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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für September, 2016

„inside-out redrawing“: Yasuaki Kitagawa im 1822-Forum

2016, September 11.

Von Erhard Metz

Was ist hier eigentlich los? Schon zigmal waren wir im 1822-Forum, der Fördergalerie in der Frankfurter Fahrgasse, aber nun ist alles anders? Wurde hier renoviert? Gar umgebaut? Der Raum scheint enger geworden zu sein, und eine Säule in dessen Mitte haben wir noch nie wahrgenommen. Alles ist sauber verarbeitet, Decken, Wände, Sockel, wie neu! Aber warum das?

Um unsere durchaus nicht unbesorgten Fragen zu beantworten, benötigen wir die freundliche Hilfe des ausstellenden Künstlers – es ist kein anderer als der in Frankfurt am Main und weit darüber hinaus bereits bekannte Absolvent des Jahres 2011 der Städelschule Yasuaki Kitagawa – und des wie stets mit Leib und Seele engagierten Galeristen Max Pauer. Denn: Es ist Konzeptkunst.

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Die Kapelle Ste. Avoye zwischen Auray und Le Bono

2016, September 8.

Eine kleine bretonische Besonderheit

Von Petra Kammann

Inmitten einer malerischen Landschaft mit strohgedeckten alten bretonischen Häusern und üppig wild wuchernden Hortensienbüschen, ganz in der Nähe von Auray in Richtung Le Bono liegt die hübsche Renaissance-Kapelle Ste. Avoye, die wegen ihres Dachgebälks, das an einen Schiffsrumpf erinnert, vor allem aber wegen ihres doppelseitigen Lettners aus geschnitztem und bemaltem Eichenholz so sehenswert ist.

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↑ Eingang mit fürstlichem Wappen
Die Statue der Schutzpatronin, der hl. Avoye, stammt aus dem 16. Jahrhundert

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Am Tage des Kreuzes, dem 14. September 1554, wurde der Grundstein der Kapelle, die der Heiligen Avoye gewidmet ist, gelegt. Diese herrschaftliche Kapelle wurde vom Comte de Lestrelin erbaut, dessen Wappen noch heute über der südlichen Eingangstür prangt. Weiterlesen

Sevilla, die heißblütige Schöne

2016, September 7.

Von Elke Backert

Liegt der Entdecker Amerikas (1492) nun in der Kathedrale von Sevilla begraben oder in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik? Wie dem auch sei: der von vier Statuen flankierte Sarkophag aus Bronze und Alabaster – sie symbolisieren die vier Königreiche León, Kastilien, Aragon und Navarra – wird eine der Touristenattraktionen bleiben. Denn die Legende weiß: Es bringt Glück, mit der Hand über den nackten Fuß der León-Statue zu streichen. Er ist schon blitzblank gerieben.

Sevilla, quirlige Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, Sitz von Regierung und Parlament der autonomen Region Andalusien und viertgrößte Stadt Spaniens, liegt am Fluss Guadalquivir und ist an Schönheit und pulsierender Lebensfreude kaum zu übertreffen.

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↑ Bei einem Schiffstörn lernt man das ehemalige Fischerviertel kennen. Das Schiff passiert auch den argentinischen Pavillon, der anlässlich der Iberoamerikanischen Ausstellung im Jahre 1929 im Maria-Luisa-Park gebaut worden war
↓ Unvorstellbar enge Gässchen führen durch das ehemalige Judenviertel Santa Cruz Weiterlesen

Kulturdezernentin Ina Hartwig eröffnet „Offene Ateliers Ostparkstrasse“

2016, September 5.

Von Erhard Metz

Zu einem Festtag der besonderen Art für die Künstlerinnen und Künstler des städtischen Atelierhauses Ostparkstrasse geriet dieser 3. September 2016: Jenseits des bereits gedruckten und verschickten Programms liess es sich Stadträtin Ina Hartwig, seit 14. Juli 2016 Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, nicht nehmen, an jenem heissen Spätsommer-Nachmittag die zweitägigen „Offenen Ateliers Ostparkstrasse“ nebst anschliessendem Sommerfest höchst persönlich zu eröffnen. Die Künstlerinnen und Künstler zeigten sich ob dieser offiziellen wie zugleich individuellen Wertschätzung sichtlich erfreut und berührt und dankten es Hartwig, gemeinsam mit dem zahlreich erschienenen Publikum, mit anhaltendem Applaus.

Die neue Stadträtin nahm sich trotz aller auf das Dezernat zukommenden komplexen Aufgaben – man denke allein an die Debatte um die Sanierung der Gebäude der Städtischen Bühnen mit Kosten im mittleren dreistelligen Millionenbereich – eineinhalb Stunden Zeit für den Besuch der einzelnen Ateliers und für eingehende Gespräche mit den Kunstschaffenden. In ihrer anschliessenden Ansprache zeigte sie sich beeindruckt von dem künstlerischen Reichtum, der Kreativität und Professionalität, die sie in dem Ateliergebäude angetroffen habe. Einer freien Kunst- und Kulturszene in Frankfurt, zu der auch die weitere Förderung von Arbeitsmöglichkeiten für Künstlerinnen und Künstlern gehöre, messe sie einen hohen Stellenwert zu.

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Stadträtin Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, bei ihrer Eröffnungsansprache, neben ihr die Atelierhaus-Künstlerinnen Kristin Lohmann (Zeichnung, Installation, Skulptur, li.) und Emilia Neumann (Bildhauerei, re.) im Atelier des Malers Thomas Roth
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Tobias Ballweg: „ZuTat“ in der Volksbank Dreieich (Neu-Isenburg)

2016, September 3.

Von Esther Erfert
Kunsthistorikerin

Tobias Ballweg, Künstler aus Dreieich-Buchschlag, ist in seinem künstlerischen Schaffen voller Kontraste und leidenschaftlicher Ausbrüche. Seine Werke bewegen sich zwischen Ornamentalem und Körperlichem, zwischen dem Logischen und Räumlichen und der Gefühlswelt. Ständig um Ausgleich zwischen diesen beiden Polen bemüht, entstehen Arbeiten, die den Betrachter durchaus verwirren können. Ballwegs Bilder schaut man an, aber was der Betrachter vor seinen Werken vor allem macht, ist die Werke zu lesen.

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ZuTat, Mischtechnik auf Leinwand, 2011, 160 x 130 cm Weiterlesen

„Pioniere des Comic. Eine andere Avantgarde“ in der Schirn Kunsthalle Frankfurt

2016, September 2.

Von Winfred Kaminski

Unter der Überschrift „Pioniere des Comic. Eine andere Avantgarde“ präsentiert die Schirn Kunsthalle noch bis zum 18. September 2016 Werke sechs großer amerikanischer Comic-Künstler. Kuratiert hat die Ausstellung Alexander Braun, der auch für den opulenten Katalog einen Großteil der Beiträge geliefert hat. Der ehemalige Chef der Schirn Kunsthalle, Max Hollein, und Kurator Alexander Braun leisten mit dieser Ausstellung nicht weniger als den Nachweis, dass Comics seiner Zeit revolutionär waren – und zwar nicht nur hinsichtlich der Zusammensetzung ihres Publikums, weil sie gleichermaßen Bürgertum, Arbeiterklasse und das Heer der Einwanderer faszinierten. Alle waren angezogen von der neuartigen Seh- und Leseerfahrung, die ihnen die US-amerikanischen Tageszeitungen seit 1897 anboten. Comics waren das erste Bildmedium, das millionenfach reproduziert wurde, lange vor Fernsehen und Internet.

Alexander Braun bietet in seinen monografischen Studien zu Winsor McCay (1871-1934), Lyonel Feininger (1871-1956), Charles Forbell (1884-1946), George Herriman (1880-1944), Cliff Sterrett (1883-1964) und Frank King (1883-1969) etwas Neues. Im Unterschied zu den schon vorliegenden historischen, soziologischen und pädagogischen Studien zu Comics zielt er auf eine strikt kunstwissenschaftliche und kunstgeschichtliche Sichtweise. Zwar erfahren wir auch in der Ausstellung einiges über die Kämpfe der damaligen Tageszeitungen um die besten und begabtesten Köpfe, aber noch mehr informiert uns Ausstellung und Katalog über die häufig unterschätzte Beziehung der Comic-Künstler zur damals zeitgenössischen Ästhetik.

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Winsor McCay
↑ Little Nemo in Slumberland, Sonntagsseite, The New York Herald, 3. Dezember 1905, Privatsammlung
↓ Little Nemo in Slumberland, Sonntagsseite The New York Herald, 23. September 1906, Privatsammlung

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Museum Sinclair-Haus: „Sünde und Erkenntnis. Die Frucht in der Kunst“

2016, September 1.

Lust für die Augen“ bringt Sünde und Erkenntnis

Von Hans-Bernd Heier

Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze“ (1. Mose 3, „Der Sündenfall“).

Am Anfang war der Apfel. Bis heute ist er ein Symbol für Sünde wie auch für Erkenntnis. Nachdem Adam und Eva verbotenerweise von der Frucht gekostet hatten, wurden sie aus dem Paradies vertrieben, das in der Bibel als ein blühender Garten mit unzähligen Obstbäumen mit verlockenden Früchten dargestellt ist.

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Rainer Fetting, Äpfel aus Karwe II und Äpfel aus Karwe I, beide 1993, Öl auf Leinwand; © Rainer Fetting, Fotos: FeuilletonFrankfurt

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