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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Nacht der Museen – Nacht der Ideen in Frankfurt am Main

Bilder einer Großstadt

Impressionen von einer frischen Frankfurter Mainacht

Zu ihrem 18. Geburtstag am 6. Mai wurde die „Nacht der Museen“ flügge. Die Organisatoren dieser ungewöhnlichen Nacht hatten sich in Frankfurt und Offenbach spannende Performances, szenische Lesungen und Live-Musik ausgedacht. Bei dem außergewöhnlichen Programm und den angenehmen Frühlingstemperaturen strömten über 40.000 Menschen zum nächtlichen Kunsterlebnis in über 40 Museen und an die ungewöhnlichen Kunstorte. Die Atmosphäre war herrlich ungezwungen und die Stimmung bestens, und das nicht nur am Museumsufer. Eine Mischung aus Off-Szene und Stadtgeschichte bot das Programm im Frankfurter Gallus, während in Offenbach  aufregende Ausstellungskonzepte zeitgenössischer Kunst, die Inszenierung des „Blauen Krans“ und Hafenführungen die Besucher überzeugten. Dort wurde der Hafenplatz zu einer Mischung aus Hip Hop und Songwriter-Pop in Anwesenheit des Offenbacher und des Frankfurter Oberbürgermeisters und der Kulturdezernenten eingeweiht. Aber nicht alles bekommt man mit. Es ist schier unmöglich, das komplette Angebot an einem Abend wahrzunehmen. Aber auch das ist Großstadtfeeling. Man weiß, dass etwas los ist, was man schon wieder verpasst hat. 

Frankfurt by night: Spitzenblick aus dem Maintower 

Wer in Mainhattan dem Himmel ein Stück näher sein wollte, der konnte Teil der Künstlerperformance „The Treadmill Runner“ werden. Er konnte  in einem Fitnessstudio des Main Towers auf 200 Meter Höhe einen Künstler auf einem Laufband durch Tempokommando erleben und antreiben. Wer hoch hinaus will, muss schon ein bisschen leiden. Um in den 24. Stock Einlass zu bekommen, war Geduld angesagt. Da musste man schon einmal etwas längeres Warten in der Schlange vor dem Main Tower in Kauf nehmen. Dafür wurde man dann allerdings mit einer großartigen Aussicht belohnt. Frankfurt war in ein Lichtermeer getaucht. Da oben war man den anderen Hochhausspitzen ganz nah…

Atemberaubend die Performance „Treadmillrunner“ im 54. Stock 

 

↑ Über den Holbeinsteg zog es viele ans Museumsufer, natürlich vor und in das Städel.
↓ Am Museum für Kommunikation wartete ein nostalgischer alter Postbus

 

↑ vor dem Museum der Kommunikation und entspanntes Genießen im Garten des MAK

Großen Andrang gab es auch im Museum für Kommunikation, wo die Besucher zwischen Poetry Slam, dem Quizklassiker Ruck Zuck mit Showmaster Roberto Cappelluti und 90er-Jahre-Hits ein Wiedersehen mit dem schrillen Kultjahrzehnt feierten.

Passend zur Ausstellung Picknick-Zeit im Museum für Angewandte Kunst (MAK) verweilte, kochte und speiste man hier ganz entspannt. Spannung hingegen erzeugte dort die Versteigerung „Junge Kunst mit Zukunft“ im Rahmen der EY-Benefizauktion „Building a better working world“. Ein besonderes Erlebnis war es, im MAK einer Kunstauktion mit einem professionellen Versteigerer beizuwohnen. Die ausgewählten Werke junger Künstler der Frankfurter Städelschule und der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG) kamen dort unter den Hammer. Michael Arnold vom Auktionshaus Arnold feuerte das Publikum fast tänzerisch an, Geld für eine gute Sache auszugeben. Es machte ihm sichtlich Spaß, die „Junge Kunst mit Zukunft“ an den Mann oder an die Frau zu bringen. Die jungen Kunstwerke der Studierenden wurden für eine Rekordsumme von insgesamt 101.900 Euro versteigert. Kulturdezernentin Ina Hartwig brachte das erste Werk  „A certain Order“ von Zani Arkadina, das zunächst mit 200 Euro veranschlagt war, für sage und schreibe 3.800 Euro unter den Hammer. Die höchste Summe erzielte das Werk „Zuflucht“ von Stefan Thürck mit 14.000 Euro. Die Arbeiten der Studierenden aus der Städel-Schule und der Hochschule für Gestaltung Offenbach erzielten in diesem Jahr Höchstgewinne. Der Erlös geht ausschließlich an die Künstler und an die Fördervereine der Frankfurter und Offenbacher Kunsthochschulen. Der sanfte Riese Dundu bezauberte die Zuschauer mit seinen Aufritten im Metzlerpark und später auf dem Dach des Skyline Plazas.

 

Zum Ersten, zum Zweiten… Galeristin B. von Stechow, HfG-Direktor Prof. Bernd Kracke, Städelschulen-Direktor Philippe Pirotte, Ina Hartwig, Michael Arnold, EY-Partner Elfriede Eckel, Claus-Peter Wagner. Kulturdezernentin Ina Hartwig nahm auch den Hammer in die Hand 

 

Schlangen gab es vor dem Liebieg-Haus wie vor dem Filmmuseum.

 

Jung und Alt zog es ins Hochhaus MMK2zu den Meisterwerken der Minimal Art, den „Primary Struktures“, auch hier waren sehr schöne Becher-Fotografien zu sehen

 

 

Zwei Etagen tiefer in der Bar: Disko-Stimmung 

Wahre Publikumsmagnete wie die Schirn Kunsthalle mit der Ausstellung zu René Magritte und das Deutsche Filmmuseum, in dem die Besucher in ein Universum der symbolstarken Filmfarbe Rot eingetaucht waren, seien – laut Veranstalter –  besonders beliebt gewesen ebenso wie die Führungen durch die Fischergewölbe, den Kaisersaal, die Katakomben des Hauptbahnhofs und das Senckenberg Naturmuseum mit dem Kakerlaken-Rennen.

Als Ort der freien Szene bildete in diesem Jahr aber das Gallusviertel rund um die Galluswarte einen besonderen Schwerpunkt. Im Boxring begeisterten die jazzigen Eigenkompositionen von „The WhereMe?!“ mit melancholischen Klängen und mitreißenden Gitarrensoli und Höhepunkt war die Lesung des Kultautors Wladimir Kaminer der schon legendären Russendisko im konfuzius franz/korrekt.

Aber wie will man das – trotz der eingesetzten Pendelbusse – alles an einem Abend unter einen Hut bringen? Einfach wiederkommen und die Orte später noch einmal in Ruhe anschauen oder im kommenden Jahr die Vorauswahl gezielter treffen… (pk)

Alle Fotos von Petra Kammann

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