Max Hollein: Von Frankfurt über San Francisco nach New York
Rastloser Macher, Bauherr, Hoffnungsträger
Von Erhard Metz
↑ Fifth Avenue entrance facade of the Metropolitan Museum of Art, Mai 2007; Foto: Arad/wikimedia commons GFDL
↓ Städel Museum, Außenansicht; Foto: Städel Museum
Zwei Doppelsäulenpaare mehr an der Fassade und auch sonst noch einiges weitere:
Das größte Kunstmuseum der USA, das ehrfürchtig wie liebevoll „The Met“ genannte New Yorker Metropolitan Museum of Art, zählt mit seinen Dependancen Met Breuer (moderne und zeitgenössische Kunst) und Met Cloisters (mittelalterliche europäische Kunst) zu den weltweit größten Kunsttempeln. War es schon immer insgeheim das Ziel des rastlosen Ausstellungsmachers und Museumsdirektors Max Hollein? Nun wählte ihn am 10. April das Board of Trustees zum neuen Direktor – unter rund 100 Nominierten, wie zu lesen ist. Als Beginn der Amtszeit wird der Sommer 2018 genannt. Wir dürfen aus der gestrigen Presseerklärung des Hauses zitieren:
„The Board of Trustees is delighted to announce the appointment of Max Hollein as the tenth Director of The Metropolitan Museum of Art“, sagte Daniel Brodsky, Vorsitzender des Board of Trustees. „He is an innovative and inspiring museum leader and has a proven record of building collections and organizing outstanding exhibitions. His knowledge of and passion for art is expansive, and we have great confidence that he will develop a shared vision and a strong collaboration with our extraordinary curators, conservators, program leaders, and supporters.“ Und Dan Weiss, Präsident und CEO des Museums, lobte: „Max is a gifted leader and is exceptionally well qualified to serve as our next Director. I am confident that ours will be a strong and fruitful partnership, and that Max will help advance The Met’s role as a global leader for culture and the arts.“ Und Max Hollein schließlich: „I am deeply honored to work for this great institution and very much look forward to collaborating with its esteemed staff, the Board of Trustees, and Dan Weiss. The Met is recognized around the world as a leader in the museum field by virtue of its exceptional collection, groundbreaking scholarship, and educational outreach“.
So betrachtet erscheint Holleins dann nur zweijährige Amtszeit als Chef der „Fine Arts Museums of San Francisco“ (FAMSF) mit den Häusern „California Palace of the Legion of Honor“ und dem „M. H. de Young Memorial Museum“ eher als „Aufwärmphase“ und Intermezzo vor noch höheren Aufgaben jenseits des Atlantiks. Dabei fällt eine Parallele auf: Der erst seit Sommer 2013 amtierende Direktor der FAMSF, Colin B. Bailey, erklärte dort bereits nach weniger als zwei Jahren seinen Rücktritt, die Museumsleitung in San Francisco blieb danach – man sprach von einer Führungskrise – seit Mitte 2015 vakant. Erst als die Wiedereröffnung des in der Stadt konkurrierenden San Francisco Museum of Modern Art (SFMOMA) unmittelbar bevorstand, berief im März 2016 das Board of Trustees des FAMSF Hollein zum Direktor mit alsbaldigem Amtsantritt. Nicht zuletzt galt es damals, im Legion of Honor und dem De Young wieder Ruhe einkehren zu lassen und den für europäische Verhältnisse eher ungewöhnlichen, unter einem Dach anzutreffenden Sammlungsmix klarer zu strukturieren und „aufzuräumen“.
↑ California Palace of the Legion of Honor; Bildnachweis: Urban~commonswiki/wikimedia commons GFDL
↓ M. H. de Young Memorial Museum; Bildnachweis Mark James Miller/Amadscientist/wikimedia commons
Auch im 1870 gegründeten, über mehr als 130.000 m² Ausstellungsfläche verfügenden „The Met“ gilt es, mehr Ruhe einkehren zu lassen: ist doch die Direktion des Hauses seit letztem Sommer verwaist. Sein bisheriger Chef Thomas P. Campbell trat zum 30. Juni 2017 zurück; trotz seiner jährlich über fünf Millionen Besucher war das Museum mit – Presseberichten zufolge – 15 Millionen Dollar Defizit in eine finanzielle Schieflage geraten. Max Hollein wird – wie man es von ihm gewohnt ist – die „Ärmel hochzukrempeln“ haben.
Und – last but not least: die Weltmetropole New York ist denn doch etwas anderes als die alte Hippie-Stadt San Francisco.
Dass er das kann, hat er in seiner Zeit in Frankfurt am Main als Tripel-Direktor zunächst der Schirn Kunsthalle und alsbald zusätzlich von Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung unter Beweis gestellt, woran man sich in der Stadt unverändert dankbar erinnert. Sein Glanzstück war es, im Februar 2012 das Städel Museum um einen unterirdischen Neubau mit 3.000 m² Ausstellungsfläche, die sogenannten Gartenhallen, zu erweitern.
↑ Einweihung der neuen „Gartenhallen“ des Städel Museums im Februar 2012
↓ Pressekonferenz mit Yoko Ono in der Schirn Kunsthalle, Februar 2013
Fotos: Erhard Metz
Im Sommer 2016 verabschiedete sich Max Hollein in Frankfurt nach einvernehmlicher Auflösung seines laufenden Vertrags und angesichts der in San Francisco bereits übernommenen Aufgaben mit der Ausstellung „Georg Baselitz: Die Helden“ im Städel Museum Frankfurt.
Abschied mit der Eröffnung der Ausstellung „Die Helden“ von Georg Baselitz Ende Juni 2016; Foto: Erhard Metz
FeuilletonFrankfurt schickt Max Hollein für seine neuen Aufgaben in New York ein herzliches „Glückauf“!