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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Arthur Kostner: „hybrid“ – Skulptur und Malerei in der Frankfurter Westend Galerie

Von Erhard Metz

Bekanntlich widmet sich die Frankfurter Westend Galerie im Haus der Deutsch-Italienischen Vereinigung der Vermittlung italienischer moderner und zeitgenössischer Kunst in Deutschland – wobei sie Werke nicht allein italienischer Künstlerinnen und Künstler vorstellt, sondern auch deutscher, die in Italien leben und arbeiten. Über Ausstellungen von Arthur Kostner in der Galerie zu berichten, heisst schon fast die sprichwörtlichen „Eulen nach Athen zu tragen“- und dennoch unternehmen wir es ein drittes Mal; was uns, wir gestehen es, durchaus leichtfällt, und in der berechtigten Annahme, dass es den „AK“-Kennern und -Sammlern gleichermassen ergeht, jedenfalls der überaus stattlichen Zahl an „roten Punkten“ in der aktuellen Ausstellung nach zu schliessen.

Es hat schon was, dieses Kostnersche Werk mit seinem Doppelwesen gleichsam als „gemalte Skulptur“ wie auch als „skulpturales Gemälde“ – allen Exponaten, die in der Galerie zu sehen sind, eignet in der Tat beides. Das Geheimnis seines offenkundigen Erfolgs nicht nur beim Galeriepublikum? Auf alle Fälle titelgebend – „hybrid“ – für die neue Werkschau.

Arthur Kostner in der Vernissage

Kostners Arbeiten bestehen sämtlich aus – Holz! Wer den Künstler und die Werkbezeichnungen noch nicht kennt, kommt vermutlich nicht sofort zu dieser Erkenntnis, denn auf den ersten Blick ist nirgends etwas von Holz zu entdecken. Das liegt daran, dass der Künstler das Ausgangsmaterial mit Karosserielack aus der Sprühdose vollständig deckend und hochglänzend lackiert. Auf diese Weise entsteht – neben den gewissermassen gemalten Skulpturen und den skulpturalen Gemälden – ein zweites „hybrid“, wie Barbara Thurau von der Westend Galerie betont: zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, eben zwischen Natur und Kunst.

↑ Schleife grau, 2016, Holz lackiert, ∅ ca. 53 x 122 cm
↓ Schleife orange, 2016, Holz lackiert, ∅ ca. 42 x 170 cm

Arthur Kostners Schleifen-Skulpturen bestehen nicht aus Bugholz, sondern der Künstler arbeitet sie aus Holz, welches er in Schichten quer und diagonal zueinander verleimt, ähnlich etwa den sogenannten Tischlerplatten. Dieses Verfahren verleiht dem Holz zur weiteren Verarbeitung eine hohe Stabilität. Aus den Holzplatten schneidet Kostner sodann die Schleifenformen, rundet und glättet sie und fügt sie zueinander – ein sehr aufwändiger künstlerischer wie zugleich handwerklicher Prozess.

Anders verhält es sich bei den Bildern: Der Künstler fertigt sie aus MDF-Platten (Mitteldichte Holz-Faserplatten), die dem Ausgangsmaterial ebenso Stabilität und Beständigkeit geben. Die Ecken werden gerundet, die Holztafeln konvex gewölbt und wie die Skulpturen mit Karosserielack deckend und hochglänzend lackiert. Die Umgebung spiegelt sich in ihnen. Ein von Kostner entwickeltes neues Verfahren verleiht ihnen eine einzigartige Leuchtkraft.

↑ (li.) Rhythmus rot, 2016, Holz lackiert, 100 x 100 cm; (re.) Rot mit Linien, 2016, Holz lackiert, 100 x 100 cm
↓ (li.) Linie schräg, 2016, Holz lackiert, 70 x 70 cm; (re.) Linie blau, 2016, Holz lackiert, 70 x 70 cm

Die Kurven der Skulptur-Schleifen setzen sich in den Bildtafeln, die in ihrer Dreidimensionalität ebenso als Skulpturen verstanden werden könnten, fort wie auch umgekehrt. Schriftzeichen oder Signaturen sollte der Betrachter nicht in ihnen suchen – Chiffren vielleicht oder besser noch die reine ästhetische Form. Das alles ist natürlich irgendwo auch ein Stück dekorativ – aber warum sollte Kunst nicht auch dekorativ sein, warum um alles in der Welt „schmücken“ Kunstfreunde seit Jahrhunderten denn die Wände ihres Heims mit Bildern, dessen Räumlichkeiten mit Plastiken?

↑ Skulptur orange, 2016, Holz lackiert, ca. 96 x 10 x 17,5 cm
↓ Doppelschleife, 2016, Holz lackiert, 100 x 100 cm

Arthur Kostners Kunst ist ein Spiel – mit den Medien Bild und Skulptur, mit dem Naturmaterial Holz und seiner Verfremdung durch Industrieprodukte wie ausgerechnet Karosserielack, mit Farben, Spiegelungen und Licht. Sie sind gut nachzuvollziehen: die „roten Punkte“ an den „white cube“-Wänden der Galerie.

Artur Kostner, „hybrid“, Frankfurter Westend Galerie, bis 31. März 2017

Werke © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotos: Erhard Metz

→ Arthur Kostner – Holzobjekte für Wand und Raum
→ Farbe – Form – Licht: Arthur Kostner in der Frankfurter Westend Galerie

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