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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Tag der offenen Synagogen in Frankfurt – Die Westend-Synagoge

Liberales und orthodoxes Judentum in der Westend-Synagoge vereint

Die imposante Architektur von Franz Roeckle mit dem kuppelüberwölbten Zentralbau im ägyptisch-assyrischen Stil, entstanden zwischen 1908 und 1910 für die liberalen Juden Frankfurts, wurde wundersamerweise, wenn auch schwer beschädigt, so doch als einzige unter den vier Frankfurter Synagogen nicht komplett zerstört, weder durch die Pogromnacht 1938 noch durch die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs. Vermutlich stellten die angrenzenden Häuser eine Art Schutz dar. Als es nach Kriegsende noch etwa 150 Überlebende gab, während vor 1933 um die 33 000 Juden hier lebten, fand schon zwischen 1948 und 1950 der Wiederaufbau statt – mit den Architekten Max Kemper und Werner Hebebrand und in Zusammenarbeit mit dem aus Ernst Mays Zeiten noch bekannten Gestalter Hans Leistikow … Von 1988 bis 1994 begann die künstlerische Neugestaltung des Inneren der Synagoge durch den Architekten Henryk Isenberg. In der Jüdischen Gemeinde kommen heute, nachdem 2001 die Ultraorthodoxen in die Räumlichkeiten des ehemaligen Trausaals für ihr Talmudseminar „Jewischa Gedolah“ gezogen sind und seit 2006 die „Egalitären Minjan“, seit 2009 von der Rabbinerin Elisa Klapheck geführt, den Raum der ehemaligen Wochentags-Synagoge als Standort einnahmen, treffen im Westend sowohl orthodoxe, ultraorthodoxe als auch liberale Juden zusammen.

Heute ist die Synagoge ein Haus des Gebets, ein Haus des Lernens und ein Haus der Versammlung. Fotografische Einblicke

von Petra Kammann

Niedriger Portalbau, durch den der Gläubige über einen Vorhof mit Brunnen ins Innere der Westend-Synagoge gelangt; Alle Fotos: Petra Kammann

Gedenktafel für die umgekommenen Mitglieder der Gemeinde in der Zeit des Nationalsozialismus

Gebetbuch für den Schabbat, der am Freitagabend mit der Kabbalat-Schabbat-Zeremonie beginnt und am Samstagabend mit der Hawdalla-Zeremonie endet

Rabbiner Avichai Apel lädt ein, etwas über „Die universelle Botschaft des Judentums“ zu erfahren

„fun zoress un glik – Eine jüdische Liederreise“ mit Daniel Kempin, Kantor der Egalitären Minjan der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, singt mit den Besuchern im Kidduschraum

Der Davidstern in verschiedenen Grau-Weiß-Variationen. Schlicht und zurückhaltend wurden die Fenster nach dem Krieg gestaltet

Die Jugendstil-Elemente wurden bei der letzten Renovierung wieder herausgearbeitet

Die Menorah – der siebenarmige Leuchter, eines der Symbole des Judentums

Blick in den Innenraum der Synagoge, deren Kuppel 1944 zerstört wurde. Bei der Restaurierung ab 1948 wurde die Ostwand verändert und neu gestaltet

Der reich ornamentierte Jugendstil-Innenraum der Synagoge, in dem die Farben Blau und Gelbgold dominieren, ist geprägt vom ägyptisch-assyrischen Stil 

Blick von der Empore – hier sitzen im orthodoxen G’ttesdienst bei der Schabbat-Feier die Frauen

Abschnitt aus einer Thora-Rolle auf koscherem Pergament

„Thora – Die Bibel aus jüdischer Sicht“ mit Rabbiner Julian-Chaim Soussan

Die „Krönung“ der Thora-Rollen – die Rollen selbst sind in ein königlich-blaues Tuch eingerollt

Doris Adler führte durch die Synagoge und öffnete den Thora-Schrein. Nachdem die früheren Rollen verbrannt worden waren, hatte es verschiedene Schenkungen von Gemeindemitgliedern gegeben

In der Gemeinde wird auch gelehrt

Alles im Blick: Was bedeutet wo die Zeit?

Eine Besonderheit in Frankfurt: Prof. Dr. Elisa Klapheck, Rabbinerin in der Jüdischen Gemeinde des Egalitären Minjan in der Westend-Synagoge, erläutert die Bedeutung des Talit (Umhang) für die Juden, in den Knoten „der Gesetze“ eingeknüpft sind 

Elisa Klapheck referierte brilliant über das Thema „Gott ist der Ort – Gott ist Ha-Makom“. Hier mit Chasan, Kantor Daniel Kempin. Beide mit Kippa. Die Kopfbedeckung ist bei den Orthodoxen (eben nicht Egalitären) nur den Männern vorbehalten 

Die Außenfassade der Westend-Synagoge wurde ab 1948 wieder aufgebaut, in den 80er Jahren dann sandgestrahlt und gereinigt, das Innere zum Teil wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt

Praktische Infos:

Die Westend-Synagoge liegt in der Freiherr-vom-Stein-Str. 30, Weitere Auskünfte über das Rabbinat der Jüdischen Gemeinde, Tel. 069 76 80 36 400. Auskünfte zu Gruppenführungen unter: d.adler@jg-ffm.de oder über die Jüdische Volkshochschule, Tel. 069 78 03 61 42, mehr unter: https://jg-ffm.de

 

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