Buchmesseauftakt: Der Deutsche Buchpreis 2018
Der Deutsche Buchpreis 2018 ging an Inger-Maria Mahlke für ihren Roman „Archipel“ (Rowohlt). Wir gratulieren!
Der /die Sieger/in des Deutschen Buchpreises wird traditionell am Vorabend der Frankfurter Buchmesse im Frankfurter Römer bekannt gegeben. Die Sprecherin der Jury, Christine Lötscher, beschrieb die Auswahl der sechs Bücher mit einem Zitat des Schriftstellers William Faulkner: „Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen.“ Alle in diesem Jahr ausgewählten Romane folgten „fabulierend, spekulierend, verspielt“ ganz unterschiedlichen Spuren der Vergangenheit.
Überglücklich empfing Inger-Maria Mahlke am 8. Oktober 2018 den Deutschen Buchpreis im Frankfurter Römer, Foto: Petra Kammann
Der von der Jury ausgewählte Roman „Archipel“ von Inger-Maria Mahlke beginnt vor drei Jahren und handelt von der Geschichte dreier Familien aus verschiedenen Klassen auf Teneriffa. Die Autorin stelle die feinen Verästelungen in den familiären und sozialen Beziehungen auf Teneriffa auf faszinierende Weise dar, so die Jury. Das Alltagsleben, eine beschädigte Landschaft, aber auch das Licht werden in der Sprache sinnlich erfahrbar. Faszinierend sei der Blick der Autorin für die feinen Verästelungen in familiären und sozialen Beziehungen.General Franco hatte 1936 auf Teneriffa seinen Putsch gegen die Spanische Republik begonnen. „Gerade hier verdichten sich die Kolonialgeschichte und die Geschichte der europäischen Diktaturen im 20. Jahrhundert.“ Mahlke erzähle „auf genaue und stimmige Weise von der Gegenwart bis zurück ins Jahr 1919“.
Die 1977 in Hamburg geborene und in Lübeck aufgewachsene Autorin hat einen Teil ihrer Kindheit auf der Kanareninsel verbracht, da ihre Mutter von dort stammt. Die studierte Juristin, die zunächst in Berlin am Lehrstuhl für Kriminologie arbeitete, hat sich inzwischen ganz dem Schreiben gewidmet.
Bereits 2010 veröffentlichte sie ihren Debütroman Silberfischchen. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2012 erhielt sie einen Nebenpreis für einen Auszug aus ihrem zweiten Roman Rechnung offen. Und schon ihr historischer Roman Wie Ihr wollt gelangte 2015 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Er handelt von der Gesellschaft Englands im 16. Jahrhundert.
Im Finale um den Deutschen Buchpreis 2018 standen insgesamt sechs Autorinnen und Autoren mit je einem Werk. Neben Mahlke waren María Cecilia Barbetta (Nachtleuchten), Maxim Biller (Sechs Koffer), Nino Haratischwili (Die Katze und der General), Susanne Röckel (Der Vogelgott) und Stephan Thome (Gott der Barbaren) nominiert, sie bekommen jeweils 2.500 Euro.
Die Gewinnerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro. In ihrer kurzen Dankesrede, die sie nicht vorbereitet habe, sprach die Autorin ihren Dank an die ehemaligen Programmgeschäftsführerin des Rowohlt-Verlags Barbara Laugwitz aus, die sie immer unterstützt habe, und sie wies mit einem merkfähigen Bild auf die Besonderheit des Mediums Buch hin: „Ich möchte allen danken, die wissen, dass es einen Unterschied gibt zwischen Büchern und Joghurt.“ Das sollte sich nicht nur die Lebensmittelindustrie ins Gedächtnis schreiben.
Unter www.deutscher-buchpreis-blog.de veröffentlichen die „Buchpreisblogger“ Rezensionen zu allen Titeln der Longlist sowie Hintergrundinformationen und kritische Debattenbeiträge. Mehr ist auf der Facebook-Seite des Deutschen Buchpreises und unter dem Hashtag #dbp18 zu finden.
Exklusive englische Übersetzungen von Leseproben der sechs Shortlist-Titel sowie ein englischsprachiges Dossier stehen unter www.new-books-in-german.com bereit.
Weitere Informationen und Termine des Preisträgers rund um die Frankfurter Buchmesse können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.