Verleihung des „Prix Abibac“ bei der Eröffnung des Frankreichfestes 2018 in Düsseldorf
FEIER DES DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN DOPPELDIPLOMS
v.l.n.r.: Mark-Alexander Schreiweis (Institut français und Jurymitglied), Dominique Genton (Vizepräsident DFK), Juryvorsitzende Petra Kammann, Christiane von der Groeben, Geschäftsführerin DFK), Magali Durrand-Assouly (Proviseure Lycée français de Düsseldorf), Gabriele Patten (Direktorin Luisen-Gymnasium), Johanne Audouze, Jonah Baermann (beide 2. Preis), Daniela Zouikova, (3. Preis)
„Allez les bleus“! Die Stimmung im Innenhof des Düsseldorfer Rathauses war bestens. Denn im Hintergrund lief die Fußball WM, bei der sich gerade die französische Mannschaft im Viertelfinale gegenüber Uruguay in die nächste Runde gespielt hatte. Da wurde nun schon zum sechsten Mal der begehrte „Prix-AbiBac“ vom Deutsch-Französischen Kreis Düsseldorf an ausgewählte AbiBac-Schüler des Lycée français sowie des Luisen-Gymnasiums, beides Düsseldorfer Schulen mit AbiBac-Zweig, verliehen. Der zeichnet die besten Schüler*innen aus, die aus der Oberstufe des jeweiligen Gymnasiums hervorgegangen sind und sich als „Botschafter“ der jeweils anderen Kultur eignen.
Aus den von beiden Gymnasien vorgeschlagenen Schüler*innen wählt eine unabhängige Jury für den Deutsch-französischen Kreis Düsseldorf (DFK) geeignete Repräsentant*innen für den Prix AbiBac aus. Die Kriterien für die Preisvergabe sind wie folgt: Die französischen Schüler vom Lycée français müssen nicht nur sehr gut Deutsch, die deutschen Schüler vom Luisen-Gymnasium nicht nur sehr gut Französisch sprechen und schreiben können, sondern auch etwas von der anderen Kultur des jeweiligen anderen Landes begreifen.
Die Prüfung besteht aus einem schriftlichen Beitrag in der jeweiligen anderen Sprache und einem anschließenden Gespräch. Damit stehen die prämierten Schüler und Schülerinnen als „Botschafter“ für das Verständnis der jeweils anderen Kultur.
↑ v.l.n.r.: Johanne Audouze, Johan Baerman, (beide 2. Preis) und Daniela Zouikova (3. Preis)
↓ Schwester und Mutter von Isabelle Zehetner im Gespräch mit Schulleiterin Gabriele Patten
Da der diesjährige Jahrgang sehr stark war, hat sich die Jury für zwei zweite Preise entschieden. Der erste Preis mit 300 € ging an Isabelle Zehetner (Lycée francais), zwei zweite Preise mit jeweils 200 € gingen an Johanne Audouze (Lycée français) und Jonah Baermann (Luisen-Gymnasium) und den dritten Preis mit 100 € erhielt Daniela Zouikova (Luisen-Gymnasium). Unter den sechs Finalisten waren außerdem Karl-Frederick Arnold (Lycée français) sowie Raoul Bachmayer (Luisen-Gymnasium). Da die Preisträgerin des ersten Preises, Isabelle Zehnter, wegen eines Berufspraktikums an der Preisverleihung nicht teilnehmen konnte, nahm ihre Mutter den Preis in Empfang und ihre Mitschülerin Johanne Adouze trug ihr Dankesstatement (s. Anhang) vor, während Jonah Baerman sagte, dass er im Anschluss erst einmal nach Japan gehe, um dort andere Kulturerfahrungen zu machen.
Das Doppeldiplom AbiBac – eine Symbiose aus dem deutschen Abi-tur (Abi) und dem französischen „baccalauréat“ (Bac), das bereits seit 1994 existiert, wird in beiden Ländern als vollwertige Hochschulreife anerkannt. In den AbiBac-Klassen werden zum verstärkten Französischunterricht zusätzlich zwei Sachfächer in französischer und deutscher Sprache – u.a. in Geschichte – unterrichtet und geprüft. Dabei werden jeweils französische und deutsche Prüfer hinzugezogen.
Die Jury des „Prix AbiBac“ besteht aus zwei Präsidiumsmitgliedern des Deutsch-Französischen Kreises: der Romanistin und Herausgeberin von FeuilletonFrankfurt Petra Kammann (Vorsitzende) sowie Prof. Dr. Bernd Kortländer (ehem. stellvertretender Leiter des Heinrich-Heine-Instituts) und Mark-Alexander Schreiweis (Attaché de coopération pour le français pour la Rhénanie du Nord-Westphalie – Attaché für Sprache und Bildung für Nordrhein-Westfalen). Die mündliche Prüfung fand in diesem Jahr im Beisein von Ariane Bommers, Präsidiumsmitglied des Deutsch-Französischen Kreises, und der Geschäftsführerin, Christiane von der Groeben, statt.
Als Erinnerung an die Preisverleihung, die in Anwesenheit vonThomas Geisel, OB der nordrhein-westfälischen Landesmetrople, Vincent Muller, französischer Generalkonsul und Leiter des Institut français Düsseldorf und Köln sowie Landry Charrier, Leiter des Institut français Bonn, stattfand, erhielten die Schüler und Schülerinnen zusätzlich den dreisprachigen Gedichtband „O, ma mémoire“des vorbildhaften Europäers Stéphane Hessel aus dem Düsseldorfer Grupello Verlag.
Die Begrüßungansprache hielt Dominique Genton, Vize-Präsident des DFK. Mark-Alexander Schreiweis wies auf die Bedeutung des AbiBac hin, indem er schilderte, wie motiviert, weltoffen und europäisch denkend die Kandidat*innen waren. Ebenso engagiert waren die beiden Schulleiterinnen, die Proviseure des Lycée français de Düsseldorf, Magali Durand-Assouly als auch die Direktorin des Luisen-Gymnasiums, Gabriele Patten, die ebenso wie die Preiskandidaten von Jury-Vorsitzender Petra Kammann auf der Bühne interviewt wurden. Im Unterschied zum deutschen Gymnasium findet im Lycée français die komplette „Ausbildung“ auf Französisch statt, vom Kindergarten bis zum Abitur, während das deutsche Gymnasium einen intensiven Austausch mit einem Straßburger Gymnasium pflegt. Beide Varianten bieten den Schüler*innen auf diese Weise unnachahmliche Erfahrungen.
Und nun die Dankesrede von Preisträgerin Isabelle Zehetner (1. Preis):
Leider kann ich heute nicht anwesend sein, da ich im Moment ein Praktikum im Krankenhaus mache, weil ich ab Oktober Medizin studieren möchte, um Naturwissenschaften und Menschliches langfristig kombinieren zu können. Johanne wird Ihnen aber an meiner Stelle ein wenig darüber erzählen, was AbiBac für mich bedeutet.
Das AbiBac ist sowohl für „geborene“ Deutsch-Franzosen*ösinnen wie ich, als auch für Menschen, die zunächst nur eines der beiden sind, die Möglichkeit, die deutsch-französische Freundschaft anhand der eigenen Biografie und Bildung auszuleben und daher weiter in die Welt zu tragen. Das Abibac ist ein wunderbares Signal und spricht für die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Was mit dem zweisprachigen AbiBac geschaffen wurde, sollte meiner Meinung nach nicht da aufhören, wo es jetzt ist. Ich finde, dass dieses Doppeldiplom deutlich verbreiteter sein sollte, als es derzeit ist.
Ich sage das, obwohl ich es toll fand, in einer kleinen Gruppe von acht Personen im AbiBac-Unterricht zu sitzen, weil ich hoffe, dass die „deutsch-französische Freundschaft“ mit der Zeit noch mehr Menschen in beiden Ländern so persönlich betreffen wird wie mich selbst.
Aus diesem Grund finde ich diese Auszeichnung, den AbiBac-Preis, so schön. Er zeigt, dass diese interkulturelle Bildung wichtig und wertvoll ist, indem er uns Schülerinnen und Schülern vermittelt, dass man durchaus stolz darauf sein kann, das AbiBac zu haben. Ich freue mich daher sehr über den ersten Preis, der für mich eine offizielle Anerkennung meiner europäischen Identität ist.
Ich finde aber auch, dass sich die damit verbundene interkulturelle Bildung in Zukunft nicht auf Deutschland und Frankreich allein beschränken sollte. Selbst, wenn es für mich ein großer Schritt war, mich in der Schule endlich mit zwei Sprachen auf einem fortgeschrittenen Level beschäftigen zu können, blieben damit für mich eine dritte Möglichkeit unterfordert und zwei weitere völlig vergessen, da ich das Glück hatte, im Ausland aufgewachsen zu sein und daher auch Russisch, Englisch und Niederländisch sprechen zu können. Ich hoffe daher, dass das Erfolgsmodell AbiBac zu einer generelleren Europäisierung der Bildung führen wird, und bin schon gespannt, was die nächsten Generationen in Europa erreichen werden. Das alles wird aber nur möglich sein, wenn „meine Generation es schafft“, für Europa zu kämpfen. Ich werde es auf jeden Fall tun.