Kunstmesse „Discovery Art Fair“ in Frankfurt am Main
Frankfurt – seit jeher ein schwieriges Pflaster für Kunstmessen
Von Erhard Metz
Man hat aus der letztendlich floppenden Kunstmesse 2015 in Frankfurt gelernt: Edel-Oldtimer und Antiquitäten in Gestalt von Möbeln, Orientteppichen, Porzellan oder Kristall sucht man auf der aktuellen „Discovery Art Fair“ im Forum der Messe Frankfurt vergebens – zu Gunsten veritabler bildender Kunst. Und das ist auch gut so.
Was vornehmlich seit Jahren als alteingesessene „art“-Messen in Köln, Karlsruhe und Basel, in Berlin, Düsseldorf, München und sogar anderenorts gelingt, soll jetzt endlich auch (wieder) in Frankfurt am Main glücken. „The Working Smarter Group GmbH“ – sie etablierte bereits die „Berliner Liste“ und die „Kölner Liste“ – firmiert nun auch in Frankfurt als Veranstalter, als verantwortlich zeichnen dabei Jörgen Golz als Messedirektor sowie Peter Funken und Stefan Maria Rother als Messekuratoren.
Was ist neu an dieser Kunstmesse, zu deren Eröffnung sogar der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst Boris Rhein anreiste? Das Wort „discovery“ weist den Weg: Es soll (vor allem) junge zeitgenössische Kunst zu entdecken gelten, und zwar, darauf wird Wert gelegt, zu erschwinglichen Preisen. Man will junge wie auch bereits etablierte Sammler erreichen, aber auch Erstkäufer und solche mit nur schmal gefülltem Geldbeutel. Die Veranstalter unterstellen zu Recht ein großes Kunstinteresse in Frankfurt und Rhein-Main, namentlich unter Verweis auf die rund 60 größeren und kleineren Museen, an der Spitze MMK, Schirn, Städel und Liebieghaus, auf die reichhaltige Galerielandschaft, die beiden Kunsthochschulen und eine lebendige Off-Szene. So erklärt auch Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Durch die beeindruckende Vielfalt an Museen und Galerien sowie die renommierte Städelschule für Bildende Künste hat sich Frankfurt zurecht den Ruf als Kunststadt erworben. In einer Region mit großem Kunstinteresse möchte die ‚Discovery Art Fair‘ nun einen neuen Impuls setzen und auch Menschen ansprechen, die bisher wenig kunstaffin waren. Ein wichtiger Ansatz, denn Kunst muss keinesfalls elitär und exklusiv sein, sondern soll uns alle bereichern.“
Präsent auf der „Discovery Art Fair“: Barbara von Stechow, Inhaberin der bekannten gleichnamigen Galerie in der Feldbergstraße
Unter den rund 75 Ausstellern aus über zehn Ländern fehlt nun aber der größte Teil der Frankfurter Galerien. Von den alteingesessenen Qualitätsgalerien ist lediglich Barbara von Stechow vertreten. Zwei der noch nicht so bekannten, „Der Mixer Galerie“ in der Fahrgasse und „Galerie AM PARK“ in der Telemannstraße, haben den Sprung auf die Messe gewagt. Vertreten sind weiter an die 15 zumeist namhafte Galerien aus dem übrigen Hessen. Insgesamt keine Bilanz also, die sich sehen lassen kann. Woran mag das liegen?
Zwei jüngere Frankfurter Galerien auf der Messe: „Der Mixer Galerie“ (oben) und „Galerie AM PARK“ (unten)
Natürlich kosten die Ausstellungen Geld: die Preise für die drei Ausstellungstage liegen, je nach Größe der Kojen, zwischen zweieinhalbtausend und 7000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Hinzu kommen die Transporte einschließlich Versicherungen und die eigenen Personalkosten. Das muss erst einmal wieder eingespielt werden. Kaum kalkuliert werden kann das Interesse eines breiteren Publikums. Hier gilt es, zunächst Erfahrungen zu sammeln, wobei die Erfahrungen mit früheren Bemühungen, Frankfurt als Kunstmesseort zu etablieren, nicht gerade zu erneutem Engagement einladen.
Was gibt es zu sehen? Natürlich auch schale „Kunsthandelskunst“, eher Dekoratives zum Ausschmücken hippig gestylter Wohnräume, manch zeitgeistiges „more of the same“, aber mehr doch eine erstaunlich große Zahl an wirklich interessanten Positionen. Und etwas Besonderes: Auftritte einzelner Künstler. Solches mag vielleicht nicht gerade im galeristischen Interesse liegen. Zwei – darunter ein Künstlerkollektiv – haben den Schritt, jenseits von Kojen, zur „Discovery Art Fair“ gewagt, wie möchten sie vorstellen:
Mit „INSTALLATION 108“ stellt eine Frankfurter Projektgruppe „Das Neue Haus“ unter dem Dach des „OST>STERN“ in der Hanauer Landstraße eine kaum enden wollende Reihe von Hausbriefkästen aus, die zur Ausstattung eines größeren Plattenbauhochhauses reichen würde. In den einzelnen Kästen harren vielerlei Überraschungen. Eine interessante, beachtenswerte Arbeit!
„INSTALLATION 108“ – Detailansichten
Als Einzelkünstler stellt Achim Ripperger (Frankfurt-Heddernheim), Mitglied der Projektgruppe „Das Neue Haus“, eine Bronze „Koloss“ mit den Dimensionen 220 x 100 x 75 cm vor, ferner eine „Verhüllte“ (Polysterol, Gips, Stoff, 50 x 100 x 220 cm), die er im Verlauf der Messe enthüllen wird.
Achim Ripperger mit „Koloss“ und der „Verhüllten“
Unsere Empfehlung: Hingehen und schauen. Kunst ist immer sehenswert!
„Discovery Art Fair Frankfurt“, Messe Frankfurt, Forum, 2. bis 4. November 2018, Sa. 11 bis 21 Uhr, So. 11 bis 18 Uhr
Fotos: Erhard Metz
→ Kunstmesse Frankfurt 2015 – nicht Top, nicht Flop