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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Zum Weihnachtsfest Geburtstagsfeier: 10 Jahre Kunstverein Familie Montez

Von Erhard Metz

Es weihnachtet im Kunstverein Familie Montez mit Lichterbaum und Krippe samt Heiliger Familie im Stall …

Bei Kindern unbeliebt – an und um Weihnachten Geburtstag haben: man bekommt oft nur ein, dann vielleicht etwas größeres, Geschenk. Nun wurde der 10. Geburtstag des Frankfurter Kunstvereins Familie Montez e.V. am 21. Dezember gefeiert, und die Frankfurter Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, Ina Hartwig, ließ es sich nicht nehmen, so wenige Tage vor dem Weihnachtsfest Vereinschef Mirek Macke das Geschenk der Stadt Frankfurt am Main höchstpersönlich zu überbringen: stattliche 5.000 Euro zusätzliche Fördermittel. Mit dem Geld können Ausstellungen mit Frankfurter Künstlerinnen und Künstlern im kommenden Jahr geplant werden. „Neben den etablierten Ausstellungshäusern“, so die Dezernentin, „braucht es Orte wie diese, an denen sich die freie Szene entfalten und darstellen kann. Herzlich, rau und unprätentiös – ein Mosaikstein in der vielfältigen Kulturlandschaft Frankfurts“.

Keine Heilige Familie, dennoch ein Familienfoto: Kulturdezernentin Ina Hartwig und Familie Montez-Chef Mirek Macke, hintere Reihe (v.l.): Adriane Dolce, Jerome North (beide Familie Montez) und Susanne Kujer (Leiterin des Referats Bildende Kunst, Künstlerförderung, Atelierprogramm im Kulturamt); wie stets mit dabei die Familie Montez-Hunde Gabi und Oskar

Ina Hartwig würdigte in ihrer Ansprache, die in Teilen zu einem humorvollen Dialog mit Mirek Macke geriet, die Stationen des Kunstvereins auf seinem oft mühsamen und steinigen Weg in sein heutiges Domizil in den Bögen der unter Denkmalschutz stehenden Honsellbrücke am Osthafen, das der Verein auf der Basis eines unbefristeten Mietvertrags mit der Stadt und unter mannigfachen Eigenleistungen zu einem stimmungsvollen Clubhaus mit Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen ausgebaut hat. Macke seinerseits plauderte mit zahlreichen Döntjes, Anekdötchen und vielleicht auch Legenden über seinen Lebensweg als Künstler und Städelschüler. Zusammen mit der Filmemacherin und Kulturmanagerin Anja Czioska, ebenfalls Städelschülerin, hatte er 2007 den Verein, gewissermaßen als Nachfolger des Off space-Clubs mit dem frivolen Namen „Lola Montez“ (der berühmt-berüchtigten Geliebten des Bayerischen Königs Ludwigs I.) aus der Taufe gehoben – dessen Residenz war damals die alte Gemüsehalle in der Breiten Gasse. Und auch heute noch steht der Vereinsname für manch Frech-Erfrischendes und Unkonventionelles unter der Honsellbrücke.

Rote Wangen unterm Weihnachtsbaum – aus Freude über das ansehnliche Geburtstagsgeschenk – und weihnachtliche Zuwendung für die Tiere: Kulturdezernentin Ina Hartwig und Mirek Macke mit den Familie Montez-Hunden Gabi und Oskar

Es ist schon ein kleines Wunder geschehen unter der Honsellbrücke: Aus den zwei Tageslicht-Hallen in den Rundbögen entstanden ein Ausstellungssaal von beachtlicher Dimension und ein hipper wie gemütlich-pittoresker Clubraum; in den übrigen Räumlichkeiten der Vorlandbrücke fanden zwei kleinere Ausstellungsräume, ein Zimmer für die Sammlung des Vereins, ein Bibliotheks- und Vortragsraum sowie die sanitären Anlagen Platz. Es gibt Kaffee, Tee und Kuchen ebenso wie Erfrischungs- und alkoholische Getränke. Der Verein bietet neben seinen qualitätsbewussten Ausstellungen zeitgenössischen Kunstgeschehens – derzeit läuft bis 11. Februar 2018 die Präsentation „Moonshiner“ mit Werken von Eva Schwab und Mathias Deutsch – mittlerweile ein ergänzendes kulturelles Veranstaltungsprogramm unter Labels wie Jazz-Montez, Musik-Montez oder Micro Residency-Montez an. Auch können die Räumlichkeiten für private Veranstaltungen angemietet werden – Überraschungen, wie sie nur ein Szeneclub bieten kann, eingeschlossen. Bei allem im Vordergrund steht jedoch der satzungsmäßige Zweck des gemeinnützigen Vereins, Künstlerinnen und Künstlern vor allem im Raum Frankfurt eine geeignete Ausstellungsplattform zu bieten.

„Mirek Macke hat durch den Zusammenhalt seiner Künstler-Familie, seinem Improvisationstalent und seine enorme Leidenschaft für die Kunst viel erreicht. Ich hoffe auf viele weitere Jahre, in denen Mirek Macke und der Kunstverein Familie Montez unsere Stadt mit ihrer Vielfalt und Kreativität bereichern, uns überraschen und fordern“, so die Kulturdezernentin weiter zur Geburtstagsfeier.

Kunstwerke auch im Clubraum, wie beispielsweise die Großleinwand von Mathias Deutsch aus dem Jahr 2016; unten ein Blick in die Sammlung und den Bibliotheks- und Vortragsraum

Zum 10 Jahres-Jubiläum von Familie Montez ein kurzer illustrierter Rückblick auf dramatische Zeiten:

Am 15. November 2010 untersagte die Frankfurter Bauaufsicht dem Kunstverein überraschend den weiteren Ausstellungsbetrieb in der alten Gemüsehalle in der Frankfurter Breiten Gasse. Bereits kurze Zeit später organisierten über 50 Kunstprofessoren, Künstlerinnen und Künstler eine Benefizauktion zugunsten des Vereins, damit er die geforderten Brandschutz- und Sanierungsmaßnahmen ausführen konnte, und stellten für die Auktion am 16. Dezember zahlreiche Werke zur Verfügung. Der Verein machte sich auf der Stelle an die Arbeit. Gemeinsames Anpacken und Werkeln, Schleppen und Schwitzen war in der Breiten Gasse angesagt, bis die alte Gemüsehalle als Stätte von Kunstausstellungen am 5. Mai 2011 wieder eröffnet werden konnte. Kurz zuvor, im März 2011, mußte die erste Kunstaktion nach Schließung der Halle noch „draußen vor der Tür“ – so auch der sinnige Ausstellungstitel nach dem gleichnamigen Drama von Wolfgang Borchert – stattfinden.

Der Bauherr: Mirek Macke; das Bauvorhaben im Behördendeutsch: „Nachträgliche Legalisierung: Nutzungsänderung von Lager in Ausstellungsräume (Kunstausstellung) …“; die Baustelle: Brandschutztüren mussten installiert und Fluchtwege eingerichtet werden

Im März 2011 wies der Leuchturm auf dem Dach wieder den Weg zur Kunst, sie mußte vorerst noch „draußen vor der Tür“ stattfinden, aber bereits im Mai präsentierten sich die Ausstellungsräume in neuem Glanz

Dann aber folgte der nächste Schicksalsschlag: Die Liegenschaft wurde verkauft, und im Mai 2012 musste Familie Montez die Ausstellungshalle räumen. Mirek Macke ging mit seinem Verein samt Künstlern gleichsam ins Exil. Der Chef hatte eine Idee: Er organisierte in acht deutschen Städten, beginnend am 4. Mai 2013 in Weimar und zuletzt wieder in Frankfurt am Main – dort bereits im von der Stadt dem Verein zugesagten neuen Domizil unter der Honsellbrücke – eine Wanderausstellung. Nach dem weiteren Ausbau der Hallen unter der Brücke konnte sich Familie Montez – mit geborgtem Strom und mobilen Klohäuschen – bereits an der Luminale im Mai 2014 beteiligen; die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten folgte dann zur „Nacht der Museen“ im Mai.

Ein großer Dank gebührt bei allem der Stadt Frankfurt und dem Kulturamt für die Unterstützung dieses Kunstvereins; und zitieren wir zum Abschluß Art. 3 Kölsches Jrundjesetz (weil wir leider nichts entsprechendes in Frankforderisch haben): Et hät noch immer jot jejange!

Ende Dezember 2013 nimmt der Bau der Brückenhallen zur Freude von Familie Montez Gestalt an

Mit berechtigtem Stolz über das Erreichte präsentiert sich der Patron und Vorstandsvorsitzende des Kunstvereins, Mirek Macke, zugleich Manager und Kurator, zum 10jährigen Vereinsjubiläumjubiläum

Hält hoffentlich für ein weiteres Jahrzehnt und mehr Wache vor Familie Montez: der Panther als „Brückenlöwe“

FeuilletonFrankfurt gratuliert der weihnachtlich gestimmten Familie Montez herzlich zum Zehnjährigen!

Sämtliche Fotos: Erhard Metz

Kleine Bibliographie:

→ Benefiz-Konzert mit Johannes Kiem im Kunstverein Familie Montez
→ Salon Hansa aus Berlin zu Gast im Kunstverein Familie Montez mit Benefizkonzert
→ Neues im Kunstverein Familie Montez
→ „Montez@Honsellbrücke – Ende einer Wanderausstellung“
→ Kunstverein Familie Montez zur Luminale in den Frankfurter Honsellbrücke-Bögen
→ Atelierfrankfurt – Familie Montez – Kulturbunker: Das neue Kunst- und Kulturdreieck im Frankfurter Ostend
→ Wieder eröffnet: Kunstverein Familie Montez
→ Familie Montez und der 1. April: Breite- oder EULENGASSE ?
→ Kunstverein Familie Montez und das grosse Blah Blah Blah
→ Solidarität mit dem Frankfurter Kunstverein Familie Montez

Ausstellungen:

→ Adventskalender 2015 mit dem Kunstverein Familie Montez
→ Kai Teichert: „Teufelssee“ im Kunstverein Familie Montez
→ Kai Teichert im Kunstverein Familie Montez
→ „Lionel Röhrscheid/Corinna Mayer: Kilroy was here“ im Kunstverein Familie Montez
→ Röhren und andere Werke des Künstlerduos Winter/Hoerbelt in der Galerie Heike Strelow und im Kunstverein Familie Montez
→ Guido Zimmermann im Kunstverein Familie Montez
→ Elizabeth Dorazio und Max Weinberg im Kunstverein Familie Montez

 siehe auch: → Kulturdezernentin Ina Hartwig eröffnet „Offene Ateliers Ostparkstrasse“

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