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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Die Frankfurter Luminale 2018 – eine kleine Auswahl (2)

KUNSTVEREIN EBENE  B1 E.V.

Kunst, die sich mit dem Alltag auseinandersetzt. Eine erste Erkundung

Brain flash – Flash your brain. Und große Oper.

Frankfurt. S-Bahnstation Taunusanlage, zentral gelegen an der Mainzer Landstraße im Bereich des Opernplatzes zwischen den Türmen der Deutschen Bank und der grünen Taunusanlage. Seit den 70er Jahren ein wichtiger Knotenpunkt für Berufspendler, da viele Unternehmen, vor allem aus der Finanzbranche, in unmittelbarer Nähe ihren Sitz haben. Außerdem ist sie ein zentraler Haltepunkt des sogenannten City-Tunnels, einer S-Bahnstrecke, welche den Frankfurter Hauptbahnhof mit dem Frankfurter Südbahnhof sowie mit Frankfurt-Oberrad verbindet. Tausende von Menschen  – rund 30 000 Personen passieren tagtäglich diesen Ort–, vor allem aber in den Stoßzeiten am Morgen und am Abend, so dass dieser Ort schon in den Neunziger Jahren zu einem schwierigen sozialen Brennpunkt wurde.

Von Petra Kammann

„Brain flash- flash your brain“ von Raumlabor (Christian Uitz), Fotos: Petra Kammann

Aufgewertet wurde die Station seit 2015 durch eine edlere Ausstattung sowie durch eine verbesserte Orientierung mit Hilfe gezielter Beleuchtung.

In den Farben Grün und Blau werden die Fahrgäste anhand von „Orientierungslichtern“ (LED-Strahlern) vom Bahnsteig über die B-Ebenen zu den jeweiligen Ausgängen auf der ‚Grünen‘ Seite der Wallanlage oder zur städtischen ‚Blauen Seite‘ des Bankenviertels geleitet. In den Wandflächen der Rolltreppen sind dazu eigens farbige Lichtfugen integriert, welche die Handläufe an den Treppen mit einer blauen und grünen Lichtlinie illuminieren. Auf dem kühlen Edelstahl der gestalteten Umgebung und dem Boden aus dunklem Naturwerkstein wirkt die Station seither zurückhaltend vornehm und edel.

Die Nutzung der Station sollte durch Miet- und Ausstellungsflächen aber auch außerhalb der Rush Hours angeregt werden. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn wurde beschlossen, dass die Vitrinen nun mit wechselnden Kunstobjekten bespielt werden sollen. Der neu gegründete Kunstverein Ebene B1 Taunusanlage e.V. trägt  an diesem Ort der S-Bahnstation Kunst in den öffentlichen Raum.

Ausgestellt werden sollen hier Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit dem Ort des Transits, des Passagenraums, sowie mit den speziellen Räumlichkeiten auseinandersetzen. Dabei sollen dem Durcheilenden der Station durch wechselnde Ausstellungen jeweils neue Eindrücke geboten und das Interesse an zeitgenössischer Kunst geweckt werden. „Nicht nur Standbilder und große Skulpturen für die Ewigkeit sondern Kunst, die sich mit dem Alltag, dem Leben auseinandersetzt. Mal provokant auffällig, mal ruhig wird die Kunst wie beiläufig den Vorbeieilenden im Transitraum S-Bahnstation innehalten lassen. Ob es reine Ästhetik oder eine politische Aussage ist, die die Menschen auf dem Weg zur Arbeit für einen kurzen Moment zur Auseinandersetzung mit der Kunst anhält, in jedem Fall dürfte sich in den Köpfen etwas festsetzen, das abseits des hektischen Arbeitslebens beschäftigt“, beschreibt der erste Vorsitzender des Vereins Peter Wöste die Ziele des Kunstvereins.

Ein interessanter Ansatz. In der Regel eilen die in der Nähe arbeitenden Menschen tatsächlich zur Arbeit, kommen auch sonst selten zur Ruhe, man denke nur an die vielen unerledigten Mails, das Erhaschen der letzten Infos auf dem I-Pad, das Posten von Meinungen, das kontinuierliche Verarbeiten der meist immer unzureichenden Infos im Office, die effektive Organisation des Privatlebens und der Freizeit etc. Kurzum: Reizüberflutung mit den einschlägigen psychischen Folgen wie burn out ist für die in entsprechenden Branchen Arbeitenden meist kein Fremdwort.

Christian Uitz (Raumlabor) vor der Installation „Brain flash-flash your brain“ von Raumlabor (für das Video bitte anklicken)

Eine Installation von aufscheinenden kommunizierenden Röhren, die an die Struktur eines Gehirn erinnern, mahnen die hier vorbeihastenden Menschen und scheinen ihnen mittels ihrer Leuchtkraft zuzurufen: „Come down. Relax. Listen to the music“.  Dann nämlich wirkt hier im schützenden Untergrund das Licht beruhigend, statt heftig aufzuflackern, d.h. der Besucher kann selbst den Informationsfluss aktiv steuern. Wenn man hier verweilt, hat man die Möglichkeit, bei abnehmendem Licht einen Moment zur Ruhe zu kommen, statt sich in zusätzlichen Stress zu versetzen. Denn durch Sensoren findet hier eine interaktive Kommunikation mit den Passanten der Taunusanlage statt. So kann man auch den  beständigen Strom der Pendler spüren, wenn die Bewegungen der Passanten und Besucher zum Lichtspiel und zur akustischen Kulisse werden.

Ausgedacht hat sich diese Installation der Frankfurter Lichtdesigner Christian Uitz (Raumlabour), nicht nur  zweifacher Preisträger des Deutschen Lichtdesign Preises, er hat bereits durch seine Lichtinstallation den Hauptbahnhof auf besondere Weise sichtbar gemacht und auch das blau-grüne Licht-Leitsystem in der S-Bahn-Station Taunusanlage entwickelt.

Die Installationen werden bis Mitte April in der Station verbleiben, dann stehen für ca. 2 Wochen Umbauarbeiten in den Kunstvitrinen an. Ab Mai werden dann die ersten Werke von Schülern der Städelschule gezeigt…

Und… Großes Kino an der Alten Oper

Zum ersten Mal in der 16-jährigen Geschichte der Luminale ist auch die Alte Oper mit dabei.

Ein paar Meter weiter auf dem Opernplatz, da wird die Alte Oper noch einmal neu geschaffen…

Exakt auf die Architektur angepasste visuelle Elemente und dramaturgisch eingebundene 3D-Effekte versetzen die Fassade dieses herausragenden Baus in Bewegung. Meisterwerke großer Schöpfer der Malerei werden lebendig und unterstreichen die prunkvolle Atmosphäre der Jahre, in der das Opernhaus Zentrum des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in der Stadt war. Für diese Passagen nutzte das Künstlerkollektiv Karmachina Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums Städel: verwandelt Bilder von Renoir, Kirchner, Baselitz…

Hier das Mailänder Künstlerkollektiv Karmachina bei der Generalprobe der Illumination auf dem Opernplatz

Und das Lichtspektakel erzählt die Geschichtedes Opernhauses neu. In einer Mischung aus historischen Bildern und Vorbildern,

grafischen Animationen und Videostream machen die Mailänder Künstler die 138-jährige wechselvolle Geschichte des Hauses erlebbar.

Die Geschichte wird in fünf Stationen gezeigt: Von der Einweihung 1880

über die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, den Rettungsversuchen in der Nachkriegszeit durch engagierte Bürger

und dem Wiederauferstehen nach der Androhung, die Ruinen der Oper zu sprengen („Dynamit-Rudi“) bis hin zum Wiederaufbau durch bürgerschaftliches Engagement.

Das Ganze wird durch einen Soundtrack – denn bis heute ist Musik in dem Haus – komplettiert.

Licht, Sound, Grafik und filmische Elemente verbinden sich hier auf eindrucksvolle Weise zu multimedialen, imageprägenden Arbeiten, die nicht nur der Bedeutung eines Ortes Ausdruck verleihen. Der Zuschauer entdeckt auch die besondere Architektur der Oper ganz neu, ihre Klassizität wie ihre Verspieltheit.

Ein Projekt von Karmachina; Art Direction: Karmachina; Video-Postproduktion: Karmachina und Moving Dot; Music: Fernweh

Fotos: Petra Kammann

Die Vorführungen dauern jeweils 10 Minuten und finden täglich zwischen 19:30 und ca. 23:00 Uhr statt.
Bitte beachten Sie die unterschiedlichen Startzeiten an den einzelnen Veranstaltungstagen:

Sonntag, 18. März: 19:30 / 20:00 / 20:30 / 21:00 / 21:30/ 22:00 / 22:30
Montag, 19. März: : 19:30 / 20:00 / 20:30 / 21:00 / 21:30/ 22:00 / 22:45
Dienstag, 20. März: 19:30 / 20:00 / 20:30 / 21:00 / 21:30/ 22:00 / 22:45
Mittwoch, 21. März: 19:30 / 20:00 / 20:30 / 21:15 / 21:45 / 22:15 / 22:45
Donnerstag, 22. März: 9:30 / 20:00 / 20:30 / 21:00 / 21:30/ 22:30 / 22:50
Freitag, 23. März: 19:30 / 20:00 / 20:30 / 21:00 / 21:30/ 22:30 / 22:50

weitere Infos unter:

www.luminale frankfurt.de

Alle Fotos der Oper: Petra Kammann

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