„Strand der Stadt“: Hendrik Zimmer in der Galerie Heike Strelow
Von Erhard Metz
Es ist zwar spät, für manche hoffentlich jedoch noch nicht zu spät, auf eine zum 21. Dezember 2016 endende Einzelausstellung in der Galerie Heike Strelow im Haus des ATELIERFRANKFURT hinzuweisen: Der Frankfurter Künstler Hendrik Zimmer präsentiert dort unter dem Titel „Strand der Stadt“ Arbeiten auf Leinwand und Skulpturen.
Hendrik Zimmer, o.T. (Dave Lombardo), 2016, 80 x 60 cm, Mixed Media on canvas
„Strand der Stadt“ spielt – wie uns Adela Demetja von der Galerie verrät – auf eine Edition „Der Strand der Städte“ mit Essays, Reportagen und Kolumnen des 1944 geborenen und 1987 auf tragische Weise ums Leben gekommenen Schriftstellers und Journalisten Jörg Fauser an; und wie der Autor habe sich auch der Künstler Hendrik Zimmer für Städte als Schauplatz ihrer Bewohner interessiert – als deren Lebensraum und Spielwiese, als „ein facettenreicher Ort, der die Realitäten der Menschen, die ihn bewohnen, zugleich offenbart und verbirgt“.
Hendrik Zimmer, In der City schwärmen und klagen die Musen, 2016, 190 x 130 cm, Mixed Media on canvas
Zimmer verbindet in seinen als „Décollagen“ bezeichneten Arbeiten – wir erinnern uns an die Künstlergruppe der Affichisten – gefundene Materialien aus Fotografien, Plakaten oder Zeitschriften mit Malerei. Dass Zimmer, 1973 in Frankfurt am Main geboren, Meisterschüler von Professor Tobias Rehberger an der Städelschule, von der Skulptur her kommt, spiegelt sich in seinen Werken auf Leinwand wider: In Rastern und an städtische Architekturen erinnernden Strukturen findet der aufmerksame und geduldig-neugierige Betrachter kleine Welten, ja Universen an menschlichen Aktivitäten, an Handeln und Wandeln, an buntesten und turbulentesten Geschäftigkeiten.
Hendrik Zimmer, o.T. (Milieu), 2016, 160 x 120 cm, Mixed Media on canvas
Wer solch ein Werk in den heimischen vier Ecken sein Eigen nennen darf, kann täglich und stündlich, ja über Jahr und Zeit hinweg, immer wieder Neues, erstaunlicherweise bisher Ungesehenes entdecken und seine eigene Wahrnehmungsfähigkeit schärfen.
Manches Mal scheinen die „Bewohner“ dieser Stadtlandschaften aus seinen Bildern auszubrechen, im Raum auf meisterlich gebogener blecherner Fläche skulpturale Gestalt anzunehmen und ein flirrend-frivoles Eigenleben zu führen – und da ist er wieder, der Bildhauer Hendrik Zimmer!
Hendrik Zimmer, Die Badende, 2016, Sculpture
„Jedes von Zimmers Werken“, schreibt Adela Demetja, „trägt sowohl die physikalischen Fragmente, die einst ein Teil der Stadtlandschaften waren, als auch individuelle Erfahrungen in sich. Sie sind somit zur gleichen Zeit ein persönliches und kollektives Erinnerungsstück.“
Hendrik Zimmer, „Strand der Stadt“, Galerie Heike Strelow, nur noch bis 21. Dezember 2016
Abgebildete Werke © Hendrik Zimmer; Fotos: Galerie Heike Strelow