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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Absolventenausstellung 2016 der Städelschule im MMK 3 „Croissant“ (2)

Auch so könnte man es sich vorstellen: Da sitzen die diesjährigen Absolventen der Städelschule vormittags beisammen bei Kaffee und – Croissants – , köstlich, unsereiner verspeist, wenn er ihrer habhaft wird, gut und gerne zwei zum Frühstück, selbst drei wären nicht ausgeschlossen. Und wenn man in besagter Runde sich nun noch für die bevorstehende Absolventenausstellung einen Titel aus der Kopfhaut massieren will – na eben: Croissant! Aber so einfach ist die Sache mal wieder nicht, hatte man doch eine andere Bedeutung des französischen Wortes im Sinn: „croissant“ im Sinne von steigend, zunehmend, wachsend – très bien, mes dames et messieurs, endlich mal was in Französisch statt dem ewig-langweiligen Kunst-Englisch: Quelle inspiration magnifique! Bravo, chapeau et félicitations!

Neben dem Gewinner des Absolventenpreises Stuart Middleton verliessen 25 weitere – jetzt ehemalige – Studierende den sicheren Hort dieser einzigartigen Kunsthochschule; es geht fortan hinaus in die freie wie raue Welt einer Existenz am Kunstmarkt, denn Künstlerinnen und Künstler müssen mit ihren Ideen, ihrer Kreativität und – was bei allem nicht zu kurz kommen darf – ihrem (auch und gerade) handwerklichen Können ihren künftigen Lebensunterhalt verdienen. Und das wird beileibe nicht einfach sein! Denn: „Wer Künstler werden will, muss Risiken eingehen“, bekannte jüngst HfG-Präsident Professor Bernd Kracke bei der Rundgangsveranstaltung der Kunsthochschule im benachbarten Offenbach.

Zu denen, die dieses Risiko nicht scheuen, zählen dieses Jahr neben Stuart Middleton und den Studierenden, deren Arbeiten wir nachfolgend (und stellvertretend für all die anderen) abbilden, die vormaligen Studentinnen und Studenten William Alexander Bacon, Kitsum Cheng, Andrew de Freitas, Anders Dickson, Lina Hermsdorf, Benjamin Horns, Martin Kähler, Theresa Kampmeier, Ellen Yeon Kim, Soojung Kim, Yuki Kishino, Chloé Malcotti, Aislinn McNamara, Luzie Meyer, Xerxes Oakman, Bonny Poon und Elif Saydam aus den Klassen der Professorinnen und Professoren Peter Fischli, Douglas Gordon, Judith Hopf, Michael Krebber, Tobias Rehberger, Willem de Rooij, Amy Sillman und Josef Strau.

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Olga Cerkasova, Dead or alive, 2016, Acrylic on canvas

Bereits zum achten Mal stellt das MMK 3 den ehemaligen Zollamtssaal für die Absolventenausstellung der Städelschule als einen institutionellen Rahmen zur Verfügung und setzt damit die erfolgreiche Kooperation mit der Hochschule fort, aus der in den vergangenen Jahren schon zahlreiche Ankäufe für die MMK Sammlung hervorgegangen sind. Und wiederum setzen die Schulabgänger ihre Kreativität und ihr thematisches Material in den künstlerischen Medien Malerei, Video, Installation, Performance sowie Skulptur um.

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James Gregory Atkinson erläutert seine Arbeit „Hypersensitive (Blowing things out of  proportion)“, 2016, Inkjet print mountet on Dibond; neben ihm die Ko-Kuratorin der Ausstellung Sabrina Franz

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Eine sehr schöne, intelligent wie homorvoll erdachte zweiteilige Arbeit zeigt Jasmin Werner: „ambivalent ladder (Entrance Sans Souci)“ – oben – und „ambivalent ladder (Exit Cascade)“ – unten -, erstere zu Beginn, letztere am Ende des Ausstellungssaals, beide aus 2016, die Werkbeschreibungen lauten „Aluminum, thread rods, wing screws, thermal paper“. Sinnbild für Aufstieg und Fall einer Künstlerexistenz, für deren Fragilität? Nicht doch, wer von der Städelschule kommt, hat das Ticket zum Erfolg zumeist bereits in der Tasche!

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Wir bekennen gerne: Die Videoinstallationen von Franziska Wildt faszinieren uns vom ersten Moment an. Eine Zaubermeisterin! Da gibt es nur eines: hingehen und anschauen!

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Ikue Higuchi, Someone’s portrait, 2016, Fabric

Zwei schöne Arbeiten, die eine, mittelformatig auf Leinwand (links), die andere, kleinformatig auf Papier (rechts), sehen wir von Martin Kozlowski.

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Magnus Andersen zeigt eine Kombination aus Malerei und Skulptur, der Rahmen ähnelt einem Kaminportal

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Magnus Andersen, Arte et Marte, 2016, Acrylic, chalk and glue on canvas, wood

Der Hingucker zum US-amerikanischen Wahlkampf: die himmelhohe Arbeit von Anina Troesch: Was ist aus der stolzen „Stars and Stripes“ geworden? Die Stripes hängen lustlos-schlaff herunter, und die Stars? Zwei sind noch übrig geblieben – symbolisieren sie den finalen Showdown zwischen Kandidatin und Kandidat?

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Anina Troesch, flag, 2016, fabric

Eine kleine Auswahl von Arbeiten nur, sie mögen in der hochkarätigen, absolut sehenswerten Ausstellung für all die anderen Absolventinnen und Absolventen stehen, von denen wir gewiss früher oder später hören – und vor allem sehen – werden!

Zwei Absolventinnen, Ellen Yeon Kim und Franziska Wildt, zeigten am Eröffnungsabend jeweils eine Performance, ein zweifellos anspruchsvolles, aber auch flüchtiges, oft situationsbezogenes künstlerisches Medium, welches sich meist nur schwierig beschreiben oder visuell dokumentieren lässt.

Zur Ausstellung erscheint eine von den Absolventen entworfene lose Sammlung von Karten. Die offene Form dieser Publikation soll die Vielfalt der Künstlerpositionen repräsentieren.

Ausstellung „Croissant. Absolventen der Städelschule 2016“, Museum für Moderne Kunst / MMK 3, bis 14. August 2016

Abgebildete Werke © jeweilige Künstlerinnen / Künstler; Fotos: FeuilletonFrankfurt


→ Absolventenausstellung 2016 der Städelschule im MMK 3 „Croissant“ – Absolventenpreis an Stuart Middleton

 

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