„Die Kunst von Aardman“ im Deutsches Filmmuseum
Mit Shaun, Wallace und Gromit
Von Winfred Kaminski
Die Besucher der aktuellen Sonderausstellung „Aardman. Art that Takes Shape“ im Deutschen Filmmuseum erwartet eine Riesenüberraschung und ein großartiges Erlebnis. Denn endlich wird es möglich nachzuvollziehen, weshalb die kurzen Filme um „Shaun, das Schaf“ alle Welt fasziniert. Vielen sind Shaun und seine Herde auf den Screens der U-Bahnen begegnet und deshalb vertraut. Nunmehr ist der gesamte Kosmos der Aardman-Studios am Frankfurter Museumsufer zu erleben. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Pariser Museum „Art Ludique“ entwickelt; Diane Launier hat auch die Frankfurter Ausstellung eröffnet.
Direktorin Claudia Dillmann, Diane Launier und ein Dolmetscher (Bild: Sophie Schüler. Quelle: Deutsches Filminstitut)
Die Figuren aus den Aardman-Studios (Bristol) sind längst Ikonen: der Erfinder Wallace, Gromit, der Hund, Morph, Piraten und nicht zuletzt die Protagonisten aus „Chicken Run“ und eben der Namensgeber Aardman.
Key Visual Deutsches Filmmuseum: Die Kunst von Aardman (Quelle: Deutsches Filminstitut)
Aardman war denn auch die erste Figur, mit der die beiden Gründer des Studios hervorgetreten sind. Der Name entstand aus der Verknüpfung von Superman und dem südafrikanischen Tiernamen Aardvark (Erdferkel); ein Wortspiel, das bald allen gefiel. Die Aardman-Studios werden seit langem von einem künstlerischen Dreigestirn bestimmt: Nick Park, Peter Lord und Davis Sproxton. Ihre Technik, die Millionen begeistert, ist die Stop Motion-Technik oder genauer Clay Motion-Technik, denn sie modellieren ihre Figuren aus einem selbstentwickelten lehmähnlichen Material, machen sie lebendig, verleihen ihnen den Atem. Mittlerweile sind es nicht mehr nur Kurzfilme, sondern es enstanden weltweit erfolgreiche abendfüllende Kinofilme wie „Chicken Run“ (mit Dreamworks), „The Curse of the Were-Rabbit“, dann „The Pirates. In an Adventure with Scientists“ (mit Sony Pictures Animation Inc.) und 2015 “Shaun, the Sheep”.
Impressionen: Die Kunst von Aardman (Bild: Sophie Schüler. Quelle: Deutsches Filminstitut)
Die Ausstellung im Filmmuseum gewährt Einblicke in die Arbeit des Studios. Wir können Filmszenen, heitere und ernste, betrachten; in die Bühnenmodelle hineinblicken, wir sehen, wie aus Skizzen schlußendlich Figuren und Puppen werden, und wir kriegen mit, wie inszeniert und gestaltet wird.
Die Künstler von Aardman greifen eine der ältesten menschlichen handwerklichen und künstlerischen Techniken auf, die Arbeit und das Modellieren mit Lehm. Dem Team gelingt es, dem toten formlosen Stoff Gestalt zu verleihen und Leben einzuhauchen und dadurch allerbeste Unterhaltung zu erzeugen. Der Witz der Künstler von Aardman ist unverkennbar britisch. Aber, und das ermuntert, Peter Lord betont: „We think ourselves as a very British studio, by which I mean a very European one too.“ Dieses Zitat findet sich in dem lesens- und anschauenswerten Katalog „Aardman, Art that Takes Shape“, der anläßlich der Ausstellung in Paris entstanden ist und der auch in Frankfurt (Französisch und Englisch) ausliegt.
Impressionen: Die Kunst von Aardman (Bild: Sophie Schüler. Quelle: Deutsches Filminstitut)
Die Arbeiten der Aardman-Studios sind in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Zuerst aber steht da die geniale Kraft, aus Lehm Geschöpfe entstehen zu lassen. Jedoch im Unterschied zur Erschaffung des Menschen durch Gott, der ja im Alten Testament den Menschen an nur einem Tag zum Leben erweckte, kommt es auf das simple Faktum an, daß die Aardman-Künstler für jede Sekunde Film 24 Einzelbilder herstellen müssen. Was das nun für einen abendfüllenden Film bedeutet, kann sich leicht jeder selbst ausrechnen! Vor allem aber muß ja in der Regel nicht nur eine Figur animiert werden, sondern zum Beispiel in „The Curse of the Were-Rabbit“ 500 Kaninchen auf einmal. Dazu braucht es Geduld, Ausdauer und Genie!
Von Kindern gekneteter Shaun (Bild: Sophie Schüler. Quelle: Deutsches Filminstitut)
Die Frankfurter Ausstellung „Aardman. The Art that Takes Shape“ spricht gleichermassen kleine und grosse, junge und alte Besucher an. Sehr sehenswert!
„Die Kunst von Aardman“, Deutsches Filmmuseum, bis 29. Januar 2017