FFF Junior – Ferienworkshops 2017: Präsentation im Frankfurter Fotografie Forum
Bilder, die verbinden – Kids an die Kamera
33 Kinder und Jugendliche aus Frankfurter Schulen, Kindertagesstätten und Jugendeinrichtungen in Bornheim und im Gallus waren gespannt mit Geschwistern, Eltern und Freunden am 13. November ins Fotografie Forum Frankfurt (FFF) in der Brauchbachstraße gestürmt, um dort von OB Feldmann die frisch gedruckten Exemplare der Fotomagazine in Empfang zu nehmen, die erst durch ihre eigenen Fotos so eindrucksvoll geworden waren…
Petra Kammann hat sich im FFF umgeschaut.
OB Peter Feldmann umringt von den kleinen Fotografenstars Foto: Bernd Kammerer
Zunächst einmal wurden sie sehr persönlich und anteilnehmend vom Oberbürgermeister begrüßt, der „neugierig auf ihre Neugierde war“. Er erzählte ihnen von seiner eigenen Arbeit mit Jugendlichen und war gespannt darauf, welches Bild sie sich von der Frankfurter Realität gemacht und welche Bildsprache sie dazu entwickelt hatten. Sich sein eigenes Bild zu machen, halte er für eine Form demokratischer Grundhaltung, betonte er.
Zum Hintergrund: In den Ferien hatten sich die jungen Workshop-Teilnehmer zwischen 8 und 18 Jahren jeweils vier Tage lang mit dem Medium Fotografie beschäftigen können, ohne dass ihnen dafür Kosten entstanden wären. Sie bekamen eine eigene Profi-Kamera zu Verfügung gestellt und konnten sich intensiv mit einer so aktuellen und anregenden FFF-Ausstellung wie „ROCK.FUNK.PUNK“ oder mit den „PASSAGES„ des französischen Reportagefotografen Bruno Barbey beschäftigen, um danach ihre eigene individuelle Sicht des Themas selbstständig umzusetzen. Betreut wurden sie dabei fachmännisch und einfühlsam von der Kunstpädagogin Lisa Weber und dem Fotografen Wolfgang Zurborn.
Fotograf Zurborn und Kunstpädagogin Lisa Weber stellen die Ergebnisse der Ferienworkshops vor und projizieren die dort entstandenen Fotos
Die Kunstpädagogin Lisa Weber und der Fotograf Wolfgang Zurborn gaben bei der Präsentation im Fotografie Forum auch Einblicke in die „Ferienarbeit“, auf welche Weise sich nämlich die Kinder und Jugendlichen etwa dem Ausstellungsthema „ROCK.FUNK.PUNK“ und den Ikonen der jüngeren Musikgeschichte in der Stadt nähern konnten. Intuition für das entsprechende Lebensgefühl war dafür eine wichtige Grundvoraussetzung.
Insofern war erst einmal die Phantasie gefragt, wie man Musik schlechthin in das visuelle Medium übersetzen können würde. Dafür schienen zunächst solche Emotionen wie Exzentrik und Ekstase genauso wichtig zu sein wie das Gefühl von Freiheit, in das sich die Kinder hineinversetzen sollten.
Tanz spielte dabei eine ebenso große Rolle wie die Verkleidung, Körperdetails, die Bewegung, hochgereckte oder verdrehte Beine und Füße oder wie fliegendes Haar, wehende Kleider, Sonnenbrillen und Mikrofone, Graffitis oder Tattoos, Lichtstimmungen und Beleuchtung, Instrumente, Noten und die Musiker selbst oder in Form von Straßenmusikern und vieles mehr.
Mit solchen Ideen im Kopf sind die Kids dann mit ihrer Kamera losgezogen, raus in die Stadt und in die Natur, in die Parks und auf die öffentlichen Plätze, um die für sie passenden Momente festzuhalten. Entsprechend vielfältig waren die Ergebnisse, die aus diesen beiden Workshops herausgekommen waren. Zurborn hat dann oft bis in die Nacht etliche Tausend Fotos angeschaut und ausgewählt. Spaß habe es ihm aber trotz des fehlenden Schlafs immer gemacht, weil die Kinder so eifrig und ideenreich gewesen seien.
Dass Celina Lunsford, die künstlerische Leiterin des FFF, mit ihrem Motto „Wer Bilder macht, schaut genauer hin“ nur allzu recht hat, davon konnte man sich bei der Bilderschau jeder überzeugen. Und zwei herrliche Magazine mit dem Titel „ROCK IT“ sind auf diese Weise entstanden.
Das dritte entstandene Magazin hat den Titel „PASSAGES“ der Ausstellung des französischen Starfotografen Bruno Barbey übernommen, der wiederum Fotoreportagen in der ganzen Welt gemacht und dabei respektvolle Blicke auf fremde Kulturen geworfen hat. Dabei halten seine Bilder stets die Balance zwischen Distanz, Nähe und Empathie für die Schönheit und Zerbrechlichkeit des Seins.
In der Beschäftigung mit seinen Fotos sind auch den Kindern oft ganz poetische und raffinierte Blicke durch das Kameraauge gelungen. Entsprechend äußerten sie sich über das Geheimnisvolle von unerwarteten Spiegelungen in Schaufenstern der Stadt, über die flüchtige Bewegung von Passanten auf dem Bahnhof, Strukturen, die sie in Bäumen und Tieren wahrnahmen wie den Flug eines einsamen Vogels oder auch über die Verdichtung durch die Architektur im Stadtraum.
Shooter erläutert, wie er die hektische Atmosphäre im Frankfurter Hauptbahnhof eingefangen hat
Die lebendige Teilnahme an der Veranstaltung bewies, dass das Experiment „Mit FFF Junior wollen wir den Kindern und Jugendlichen den Blick schärfen, für das eigene Sehen, für die Welt um uns herum – und für die universelle Sprache der Fotografie, die überall verstanden wird,“ wie es Celina Lunsford kommentierte, gelungen ist. Die Kinder und Jugendlichen, die vermutlich sonst nur in der Stadt gechillt hätten, haben so den Stadtraum auf eine Weise erkundet, die sie klüger, wachsamer und selbstbewusster hat werden lassen. Dass sie dabei auch noch ein paar optische Tricks gelernt haben, machte die Sache für sie nur noch spannender. Auf diese Weise haben sie die Fotografie nicht nur als Medium und künstlerische Ausdrucksform entdeckt, sondern auch dank Sponsor Olympus den Umgang mit einer hochwertigen Kamera kennengelernt, um das selbst fotografieren zu können, was ihnen wichtig erschien.
Für die Kinder und Jugendlichen aus dem Internationalen Kinderhaus (Träger: Evangelischer Verein für Jugendsozialarbeit in Frankfurt), dem Teenie- und Jugendtreff Bornheim, dem Kinderhaus Gallus, die an dem Workshop teilgenommen hatten, war auch die Erfahrung wertvoll, dass erstmals auch eine Jugendgruppe aus Frankfurts polnischer Partnerstadt Krakau dabei war. „Die FFF-Junior-Workshops sind ein wertvolles Angebot für die ästhetische Bildung von Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt “, sagte Frankfurts OB Peter Feldmann, Förderer und Schirmherr von FFF Junior, bei der Übergabe der Magazine. „Solche qualifizierten Ferienprojekte öffnen jungen Menschen früh den Zugang zur Kultur, auch zum breitgefächerten Kulturangebot in Frankfurt. Recht hat er.
Mit FFF Junior konnte das FFF außerdem seine Jugendkulturarbeit und die kostenlose Teilnahme für die Kinder und Jugendlichen dank der Unterstützung der Crespo Foundation, der Dr. Marschner Stiftung, der Metzler-Stiftung, dem Rotary Club Frankfurt am Main fortsetzen , die 2015 während der internationalen Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain unter dem Titel „RAY Jr“ hoffnungsvoll begonnen hat. Eine solche Aneignung von Welt könnte zu einem ein Modell für viele Jugendliche werden, die sich wegen ihrer in den Ferien arbeitenden Eltern häufig selbst überlassen sehen.