest überqueren. Sie ist gewissermaßen die Hauptader zum neuen Frankfurter Herzen – der Altstadt. Und dieser 300 m lange Straßenzug über dem Brau-Bach ist derzeit das Weltläufigste, das Spannendste – eben die hipsten 300 Meter in Frankfurt. Hier lässt sich ausgezeichnet beobachten, was alles miteinander geht und wie hervorragend sich das verbindet: Kunst, Genuss und Leben.

Die „Vorzeigeseite“ der Braubachstraße hinter der Neuen Altstadt

Und hier geht es weiter mit dem vielfältigen Angebot aus Galerien, Wohnungen und kleinen Läden 

In der Braubachstraße leben und wohnen mehr Menschen, als die meisten annehmen. Also Kopf hoch. Da oben sind keine Büros – da oben wird gelebt. Es gibt unter diesen Häusern tatsächlich eines, in dem 10 Kinder leben. Im vorderen Teil der Braubachstraße (Nr. 3 – 11) gegenüber dem MMK wohnt es sich mitunter sogar recht ruhig. In die Wohnungen der neuen Altstadt (Braubachstr. 15 – 31) dürfte wiederum mehr Straßenlärm dringen. In der Braubachstraße leben und wohnen etwa 300 Menschen. Tagsüber verdoppelt sich diese Anzahl: dann  kommen noch einmal so viele, die in der Straße arbeiten, dazu.

Sehr begehrt: das Restaurant Margarete

Außerordentlich ist die Gastronomie in der Braubachstraße. Sehr virtuos: Espresso mit Crema, Curry-Pan, grünster Grüntee, dunkelste Schokolade, Süßkartoffelfritten, Hummus, Olivenbratling, Maishuhn, Misosuppe und natürlich Handkäs’ mit Musik. Hier finden Sie alles für bzw. gegen den Durst: Jasmin-Tee, Helles Bier, Minzlimonade, Trinkschokolade, Americano, Weißburgunder und mehr.

Magus – eine wahre Fundgrube für Trödler

Suchen sie etwas Ausgefallenes oder etwas Besonderes? Dann stöbern Sie bei Magus Antiquitäten (Braubachstr. 26), im Tresor am Römer (Braubachstr. 32) oder ist eine Angel samt Köder von Angel-Bär (Braubachstr. 7) gefällig? Kommen sie unbedingt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Braubachstrasse. Mit den U-Bahnen 4 + 5 oder den Straßenbahnen 11 + 12. Ihr Auto können sie trotzdem schmücken: Schuwerack (Braubachstrasse 7) bietet Ersatzteile und Auto-Zubehör. Und nehmen sie gleich Blumen (Braubachstr. 29) mit oder einen wunderschönen Ring von Andrea Eimer (Braubachstr. 28).

Auf einen Basaglia-Kaffe in den frankfurtersalon

Allerdings finden Sie in diesem coolen und lässigen Ambiente auch eine andere Braubachstraße. Die mit einem sozialen Impetus. Der frankfurtersalon (Braubachstr. 32) bietet Imbiss, Getränke, den Basaglia-Kaffee und Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap. Im Rebstöcker Hof (Braubachstr. 15) versteckt sich just neben dem Dessous-Laden das Seniorencafé Mélange des Frankfurter Verbandes mit Tanztee am Sonntag und Hawai-Toast für den Appetit.

 Sitz der Buchbranche (Börsenverein des Deutschen Buchhandels) mittendrin

Der Verein ‚Kultur für Alle’ sitzt in der Braubachstraße (N. 10) und versorgt Bedürftige mit dem Kulturpass, der ihnen kostengünstige Besuche kultureller Veranstaltungen ermöglicht. Auf den wenigen Metern dieser Straße sind allein 5 Stiftungen zuhause: die Katharinen- und Weißfrauen-Stiftung (Braubachstr. 15), die Crespo-Foundation (Braubachstr. 16), die Stiftung Buchkunst (Braubachstr. 16), die Heussenstamm-Stiftung (Braubachstr. 34) und die Walter-Kolb-Stiftung (Braubachstr. 32). Jetzt noch schnell besonders erschwinglich lesen: im Hinterhof des Börsenvereins (Braubachstr. 16) steht ein Bücherschrank – bedienen sie sich doch. Überhaupt lesen: in der Braubachstraße (Nr. 16) logiert die Schaltzentrale der Frankfurter Buchmesse, der Börsenverein und diverse Servicegesellschaften für den Buchhandel.

Das traditionsreiche Auktionshaus Döbritz

Haben sie schon einmal eine Kunstauktion besucht? Schauen sie doch beim Döbritz Auktionshaus (Braubachstrasse 10) vorbei. Und weiter mit der Kunst: 6 Galerien, 1 Museum (MMK, Braubachstr. 2-8) mit 2 Häusern und das Fotografie Forum (Braubachstr. 32) – da gibt es für jeden Kunstinteressierten etwas. Selbst ‚Kunst im öffentlichen Raum’ gibt es hier: ein Neonschild von Tobias Rehberger über der Braubachstr. 31. Der Künstler hat das Schild extra für das Café Das Herz entworfen. Dann gibt es an drei Stellen in der Braubachstrasse Gedenktafeln: für Friedrich Stoltze (Braubachstrasse 13), in Gedenken an die von den Nazis ermordeten Roma und Sinti (Braubachstrasse 18) und am Haus Nr. 36 für den Maler Joachim von Sandvart. Darf es nun ein bisschen Kitsch sein? Eine Spieldose aus dem Erzgebirge (Braubachstr. 39) oder bunte Spülbürsten von Pylones (Braubachstr. 36)?

 

Auch Angler und Autofahrer kommen auf ihre Kosten…

Zeitgenössische Kunst gegenüber

Die Mischung macht es: essen, trinken, bummeln, trödeln, lesen, wohnen, leben, staunen, shoppen und entdecken. Ein mit der Zeit gewachsener Straßenzug, der sich ebenso frisch und lässig durch die Stadt schmiegt und dessen Anwohner und Ladeninhaber ohne Pathos, aber mit viel Leidenschaft für diese Stadt hier leben und arbeiten – der ist weltläufig im besten Sinne. Und Weltläufigkeit steht Frankfurt sehr gut. Diese entsteht eben nicht zwischen den Bankhochhäusern oder auf der Goethestraße. Diese entsteht mit einem gelungenen Mix aus alt und neu, leben und arbeiten und Kunst und Sozialem: die Kulturmeile Braubachstraße. Sie verbreitet gute Laune und strahlt die Lässigkeit einer Metropole aus.

Dagmar Priepke leitet seit zehn Jahren die Heussenstamm-Galerie in der Braubachstraße

 

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